Reportage: Frank Buchmeier (buc)
 

Die Vergangenheit trägt den Namen Morgan. Sie hat einen Rahmen aus Eschenholz, darüber eine dachlose Karosserie. Sie kombiniert die Linienführung eines Roadsters mit einem röhrenden Benzintriebwerk. Seit einem Jahrhundert werden nach diesem Rezept bei der Morgan Motor Company charakterstarke Fahrzeuge hergestellt. Heutzutage lebt die englische Marke von der Aura des Nostalgischen. Oder wie es Joachim Steck ausdrückt: „Unser modernes Leben ist kompliziert genug, da will ich wenigstens einen Wagen fahren, der aufs Wesentliche reduziert ist.“

Steck, mit seinen 57 Jahren nach eigener Wahrnehmung „ein alter Sack“, verkaufte früher Teppiche, dann stieg er auf Betten um. Morgan war für ihn lange Zeit lediglich ein nettes Freizeitvergnügen. Als der Stuttgarter Händler seines Vertrauens Ende 2012 pleite ging, beschloss Steck, das Geschäft unter dem in der Szene etablierten Namen Merz & Pabst weiterzuführen. Er mietete die ehemaligen Betriebsgebäude eines Reifenservices, stellte eine Flasche Gin ins Regal und hängte einen Union Jack an die Wand. Seither pilgert eine treue Fangemeinde aus ganz Süddeutschland nach Nürtingen. Republikweit gibt es nur noch im westfälischen Unna und in Hamburg weitere Morgan-Händler.

Das Image der britischen Skurrilität

Obwohl das Spitzenmodell an der 100 000-Euro-Preisgrenze kratzt, ist ein Morgan ein Sportwagen, der keinerlei Neidgefühle erzeugt: Das Image der britischen Skurrilität sichert ihm jedermanns Sympathie. Wer kauft sich so ein Auto? „Außergewöhnliche Individuen, technikaffine Männer um die 50“, antwortet Steck. „Nicht angepasst. Umgänglich. Keine Angeber.“

Rund 45 Morgans werden in diesem Jahr in Nürtingen ausgeliefert, das entspricht knapp fünf Prozent der gesamten Jahresproduktion. Gerade einmal 170 Mitarbeiter schrauben im britischen Malvern acht verschiedene Modelle zusammen. Es gibt in dem Backsteinbau keine Förderbänder und keine Roboter. Nur Handarbeit. Um Kunden ihr Wunschfahrzeug innerhalb eines zumutbaren Zeitraums liefern zu können, muss der Händler Steck sogenannte „Build-Slots“ erwerben. Die nächsten dieser Bauplätze hat er für diesen Monat gebucht. Wenn sich keiner findet, der sein Weihnachtsgeld für einen nach seinen Vorstellungen kreierten Morgan ausgeben will, hat er Pech gehabt.

Die Vergangenheit trägt den Namen Morgan. Sie hat einen Rahmen aus Eschenholz, darüber eine dachlose Karosserie. Sie kombiniert die Linienführung eines Roadsters mit einem röhrenden Benzintriebwerk. Seit einem Jahrhundert werden nach diesem Rezept bei der Morgan Motor Company charakterstarke Fahrzeuge hergestellt. Heutzutage lebt die englische Marke von der Aura des Nostalgischen. Oder wie es Joachim Steck ausdrückt: „Unser modernes Leben ist kompliziert genug, da will ich wenigstens einen Wagen fahren, der aufs Wesentliche reduziert ist.“

Steck, mit seinen 57 Jahren nach eigener Wahrnehmung „ein alter Sack“, verkaufte früher Teppiche, dann stieg er auf Betten um. Morgan war für ihn lange Zeit lediglich ein nettes Freizeitvergnügen. Als der Stuttgarter Händler seines Vertrauens Ende 2012 pleite ging, beschloss Steck, das Geschäft unter dem in der Szene etablierten Namen Merz & Pabst weiterzuführen. Er mietete die ehemaligen Betriebsgebäude eines Reifenservices, stellte eine Flasche Gin ins Regal und hängte einen Union Jack an die Wand. Seither pilgert eine treue Fangemeinde aus ganz Süddeutschland nach Nürtingen. Republikweit gibt es nur noch im westfälischen Unna und in Hamburg weitere Morgan-Händler.

Das Image der britischen Skurrilität

Obwohl das Spitzenmodell an der 100 000-Euro-Preisgrenze kratzt, ist ein Morgan ein Sportwagen, der keinerlei Neidgefühle erzeugt: Das Image der britischen Skurrilität sichert ihm jedermanns Sympathie. Wer kauft sich so ein Auto? „Außergewöhnliche Individuen, technikaffine Männer um die 50“, antwortet Steck. „Nicht angepasst. Umgänglich. Keine Angeber.“

Rund 45 Morgans werden in diesem Jahr in Nürtingen ausgeliefert, das entspricht knapp fünf Prozent der gesamten Jahresproduktion. Gerade einmal 170 Mitarbeiter schrauben im britischen Malvern acht verschiedene Modelle zusammen. Es gibt in dem Backsteinbau keine Förderbänder und keine Roboter. Nur Handarbeit. Um Kunden ihr Wunschfahrzeug innerhalb eines zumutbaren Zeitraums liefern zu können, muss der Händler Steck sogenannte „Build-Slots“ erwerben. Die nächsten dieser Bauplätze hat er für diesen Monat gebucht. Wenn sich keiner findet, der sein Weihnachtsgeld für einen nach seinen Vorstellungen kreierten Morgan ausgeben will, hat er Pech gehabt.

Wer nicht warten will, kann gegen Bares eines der Fahrzeuge mitnehmen, die in den Hallen herumstehen. Etwa einen taubengrauen 3 Wheeler für 43 410 Euro. Das Dreirad ist zwar das neueste Morgan-Modell, doch es orientiert sich an einer Konstruktion von vor dem Ersten Weltkrieg. Der Motor (ein Zweizylinder à la Harley-Davidson) wird nicht unter einer Haube versteckt, keine Kotflügel verdecken die Vorderräder. Der 3 Wheeler ist ein Gegenentwurf zu all den SUV, die tonnenschwer auf den Asphalt drücken: Er wiegt vier Mal weniger als eine Mercedes M-Klasse – und die größere Show bietet der Kleine sowieso.

Schön, schnell und teuer: der Pagani Huayra

Geht es noch extravaganter? Und ob! Zu gerne würde man die Flügeltüren des Pagani Huayra öffnen, sich in die roten Schalensitze zwängen und an den glänzenden Schaltern herumspielen. Wäre da nicht ein Zettel an der Windschutzscheibe: „Bitte nicht berühren. Please don’t touch.“ Also warten wir brav, bis uns der Hausherr einen Einblick in sein teuerstes Ausstellungsstück gewährt.

Robert, genannt Bob, Forstner war einmal Autohändler, heute versteht er sich eher als Kunsthändler. „Die Fahrzeuge, die ich verkaufe, sind Kulturgüter“, sagt er. „Manche sind für die Straße eigentlich viel zu schade.“ Tatsächlich gibt es Kunden, die ihren Pagani nicht in die Garage, sondern ins Wohnzimmer stellen. Dann setzen sie sich aufs Sofa und ergötzen sich an den opulenten Formen der italienischen Schönheit, etwa an den Rückspiegeln, die filigran wie Orchideen aus den Kotflügeln zu wachsen scheinen. Oder sie streicheln ihr über die zarte Karbonhaut, die sich über ein Edelstahlskelett spannt. Die Namen solcher Liebhaber nennt Forstner nicht, Diskretion ist in seinem Luxuswagengeschäft ebenso unerlässlich wie tadellose Umgangsformen. Er verrät lediglich, dass zu seinen Kunden Fußballprofis, Filmstars und Monarchen zählen. Wer sonst leistet sich ein Auto, das 1,5 Millionen Euro kostet?

Eine vorzügliche Geldanlage

Ein Pagani kann, sofern man ihn nicht an einer Leitplanke deformiert, eine vorzügliche Investition sein. Das erste Modell, der Zonda, kam 1999 fabrikneu für 300 000 Euro in den Verkauf, heute wird für gebrauchte Zondas das Drei- bis Fünffache geboten. Was vor allem daran liegt, dass jährlich nur zehn Exemplare die Manufaktur in San Cesario sul Panaro verließen. Für das im Sommer 2011 vorgestellte Nachfolgermodell Huayra wurden die Kapazitäten auf vierzig Stück erhöht. Weil reiche Amerikaner, Russen, Araber und Chinesen solche Supercars gerne horten, landen pro Jahr lediglich drei bis vier Paganis in Deutschland – und zwar zunächst bei Bob Forstner in Stuttgart-Plieningen, Dreifelderstraße 2.

Bob Forstner – 61 Jahre alt, verheiratet, zwei erwachsene Kinder – hat nach dem Abitur auf einem englischen Eliteinternat in Tübingen Jura studiert. Doch eigentlich interessierte er sich schon immer mehr für Pferdestärken als für Paragrafen. Mit Mitte 20 eröffnete er eine kleine Autowerkstatt in Kemnat und schraubte an den Karren amerikanischer GIs herum. 1986 bekam er einen Händlervertrag für die US-Traditionsmarke Jeep, später sattelte er auf Bentley und Lamborghini um. Bei seinen Besuchen in der italienischen Sportwagenschmiede freundete er sich mit dem Designer Horacio Pagani an. Als der gebürtige Argentinier damit begann, seine Ideen auf eigene Rechnung umzusetzen, wurde Forstner zum Exklusivimporteur für Deutschland auserkoren.

„Schauen wir uns das schwäbische Herz an“, sagt Bob Forstner und öffnet die Lederriemen an der Motorhaube des Huayra, die an Verschlüsse von alten Koffern erinnern. Auf dem Triebwerk prangen drei Buchstaben: AMG. Den Zwölfzylinder mit sechs Litern Hubraum und 730 PS liefert die Mercedes-Tuningtochter aus Affalterbach nach San Cesario sul Panaro. Das Kraftwerk beschleunigt den Huayra in 3,3 Sekunden auf Tempo 100. Auf gerader Strecke erreicht er 360 km/h – zumindest theoretisch. In der Praxis wird wohl niemand einen Pagani auf einer Autobahn ausfahren. Zu groß wäre die Gefahr, dass die exotische Kostbarkeit einen Steinschlag auf die Karbonnase bekommt.