Am 2. und 3. Oktober wird in der Stuttgarter Innenstadt ganz groß die deutsche Einheit gefeiert. Man erwartet rund 500.000 Gäste. Die "Theo" wird dabei zur Partymeile – und muss für gut eine Woche komplett gesperrt werden.  

Stuttgart - Am 2. und 3. Oktober steigt in der Stuttgarter Innenstadt die größte Party des Jahres. An beiden Tagen werden zur Feier des Tags der Deutschen Einheit unter dem Motto „Zusammen einzigartig“ rund 500 000 Besucher erwartet. Das Fest geht in der Landeshauptstadt über die Bühne, weil Ministerpräsident Wilfried Kretschmann am 1. November für ein Jahr den Vorsitz im Bundesrat übernommen hat. Bereits 1997 gab es in Stuttgart eine Einheitsfeier.

 

Die für den Autoverkehr etwa eine Woche lang komplett gesperrte Theodor-Heuss-Straße verwandelt sich am 2. und 3. Oktober in eine Ländermeile mit zahlreichen Pavillons. Dort präsentiert sich mit den sogenannten Zipfelgemeinden auch der Zusammenschluss der jeweils nördlichsten, südlichsten, östlichsten und westlichsten Gemeinde Deutschlands.

Die Namen der Künstler sind noch nicht bekannt

Im Bereich Kirchstraße, Karlsplatz und Königstraße soll es an beiden Tagen ein großes und fröhliches Bürgerfest mit viel Musik und Kultur geben. Auf mehreren Bühnen zeigt Baden-Württemberg seine künstlerische Seite. Welche bekannten Namen auftreten werden, ist noch offen. „Darüber verhandeln wird noch“, heißt es in der Staatskanzlei.

Im Oberen Schlossgarten plant das Land eine Spiel- und Sportarena für Familien, Bundesrat und Bundestag wollen sich auf dem Schlossplatz unter dem Motto „Politik zum Anfassen“ präsentieren. Beim Themenbereich „Neugier trifft Bewegung“ können die Bürger bei Mitmachangeboten ihre wissenschaftlichen und sportlichen Talente entdecken. Offiziell beginnt die Einheitsfeier mit viel bundes- und landespolitischer Prominenz am 3. Oktober mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche, an den sich ein großer Festakt mit zahlreichen geladenen Gästen in der Liederhalle anschließt.

Große organisatorische Herausforderung

„Dieser Mega-Event ist für die Stadt eine große Chance, sich wie bei der Fußball-WM als gute Gastgeberin zu präsentieren“, sagt Dorothea Koller, die Leiterin des Ordnungsamtes. „Es ist aber auch eine große organisatorische und logistische Herausforderung, weil dann auch noch das Volksfest auf dem Wasen läuft.“ Im vergangene Jahr hätten die gut 500 000 Besucher auch das viel größere München organisatorisch ans Limit gebracht.

Die „Theo“ wird eine Woche lang gesperrt

Wegen der Einheitsfeier gibt es im Ordnungsamt bereits einen mit sechs Mitarbeitern besetzten Koordinierungsstab sowie drei Arbeitskreise, die sich mit den Themen Planung, Verkehr und Sicherheit beschäftigen. „Noch sind natürlich zahlreiche Fragen abzuklären“, so Koller. Es seien Rettungswege für Feuerwehr und Rettungswagen festzulegen und zahlreiche berechtigte Interessen der Anwohner zu berücksichtigen. Noch wartet man bei der Stadt auf die inhaltliche Planung des Staatsministeriums, die vermutlich Anfang Mai vorliegen wird. „Erst wenn klar ist, was genau wo stattfindet, können wir Sicherheits- und Verkehrsmaßnahmen im Detail planen“, so Koller. Klar sei allerdings schon jetzt, das die Theodor-Heuss-Straße zwischen dem Rotebühlplatz und der Bolzstraße wegen der umfangreichen Auf- und Abbauarbeiten für die Ländermeile eine Woche lang für den Autoverkehr gesperrt sein müsse. „Wir bemühen uns aber, so wenig Straßenabschnitte wie möglich komplett zu sperren.“

Auch bei der Stuttgarter Polizei bereitet man sich bereits auf diese Herausforderung vor. „Wir werden für diesen wichtigen Einsatz wohl ein paar zusätzliche Hundertschaften brauchen“, meint Pressesprecher Stefan Keilbach. Es gebe bereits einen Planungsstab, der sich mit allen Verkehrs- und Sicherheitsfragen beschäftige. Schließlich sei mit viel politischer Prominenz zu rechnen. In München, wo die Deutsche Einheit im vergangenen Jahr gefeiert wurde, waren bis zu 2500 Polizeibeamte im Einsatz.

Massenansturm auf Bus und Bahn erwartet

Für die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und die Bahn bedeuten die Feierlichkeiten die größte Herausforderung für den Nahverkehr in diesem Jahr. Sie rechnen ebenfalls – wie die Münchner Verkehrsbetriebe vor einem Jahr – an beiden Tagen mit einem Massenansturm auf Bus und Bahn. „Schließlich ist dann ja auch noch das Volksfest auf dem Wasen voll im Gange“, sagt SSB-Sprecherin Susanne Schupp. Auch bei der S-Bahn soll deshalb alles rollen, was Räder hat.

Der Gemeinderat wird sich ebenfalls in Kürze mit der Einheitsfeier beschäftigen. Beim ersten Anlauf war im März eine Vorlage kurzfristig abgesetzt worden, weil es noch Klärungsbedarf in einer Reihe wichtiger Fragen gab. Zu den Fragezeichen gehörte auch der finanzielle Beitrag der Stadt, der 300 000 Euro betragen soll. Im Rathaus gibt es allerdings Stimmen, die betonen, dass diese Summe nicht reichen dürfte, um nach den Feierlichkeiten den lädierten Rasen am Schlossplatz zu sanieren und andere Reparaturen vorzunehmen.