Die Bürger nehmen das Angebot von Mr. Brings in der Adventszeit nicht an. Nun wagt der Lieferservice im Februar eine zweite Testphase. Dieses Mal kooperiert Mr. Brings mit den Einzelhändlern. Kunden sollen ihre Einkäufe im Laden lassen – der Lieferservice holt sie dort direkt ab.

Stuttgart - Bei der Lösung der Probleme mit dem Feinstaub ist jeder Vorschlag willkommen. Aus diesem Grund unterstützt der Bezirksbeirat Mitte und namentlich Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle jede gute Idee, die den Verkehr in der Innenstadt reduziert. Eine dieser Ideen ist der Lieferservice Mr. Brings, der die Einkäufe in der City per Elektro-Lieferwagen zu den Kunden im Stadtgebiet nach Hause bringt. „Daher hat man sogar beim Ordnungsamt große Augen gemacht, dass wir im Bezirksbeirat diese kommerzielle Idee unterstützen“, sagt Veronika Kienzle.

 

Um es vorwegzunehmen: der erste Anlauf dieser Idee ist gescheitert. Die Erfahrungen des Tests an sechs Wochenenden in der Adventszeit sind ernüchternd. Sogar so ernüchternd, dass ein Mitarbeiter von Mr. Brings selbst auf Nachfrage von Veronika Kienzle („Hat’s was gebracht – oder eher nicht?“) im Bezirksbeirat keine konkreten Zahlen zur Nutzung nennen wollte.

Mr. Brings wirft Flinte nicht ins Korn

„Wir haben zwar überwiegend positive Rückmeldung von den Passanten bekommen – aber unterm Strich ist das Angebot nicht so angenommen worden, wie wir uns das erhofft haben“, berichtet ein Mitarbeiter des Lieferservices, der von der Ideenschmiede des Automobilkonzerns Daimler unterstützt wird. Weiter sagt er: „Das Auf- und Abbauen der Annahmestation an der Querspange bedeutete einen erheblichen Aufwand. So hat es sich nicht gelohnt.“

Dennoch wirft Mr. Brings die Flinte nicht ins Korn. Man hoffe, so ein Mitarbeiter der Firma, dass wesentlich mehr Leute das Angebot annehmen würden, wenn sie vor ihrem Einkaufsbummel in der Stadt davon wüssten. Wenn man aber bereits mit dem Auto in die Innenstadt gefahren sei, lohne sich der sechs Euro teure Service nicht mehr.

Über mehr Marketing und Werbung könnte sich dieses Informationsdefizit ändern, so die Vorstellung von Mr. Brings. Konkret: Der Lieferservice hoffte auf die Zustimmung des Bezirksbeirates auf der Königstraße kostenlos einen Infostand zu etablieren.

Keine Werbeaktion auf der Königstraße

Die Ablehnung dieses Antrags formulierte Veronika Kienzle diplomatisch: „Wir wollen keine weitere Werbesäule auf der Königstraße.“ Stattdessen sollten sich E-Mobilisten mit der Region Stuttgart oder der City-Initiative Stuttgart (CIS) zusammensetzen. „Im Übrigen wäre es die Aufgabe der CIS“, legte Kienzle nach, „hier ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Innenstadt zu liefern.“ Bezirksbeirätin Maike Pfuderer (Grüne) ergänzte kopfnickend: „Machen Sie doch an den Haltestellen des VVS und der SSB Werbung, dort wäre sie richtig platziert.“

Womöglich ist das nun gar nicht mehr nötig. Denn Mr. Brings ändert in einer zweiten Testphase im Februar seine Strategie. Statt die Waren bei einer einzigen Stelle in der Stadt abzugeben, sollen die Kunden ihre Einkäufe nun direkt im Laden an der Kasse lassen. Von dort werden sie von Mr. Brings bis 18 Uhr eingesammelt und am selben Tag ausgeliefert. Gleichwohl ist es bei dieser Sache ähnlich wie bei den konkreten Nutzungszahlen nach der ersten Testphase im Dezember. Mr. Brings lässt sich auch hier nicht in die Karten blicken. Bisher ist unklar, ob und welche Händler überhaupt bereit sind, mit dem Lieferservice zu kooperieren. Es könnte also sein, dass diese Idee auch im zweiten Anlauf an der Kasse scheitert.