Die "Tough Guys and Girls" vom Albvorland trainieren eisern und machen regelmäßig Bekanntschaft mit den eisigen Neckarfluten.

Stuttgart - Ein Schildchen am See warnt davor, die Schwäne zu füttern, weil die Vögel davon krank werden könnten. Doch die stattlichen Tiere haben ihr zugefrorenes Domizil längst verlassen und sind auf offene Gewässer ausgewichen. Dafür sind andere da, die von dick vermummten Spaziergängern als schräge Vögel oder zumindest komische Käuze eingestuft werden könnten. Es sind Läufer, die trotz Eis und Schnee in teils leichter Sommermontur den See und ein sich anschließendes ehemaliges Motocrossgelände umrunden. Die Sache scheint allen Spaß zu machen. Doch das Laufvergnügen lässt sich noch steigern, etwa durch Schultern dicker Äste, in denen bleischwer die Nässe nistet. Wie sich zeigt, ist das Spaßrepertoire für den pressanten Pulk damit noch lange nicht erschöpft.

Ein Sonntagmorgen im noch fahlen Dezemberlicht beim Hüttensee zwischen Wendlingen und Köngen. Eigentlich beste Frühschoppenzeit. Diejenigen Zeitgenossen, die sich da im ausgewiesenen Naherholungsgebiet offensichtlich so ganz anderen Erholungskriterien unterwerfen, sind bereits erwiesene oder angehende Tough Guys, also so etwas wie zähe Burschen, wobei auch vier Tough Girls innerhalb des 21-köpfigen Teams die Fahne des weiblichen Durchhaltewillens hochhalten.

Der innere Schweinehund soll in die Schranken gewiesen werden


Der Willen aller aber, nämlich den vielzitierten inneren Schweinehund in seine Schranken zu weisen, kennt so etwas wie eine Dreifachhymne: "Auf, auf, auf!", "Los, los, los!" und "Runter, runter, runter!" In wechselnder Folge, aber immer gleich schneidig, kommen die Kommandos aus dem Mund von Markus Ertelt, einem 32-Jährigen mit gestähltem Bilderbuchbody. Er ist das Alphatier und die unbestrittene Autorität bei der ganzen Schinderei. Doch geschenkt wird auch dem Rudelführer nichts, sein Aststück ist das größte, und mit geschätzten zwanzig Kilogramm zugleich auch das schwerste Laufaccessoire.

Die Jungs und Mädels schinden sich ganz streng und genau genommen unter der Vorgabe "Getting tough". Man will sich ertüchtigen, um reif für die Insel zu werden. Denn im englischen Wolverhampton geht alljährlich Ende Januar ein Spektakel über die Bühne, das als klassischer Crosslauf gilt und zwischen 6000 und 10.000 Teilnehmer aus aller Welt zählt. Verstärkt durch drei Bayern war ein Läuferquartett aus dem Raum Nürtingen bereits einmal mit von der schlammigen Partie, diesmal sollen es zwanzig zähe Englandreisende sein, die das Schwabenland vertreten.