Gut gegründet Felix Leimeter hat sich mit einer mobilen Polsterreinigung mitten in der Coronazeit selbstständig gemacht. Den Neustart hat er neben seinem festen Job gewagt.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Die Situation hat er noch genau im Kopf. Sein Sofa hatte damals durch ein Missgeschick der Kinder einen dicken Fleck abgekriegt und musste gereinigt werden, erzählt er. Das war mitten in der Coronazeit im Jahr 2020. In seinem Bekannten- und Kollegenkreis habe er sich dann umgehört und nach praktischen Lösungen gefragt. Welche Möglichkeiten gibt es denn, das Sofa wieder sauber zu bekommen?

 

Über diese Situation und Recherche sei er dann auf die Idee gekommen, sich mit einer Polsterreinigung selbstständig zu machen, erzählt Felix Leimeter. „Eine Polsterreinigung hatte ich vorher nie auf dem Schirm“, räumt er ein. Zugegeben: In der Coronazeit sei der Neustart etwas verhalten gelaufen, es seien recht schwierige Anfangsbedingungen gewesen. Inzwischen habe er jedoch bereits einige Stammkundschaft gewonnen.

Der Neustarter legt Wert darauf, biologisch abbaubare Mittel zu verwenden

Felix Leimeter hat Beispiele und Bilder, die das Vorher und Nachher dokumentieren und mit denen er für seine Dienstleistung wirbt. Da ist etwa ein Sessel, der auf der Sitzfläche mit vielen verschiedenen Flecken übersät ist und wirklich nicht mehr schön anzusehen ist. Danach ist die Sitzfläche wieder von allen Verunzierungen befreit. Die Bilder zeigen verschiedenste Stoffe: Velourstoffe, Mikrofaser, aber auch Leder – und ganz unterschiedliche Sitzmöbel. Vom Sofa bis zum Autositz reicht die große Bandbreite, die Leimeter auffrischt.

Leimeter legt, wie er sagt, Wert darauf, umweltfreundliche Mittel zu verwenden. Die Mittel seien allesamt tensidfrei, silikonfrei und phosphatfrei, Oxidationsmittel kämen keine zum Einsatz. „Die verwendeten Mittel sind biologisch abbaubar“, so Leimeter. Für die Reinigungen würden neben biologischen Produkten auch Geräte mit hoher Qualität eingesetzt. Bei seinem Verfahren handele es sich um ein Sprühextraktionsverfahren. Die Reinigung laufe in vier Schritten ab: einer Vorbehandlung, Tiefenreinigung, Geruchsneutralisierung sowie Imprägnierung. „Bei unangenehmen Gerüchen wird beispielsweise Nikotingeruch oder auch Schweiß- und Uringeruch gebunden und beseitigt.“ Er reinige grundsätzlich das ganze Polster und nicht nur einzelne Flecken.

Manche Stücke haben Reinigungsversuche der Kunden hinter sich

Allerdings habe auch die professionelle Reinigung ihre Grenzen, wie der Neustarter deutlich macht. Der Versuch, selber einen Rotweinflecken zu entfernen, sei etwa bei einem Kunden gründlich schief gegangen. „Manche Stücke haben Reinigungsversuche der Besitzer hinter sich“, sagt Leimeter aus Erfahrung. Manchmal ließen sich die Folgen gut ausgleichen, manchmal aber sei der erwünschte Zustand nicht mehr zu erreichen. „Wenn ein Sessel verbleicht wurde, kann man die Farbe nicht wieder herstellen“, sagt Leimeter. Zudem sehe er auch manche Mittel kritisch, die frei verkäuflich sind, wenn er auf die Inhaltsstoffe schaue. „Manche Sprays und Reinigungspulver sollten aus den Regalen verschwinden, wenn man die Umweltbelastung betrachtet“, sagt Leimeter.

Die mobile Polsterreinigung managt er von der Wohnung aus

Seine Kunden kommen unter anderem aus Fellbach, dem Rems-Murr-Kreis, aus Stuttgart und dem Kreis Ludwigsburg – es sind Kunden aus der ganzen Region, die der Existenzgründer ansteuert. Die Dienstleistung bietet er sowohl für Privatpersonen als auch Unternehmen an. In seinem Hauptberuf ist der 29-Jährige bei einem namhaften Marktführer im Großhandel tätig. Daher sind die Zeiten, in denen er mit der mobilen Polsterreinigung auf Tour gehen kann, auch bisher auf die Nachmittage und den Samstag begrenzt. Er sei auf längere Sicht daran interessiert, einen weiteren Mitarbeiter zu gewinnen, um dann Termine auch vormittags anbieten zu können.

Eine Existenzgründung in diesen unsicheren Zeiten? Was seinem Neustart zu Gute komme, sei die überschaubare Investition, die er aufbringen musste. „Die Bürokratie und die Terminorganisation läuft digital“, sagt Leimeter. Er kann den Reinigungsdienst von seiner Wohnung aus managen. Für den Kundenbesuch brauche er Equipment, das in eine Tasche passe und das hochwertige Reinigungsgerät. Da er Reinigungsgeräte auch verleihe, habe er mittlerweile ein kleines Lager, um diese dort unterzubringen.

Und wie sieht sein Kundenkreis aus? Menschen, die empfindlich auf Hausstaub oder Milben reagieren, gehörten beispielsweise dazu. Aber auch Haushalte mit einem vierbeinigen Familienmitglied. Wenn die geliebten Hunde und Katzen mit aufs Sofa dürfen, dann bleibt das meist nicht spurenlos. Auch Haushalte mit kleinen Kindern oder körperlich eingeschränkte Menschen, denen die Reinigung schwer falle, fragten die Dienstleistung nach.

Beim Maikäferfest und auch beim Fellbacher Herbst dabei

Felix Leimeter, der in Fellbach-Oeffingen wohnt, ist zudem Mitglied im Fellbacher Stadtmarketing und hat bereits zwei Mal beim verkaufsoffenen Sonntag beim Maikäferfest mitgemacht. In der südlichen Bahnhofstraße war er mit einer Präsentation und Aktionen vertreten. Beim verkaufsoffenen Herbst-Sonntag, 8. Oktober, von 12.30 bis 17.30 Uhr plant er wieder mitzumachen.

Der Mann aus Oeffingen hat übrigens auch manch eigenen Stück schon zu einem verlängerten Leben verholfen. Eine längere Lebensdauer von Möbeln, das sei auch ein Stück Nachhaltigkeit. Der Designersessel, der in seiner Wohnung steht, sah äußerst mitgenommen aus, wie er auf einem Foto zeigt. „Ich war selber überrascht, dass das so geklappt hat“, sagt er und zeigt auf den properen Sessel: „Da waren aber auch mehrfache Reinigungsschritte nötig.“ Die Internetseite ist gleichnamig mit dem Firmennamen www.derpolsterreiniger.de. Übrigens hat der Neustarter sein Logo selbst entworfen. Ein Sessel mit Handfeger, dazu Sternchen, das Ganze in grüner Farbe gezeichnet.

Tüftler und Unternehmer

Die Serie
Corona, Inflation und stotternder Wirtschaft zum Trotz – im Land der Tüftler und Unternehmer wagen nach wie vor Menschen den Weg in die Selbstständigkeit. Ob mit neuen Erfindungen, innovativen Ideen oder auch ganz neu gedachten bewährten Geschäftsmodellen: In unserer Serie „Gut gegründet“ stellen wir Jungunternehmer aus dem Rems-Murr-Kreis vor.

Heterogene Branche
Die Textil-Dienstleistungsbranche ist von einer großen Heterogenität geprägt wie der Textilreinigungsverband berichtet. Von der kleinen Reinigung als Zweimannbetrieb bis hin zur industriellen Großwäscherei mit mehreren Hundert Angestellten seien eine Vielzahl unterschiedlichster Betriebsformen und -größen auf dem Markt vertreten. Verlässliche Zahlen zur Branche seien derzeit nur schwer verfügbar. 2008 seien im Zug von Änderungen der Wirtschaftskennziffern in der EU, und damit auch durch das Deutsche Statistische Bundesamt, Firmen der Textil-Dienstleistungsbranche teilweise anderen Wirtschaftszweigen zugeordnet. Das mache nun differenzierte Aussagen über die Branche schwierig.