Das Showgeschäft bestimmt: Farin Urlaubs Racing Team kommt beim Gastauftritt in der Stuttgarter Schleyerhalle nicht so richtig in Schwung.

Stuttgart - Die Schwaben sind die Schweizer Deutschlands. Immer neutral bleiben“, sagt der Blonde dort auf der Bühne. Solche Weisheiten sollen ein bisschen provozieren. Ein bisschen halt. Der Blonde ist eingerahmt von einem ganzen Team, weshalb seine Band auch Farin Urlaub Racing Team heißt. Rechts vier Bläser, links vier Sängerinnen, in der Mitte und vorne eine Gitarristin, eine Bassistin und eine Schlagzeugerin. Davor der Blonde. Sie hangeln sich alle ohne große Zwischenansagen von Titel zu Titel, was allein schon einen großen Unterschied zu den Ärzten ausmacht, bei denen der blonde Farin Urlaub ansonsten mitspielt.

 

Dort wird während des Auftritts reichlich gequatscht und werden Bemerkungen ausgetauscht, auch sind die Musiker einfach besser. Vielleicht sind auch deswegen die Ränge der Schleyerhalle schamvoll abgehängt. Nach Angaben des Veranstalter sind es 5000 Besucher, die sich jetzt im Innenraum aufhalten und im Durchschnitt zwischen 18 und 25 Jahre alt sein dürften.

Der Anführer auf der Bühne hat hingegen die Fünfzig überschritten und behauptet trotzdem keck, dass er auch mal 18 gewesen sei. Im Jahr 2002 hat er seine Band aus einer Laune heraus gegründet, mit einem Image, das auch vom Punk beeinflusst gewesen sein mag. Mittlerweile ist das alles vorbei und das Showgeschäft regiert alles. Die erste Stunde des Konzerts vergeht ohne große Dynamiksprünge, der Rhythmus quält sich in einem fort. Danach wird’s ein bisschen lebhafter, aber nicht viel. Der Ausdruck kennt enge Grenzen.

Zwischentöne gehen unter

Immerhin hören wir den Titel „I-Disco“, der vom aktuellen Album kommend dem Ganzen etwas Kontur geben soll. „Wo du bist, ist egal, es gibt sie mittlerweile überall, jedes Mal sind sie schon wieder in der Überzahl“. Des Textes Sinn ist in der Halle schwer zu verstehen, das Ganze ist sehr schlecht ausgesteuert. Punk? Ha. „Du bist umzingelt von Idioten, lebendigen Toten, sie riechen schon ganz schlecht, du bist umgeben von Schwachmaten, sie wissen nichts, sie raten“. Die Zwischentöne gehen im Show-Getümmel allerdings völlig unter.

Schön ist auch der Titel „Die Leiche“, bei dem Farin Urlaubs Gesang etwas besser heraus kommt: „Es schwimmt eine Leiche im Teich. Mein Blick fiel aus dem Fenster, ich sah sie sofort, es schwimmt eine Leiche im Teich, war’s vielleicht ein Unfall, oder war es ein Mord?“. Und später singt der Blonde: „Es schwimmt eine Leiche im Teich, sie hat deine Figur und sie trägt deine Schuh, ich werde ein klein wenig traurig, warum nur, ich weiß es nicht. Ich glaube, ein klein bisschen erinnert sie mich an dich“.

Schwarzer Humor. Tod. Der Urheber hat solche Ideen dazwischen geschmuggelt. Nur spielt das hier keine Rolle. Ein Kick ist’s, nicht mehr.