Sport: Marco Seliger (sem)
Den großen Clubs wird das recht sein, eine abwechslungsreiche Fußballkultur sieht aber anders aus.
Ja – und das schlimme ist, dass Fußballnationen mit großer Tradition wie Belgien oder die Niederlande, wenn überhaupt, nur noch Nebenrollen spielen. Ajax Amsterdam zum Beispiel hat 1995 die Champions League gewonnen, Clubs wie der RSC Anderlecht oder Steaua Bukarest aus Rumänien feierten mal große Erfolge. Heute ist es fast undenkbar, dass solche Vereine überhaupt die Vorrunde überstehen. Die Clubs aus Spanien, Deutschland, England, Italien und Frankreich sind unter sich.
Ins Bild der Geschäftemacherei passen die horrenden Ablösesummen, die die Spitzenclubs zuletzt investierten. Was denkt eigentlich der gemeine BVB-Fan aus der Arbeiterklasse, wenn er irgendwann den 105-Millionen-Euro Mann Paul Pogba von Manchester United in Dortmund auflaufen sieht?
Da ist mittlerweile die totale Entfremdung im Gange. Der Fußball entkoppelt sich immer mehr weg von der Basis. Schauen Sie, Henrich Mchitarjan ging ja im Sommer vom BVB zu Manchester United – für eine Ablöse von knapp 40 Millionen Euro. Und mich hat diese Summe gar nicht mehr schockiert.
Warum nicht?
Ob 40, 50, 60, oder 70 Millionen – das ist dem Fan mittlerweile völlig wurscht. Jeder schüttelt bei diesen Summen nur noch den Kopf, und in der Wahrnehmung liegt dann gar kein Unterschied mehr. 40 oder 70 Millionen? Völlig egal. Da liegen aber 30 Millionen Euro dazwischen, das ist ja eigentlich der Wahnsinn. Und so denken nicht nur die Fans im Stehblock – auch der Anhänger auf der Haupttribüne versteht das nicht mehr.