Dennoch stellt sich die Frage, wie sich Facebook in den kommenden Jahren weiterentwickeln kann. „Innerhalb weniger Jahre kann sich das Image eines Netzwerks so verändern, dass es radikal entwertet wird“, sagt Hendrik Speck. Wie schnell der Wandel gehen kann, zeigen einst stark frequentierte Plattformen wie Myspace, Bebo oder StudiVZ, die inzwischen nur noch ein Schattendasein fristen. „Facebook muss immer versuchen vorauszuahnen, wohin die Trends gehen“, sagt Speck. Das gilt umso mehr, als das Nutzerwachstum bald an Grenzen stoßen dürfte: Bereits ein Siebtel der Erdbevölkerung besitzt einen Facebook-Account; zugleich tut sich der Konzern schwer, in bevölkerungsreichen Staaten wie Indien, Brasilien, Russland und vor allem China Fuß zu fassen. Dies liegt zum einen an lokalen Konkurrenten und – im Falle China – am politischen System. Ein Ziel ist es deshalb, den Umsatz pro Nutzer weiter zu steigern. Bislang erlöst Facebook pro Nutzer im Monat nur 1,21 Dollar. „Kein sonderlich guter Wert“, sagt Hendrik Speck. Zum Vergleich: Google setzt monatlich pro Nutzer 2,10 Dollar um, Ebay 9,50 Dollar und Amazon sogar 24,40 Dollar.

 

Dass Facebook große Innovationskraft besitzt, hat das in Kalifornien ansässige Unternehmen bereits mehrfach bewiesen. Ein Meilenstein war die Einführung des „Gefällt mir“-Knopfes (Like-Button) im Jahr 2010, den mittlerweile auch viele Unternehmen auf ihrer Website verwenden. Internetnutzer können damit Texte, Videos, Produkte oder Unternehmen schnell und unkompliziert über Facebook weiterempfehlen. „Damit hat Facebook das Web neu geordnet“, sagt Klemens Skibicki. Fast jeder Winkel des Netzes sei dadurch mittlerweile „sozialisiert“. Im Mittelpunkt steht also der aktiv agierende und kommunizierende Mensch – im Gegensatz zur klassischen Internetsuche, worauf Google seinen Erfolg begründet hat.

Spekulationen über das Ende von Web 2.0

Dank der raschen Verbreitung internetfähiger Smartphones – allein in Deutschland besitzt nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom mittlerweile jeder Dritte solch ein Gerät – sind damit auch immer mehr Winkel in der realen Welt erschlossen. Mehr als die Hälfte aller Facebook-Nutzer greift bereits mobil – per Handy oder Tablet-PC – auf die Plattform zu. Im Technologieblog Tech-Crunch sprach Autor Keith Teare, der selbst bereits mehrere Internetunternehmen gegründet hat und als Kenner der Szene gilt, jüngst sogar vom Ende des Web 2.0 und dem Beginn der „mobilen Ära“. Auch Facebook sieht dies als Schlüssel für seine weitere Entwicklung an: „Wir glauben, dass der mobile Einsatz von Facebook entscheidend ist, um das Nutzerwachstum und -engagement langfristig zu halten“, heißt es im Facebook-Börsenprospekt. Mit mobiler Werbung erzielt das Unternehmen jedoch noch keine nennenswerten Umsätze. Der erste Schritt ist, das Netzwerk auf mobilen Geräten nutzerfreundlicher zu machen. Der Kauf des ausschließlich für mobile Endgeräte entwickelten Fotodienstes Instagram – ein drei Jahre altes Unternehmen mit einem Dutzend Mitarbeitern, keinem nennenswerten Umsatz, dafür aber 30 Millionen aktiven Nutzern – Anfang April wird daher in Fachkreisen als Signal für die mobile Offensive von Facebook gesehen. Eine Milliarde Dollar legte der Konzern dafür hin. „Das war zweifellos ein geschickter Schachzug, um vor dem Börsengang zu zeigen, dass man es ernst meint mit dem Mobile Business“, sagt Jonas vor dem Esche vom Social Media Think Lab an der Universität Münster. Netzwerkexperte Skibicki sieht den Kauf sogar als Muss an, sei die bisherige Facebook-App doch „unglaublich schlecht“ im Umgang mit Bildern.

Neben dem „Gefällt mir“-Button war die Öffnung der Facebook-Schnittstelle für externe Programmierer im Jahr 2007 ein wichtiger strategischer Einschnitt. Entwickler wie der Spielehersteller Zynga („Farmville“, „Mafia Wars“) können seitdem ihre Anwendungen einbinden. Mittlerweile gibt es rund 600 000 solcher Applikationen. „Diese Öffnung war genial“, sagt Skibicki. Inzwischen könne man innerhalb des Netzwerks so viel machen, dass manch 20-Jähriger heute das Internet mit Facebook gleichsetze. Zudem bieten viele integrierte Online-Spiele für Facebook neben der Werbung eine zweite signifikante Einnahmequelle: 15 Prozent der Erlöse werden hier bereits generiert. Dies funktioniert so, dass Facebook 30 Prozent des Umsatzes, den die Entwicklerfirmen mit dem Verkauf virtueller Güter – etwa Häuser oder Fahrzeuge – innerhalb ihrer Spiele erzielen, einstreicht. Als virtuelle Währung innerhalb des Netzwerks dienen dabei die Facebook Credits, wodurch allein Zynga 2011 real bereits rund eine Milliarde Dollar erlösen konnte.

Das Wachstum stößt an Grenzen

Dennoch stellt sich die Frage, wie sich Facebook in den kommenden Jahren weiterentwickeln kann. „Innerhalb weniger Jahre kann sich das Image eines Netzwerks so verändern, dass es radikal entwertet wird“, sagt Hendrik Speck. Wie schnell der Wandel gehen kann, zeigen einst stark frequentierte Plattformen wie Myspace, Bebo oder StudiVZ, die inzwischen nur noch ein Schattendasein fristen. „Facebook muss immer versuchen vorauszuahnen, wohin die Trends gehen“, sagt Speck. Das gilt umso mehr, als das Nutzerwachstum bald an Grenzen stoßen dürfte: Bereits ein Siebtel der Erdbevölkerung besitzt einen Facebook-Account; zugleich tut sich der Konzern schwer, in bevölkerungsreichen Staaten wie Indien, Brasilien, Russland und vor allem China Fuß zu fassen. Dies liegt zum einen an lokalen Konkurrenten und – im Falle China – am politischen System. Ein Ziel ist es deshalb, den Umsatz pro Nutzer weiter zu steigern. Bislang erlöst Facebook pro Nutzer im Monat nur 1,21 Dollar. „Kein sonderlich guter Wert“, sagt Hendrik Speck. Zum Vergleich: Google setzt monatlich pro Nutzer 2,10 Dollar um, Ebay 9,50 Dollar und Amazon sogar 24,40 Dollar.

Dass Facebook große Innovationskraft besitzt, hat das in Kalifornien ansässige Unternehmen bereits mehrfach bewiesen. Ein Meilenstein war die Einführung des „Gefällt mir“-Knopfes (Like-Button) im Jahr 2010, den mittlerweile auch viele Unternehmen auf ihrer Website verwenden. Internetnutzer können damit Texte, Videos, Produkte oder Unternehmen schnell und unkompliziert über Facebook weiterempfehlen. „Damit hat Facebook das Web neu geordnet“, sagt Klemens Skibicki. Fast jeder Winkel des Netzes sei dadurch mittlerweile „sozialisiert“. Im Mittelpunkt steht also der aktiv agierende und kommunizierende Mensch – im Gegensatz zur klassischen Internetsuche, worauf Google seinen Erfolg begründet hat.

Spekulationen über das Ende von Web 2.0

Dank der raschen Verbreitung internetfähiger Smartphones – allein in Deutschland besitzt nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom mittlerweile jeder Dritte solch ein Gerät – sind damit auch immer mehr Winkel in der realen Welt erschlossen. Mehr als die Hälfte aller Facebook-Nutzer greift bereits mobil – per Handy oder Tablet-PC – auf die Plattform zu. Im Technologieblog Tech-Crunch sprach Autor Keith Teare, der selbst bereits mehrere Internetunternehmen gegründet hat und als Kenner der Szene gilt, jüngst sogar vom Ende des Web 2.0 und dem Beginn der „mobilen Ära“. Auch Facebook sieht dies als Schlüssel für seine weitere Entwicklung an: „Wir glauben, dass der mobile Einsatz von Facebook entscheidend ist, um das Nutzerwachstum und -engagement langfristig zu halten“, heißt es im Facebook-Börsenprospekt. Mit mobiler Werbung erzielt das Unternehmen jedoch noch keine nennenswerten Umsätze. Der erste Schritt ist, das Netzwerk auf mobilen Geräten nutzerfreundlicher zu machen. Der Kauf des ausschließlich für mobile Endgeräte entwickelten Fotodienstes Instagram – ein drei Jahre altes Unternehmen mit einem Dutzend Mitarbeitern, keinem nennenswerten Umsatz, dafür aber 30 Millionen aktiven Nutzern – Anfang April wird daher in Fachkreisen als Signal für die mobile Offensive von Facebook gesehen. Eine Milliarde Dollar legte der Konzern dafür hin. „Das war zweifellos ein geschickter Schachzug, um vor dem Börsengang zu zeigen, dass man es ernst meint mit dem Mobile Business“, sagt Jonas vor dem Esche vom Social Media Think Lab an der Universität Münster. Netzwerkexperte Skibicki sieht den Kauf sogar als Muss an, sei die bisherige Facebook-App doch „unglaublich schlecht“ im Umgang mit Bildern.

Neben dem „Gefällt mir“-Button war die Öffnung der Facebook-Schnittstelle für externe Programmierer im Jahr 2007 ein wichtiger strategischer Einschnitt. Entwickler wie der Spielehersteller Zynga („Farmville“, „Mafia Wars“) können seitdem ihre Anwendungen einbinden. Mittlerweile gibt es rund 600 000 solcher Applikationen. „Diese Öffnung war genial“, sagt Skibicki. Inzwischen könne man innerhalb des Netzwerks so viel machen, dass manch 20-Jähriger heute das Internet mit Facebook gleichsetze. Zudem bieten viele integrierte Online-Spiele für Facebook neben der Werbung eine zweite signifikante Einnahmequelle: 15 Prozent der Erlöse werden hier bereits generiert. Dies funktioniert so, dass Facebook 30 Prozent des Umsatzes, den die Entwicklerfirmen mit dem Verkauf virtueller Güter – etwa Häuser oder Fahrzeuge – innerhalb ihrer Spiele erzielen, einstreicht. Als virtuelle Währung innerhalb des Netzwerks dienen dabei die Facebook Credits, wodurch allein Zynga 2011 real bereits rund eine Milliarde Dollar erlösen konnte.

Konkurrenz für Amazon und Ebay

Ende April kündigte Facebook nun an, diese Credits künftig nicht mehr nur in Online-Spielen einsetzen zu wollen. Damit deutet sich der Vorstoß Richtung Internethandel an. „Das ist für mich langfristig das Geschäftsmodell, das am meisten Erfolg verspricht“, sagt Hendrik Speck. „Facebook kann in Zukunft ein Bezahlsystem anbieten, das auf Werten beruht, die aktueller, umfangreicher und zuverlässiger sind als die anderer Anbieter.“ Dies könnte Facebook auf Augenhöhe mit E-Commerce-Riesen wie Amazon oder Ebay bringen. „Der nächste große Schritt ist sicher der vom Like-Button zum Buy-Button“, sagt auch Klemens Skibicki. Damit würde sich das Unternehmen von der eher emotional dominierten Kommunikations- zur handfesten Handelsplattform weiterentwickeln. Skibicki hält dabei auch eine strategische Allianz von Facebook mit Ebay für möglich – über die Ebay-Tochter Paypal. „Das ist aber noch ein wilder Acker, wo nicht klar ist, welche Pflanze am Ende blühen wird.“