Die Region Stuttgart buhlt um Arbeitskräfte aus dem Ausland: 96 Ingenieure treffen auf 36 Firmen in der Region, die dringend Fachleute brauchen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Luis Lorenzo Rodriguez setzt auf die Region Stuttgart. Der 24 Jahre alte Maschinenbauingenieur hat in seiner Heimat Valencia eine Arbeitsstelle, in einer„kleinen, lokalen Firma“, sagt er. Eigentlich schwebt ihm eine Karriere bei einem internationalen Unternehmen vor. „In Spanien ist es schwer, so eine Stelle zu finden“, erzählt Rodriguez. Deshalb wird er sich hier bewerben, Kontakte zu drei Firmen hat er schon. An seinem Deutsch wird eine Anstellung gewiss nicht scheitern, der 24-Jährige war ein Jahr in München, dort hat er seiner Masterarbeit geschrieben.

 

Tatiana Perez Soriano hat noch keine Deutschkenntnisse, aber das stört die 24 Jahre alte Katalanin nicht. „Nächste Woche beginnt mein Deutschkurs“, sagt die junge Frau. Ihren Bachelor im Fach Leistungselektronik und elektrische Antriebe hat sie in Barcelona gemacht, den Master in Dänemark. „Ich habe fünf Jahre im Ausland gelebt“, sagt Tatiana Perez Soriano. „Ich suche einen Job, der Spaß macht – ob in China oder in Deutschland, das ist mir egal.“

Tatiana Perez Soriano und Luis Lorenzo Rodriguez gehören zu einer Gruppe von 96 spanischen Ingenieurinnen und Ingenieuren, die am Dienstagabend am Flughafen Barcelona vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium begrüßt wurden und dann nach Stuttgart geflogen sind. Gestern fanden, nach einem Empfang im Neuen Schloss, erste Gespräche mit 36 mittelständischen Firmen statt.

Projekt soll Fachkräftemangel eindämmen

„Es ist wichtig, dass gerade in einer Zeit, in der wir um Europa kämpfen, der Binnenmarkt auch bei den Fachkräften einen Schub bekommt“, sagte Finanzminister Nils Schmid (SPD). Angesichts des Fachkräftemangels prüfe man, ob das Modellprojekt, das mit der spanischen Botschaft, der Wirtschaftsförderung der Region und mit der Agentur für Arbeit organisiert wurde, „auf andere Berufsgruppen und Regionen übertragen werden kann“. Die Kosten für die öffentliche Hand betragen 55 000 Euro, bei der Vermittlung eines Bewerbers bezahlen die Betriebe jeweils 1500 Euro.

Der Wirtschaftsförderer der Region, Walter Rogg, betonte die Vorteile für beide Länder. „Bei einer Arbeitslosigkeit von 20 Prozent und einer Jugendarbeitslosigkeit von 45 Prozent in Spanien müssen wir kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir dort um Fachkräfte werben.“ Den Gästen machte Rogg die Qualitäten der Region Stuttgart mit ihren 2,7 Millionen Einwohnern schmackhaft, die „fast auf den Quadratmeter genau“ so groß sei wie Mallorca. Bei einem Anteil von 7,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, das die Firmen für Forschung und Entwicklung ausgeben, erwarte sie ein „hochinnovatives Umfeld“.

Launig erläuterte Pablo Ruiz, der bei dem Esslinger Automatisierungspezialisten Festo tätig ist, worauf es ankomme, wenn man als Spanier hierzulande arbeitet. „Man muss vom ersten Tag an Deutsch lernen, auch wenn man beruflich mit Englisch überleben kann“, sagte der Elektrotechnik- und Wirtschaftsingenieur. Mit dem Wetter komme man klar, wenn man seine Freizeit zu planen verstehe. Und so wenig, wie die Spanier ständig Siesta machten, seien die Deutschen stets schlechter Laune. Das Fazit von Pablo Ruiz: „Diese Region hat sehr viel zu bieten.“