Die FDP braucht die öffentliche Aufmerksamkeit, um zu überleben. Deshalb scheut sie sich nicht vor Spekulationen darüber, wann Ministerpräsident Kretschmann zurücktreten sollte, meint Maria Wetzel.

Stuttgart - Willkommen im Bundestagswahlkampf. FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke hat in einem Interview schon einmal das Ende der Ära Kretschmann in den Blick genommen. Der grüne Ministerpräsident müsse entweder bei der nächsten Landtagswahl 2021 nochmals antreten oder ein Jahr zuvor das Feld räumen, um seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin einen Amtsbonus für die Wahl zu verschaffen, erklärt der FDP-Landtagsabgeordnete. Alles andere wäre aus seiner Sicht „der größte anzunehmende Unsinn“.

 

Als großen Unsinn könnte man auch betrachten, vier Jahre vor der nächsten Landtagswahl eine Nachfolgedebatte in Baden-Württemberg anzuzetteln. Dass sich Rülke gerade jetzt mit dieser Frage beschäftigt, ist vor allem dem bevorstehenden Landesparteitag und dem traditionellen Dreikönigstreffen der Liberalen in der kommenden Woche in Stuttgart geschuldet – sie sollen der gebeutelten Partei Auftrieb und größtmögliche öffentliche Wahrnehmung bescheren.

Denn die FDP kämpft um ihr Überleben. Wenn sie im September 2017 erneut den Einzug in den Bundestag verpasst, sieht es schlecht für sie aus. Da sind auch die Südwest-Liberalen gefordert, die 2013 mit 6,2 Prozent der Zweitstimmen ihr schlechtestes Ergebnis seit Jahrzehnten holten. Ob ihr die Nadelstiche gegen den beliebten Ministerpräsidenten wirklich nützen, ist alles andere als sicher.