Beim VfB Stuttgart hat Mittelfeldmann Christian Tiffert das Leben genossen, in Kaiserslautern ist er ein Führungsspieler.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)
Stuttgart - Ein entspannter Typ ist der "Tiffi", wie sie Christian Tiffert schon zu VfB-Zeiten gerufen haben, stets gewesen. Daran hat sich in den vier Jahren, die der 28-Jährige aus Stuttgart weg ist, nichts geändert. Nur einige Prioritäten, das räumt der Mittelfeldspieler gerne ein, haben sich verschoben.

Also hat Christian Tiffert seine zweijährige Tochter Mila auf dem Schoß, als er von seinem Fußballerleben in Kaiserslautern erzählt. "Als junger Spieler genießt man das ein oder andere – ohne dass darunter die Leistung leiden muss", sagt Tiffert, der inzwischen zweifacher Familienvater ist – Sohn Liam kam am 20. Oktober zur Welt: "Inzwischen bin ich aber doch ein wenig ruhiger geworden." Das neue Leben, sein verändertes privates Umfeld ("Ich wohne das erste Mal auf dem Land") tun Tiffert auch sportlich gut. Für Lautern hat er bereits fünf Tore vorbereitet und eines – am zweiten Geburtstag seiner Tochter – beim 3:0 gegen Gladbach selbst geschossen.

In der Pfalz nennt man ihn "den Mann für den Risikopass". Denn anders als früher beim VfB übernimmt der Spieler aus Halle an der Saale, der 2000 mit 18 von Tennis Borussia Berlin nach Stuttgart kam, viel Verantwortung.

Die zweite Liga hat Tiffert gutgetan


"Ich spiele hier zentraler", sagt er, "daher bin ich mehr im Geschehen drin. Für die Außenposition wie in Stuttgart bin ich nicht so gemacht. Da habe ich mal gut und dann mal schlecht gespielt." Also hat man Tiffert 2006 für verzichtbar erklärt. Der spätere Meistertrainer Armin Veh sah keine Verwendung mehr für ihn.

Für 1,3 Millionen Euro wechselte Tiffert als Letzter aus der ersten Generation der jungen Wilden mit Alexander Hleb, Kevin Kuranyi oder Andreas Hinkel nach Österreich, wo er bei Red Bull Salzburg auf seinen alten Trainer Giovanni Trapattoni traf. Am Ende stand der Meistertitel – doch Tiffert verließ die Bullen bereits nach einer Saison. Richtig wohl hat er sich dort nie gefühlt. Auch, weil es in der "Trapatthäus-Ära" mit der Doppelspitze um den italienischen Maestro und Lothar Matthäus viel um persönliche Eitelkeiten, aber nicht immer um Fußball ging.

Es folgte die Station MSV Duisburg, der Abstieg in die zweite Liga, das Zerwürfnis mit dem Trainer Rudi Bommer – und schließlich das Comeback unter Peter Neururer. "Die zwei Jahre zweite Liga haben mir gutgetan", erzählt Tiffert, "denn ich habe das Kämpfen gelernt – und mich nicht hängen lassen."

Tiffert: "VfB gehört da unten nicht hin"


In Kaiserslautern zählt der ehemalige U-21-Nationalspieler unter dem Trainer Marco Kurz zu den festen Größen. Er stand bisher ausnahmslos in der Startelf – und rangiert mit einem Notendurchschnitt von 2,9 in der Hitliste des "Kicker" in der Rubrik "Top-Feldspieler" ligaweit auf dem zehnten Platz. "In Kaiserslautern wird der Fußball von den Menschen gelebt. Bei unseren Heimspielen bebt der Betze, weil wir immer volle Unterstützung bekommen", sagt Tiffert, der gegen seinen alten Club einen heißen Tanz erwartet.

"Der VfB ist auf dem aufsteigenden Ast. So einen Kantersieg wie das 6:0 gegen Bremen » muss man erst mal hinbekommen", sagt der 28-Jährige, dessen Bruder und Schwager in Stuttgart leben. Doch sportliche Kontakte zum VfB pflegt Tiffert keine mehr – aus dem aktuellen Kader hat er nur mit Matthieu Delpierre, Cacau und Christian Gentner zusammengespielt.

"Von der Tabellensituation her treffen zwei unmittelbare Konkurrenten aufeinander. Obwohl der VfB mit seinen Möglichkeiten da unten eigentlich nicht hingehört", sagt Tiffert. Anders als die Stuttgarter legte der FCK einen guten Saisonstart hin. Doch nach sechs Niederlagen in den vergangenen sieben Jahren ist der Club inzwischen von Platz zwei auf Rang 15 gerutscht, liegt aufgrund des schlechteren Torverhältnisses direkt hinter dem VfB. Tiffert weiß die Lauterer Verhältnisse dennoch zu schätzen. "Der FCK ist ein toller Verein", sagt er, "hier zerfleischt sich keiner, auch wenn es wie momentan nicht so gut läuft."