Ateliermieter im vom Industriegelände zum Künstler- und Vereinsdomizil verwandelten Kill-Areal vernetzen sich und gründen einen Verein.

Fellbach - Außen wird in diesen Tagen noch gebaut, das Vordach über der Anlieferungsrampe neu gedeckt. Aber im Inneren des Kill-Areals hat sich der Wandel vom Industriegelände zum Künstler- und Vereinsdomizil bereits vollzogen. 19 neu aufgeteilte Ateliers sind mittlerweile von 30 Künstlern bezogen worden.

 

An diesem Ort der Kreativität arbeiten die Künstler und Kulturvereine – der Sud Italia Club, demnächst auch der MCC Fellbach, der Minicar Club, im nächsten Jahr voraussichtlich noch der Türkische Verein und der Verein Kroatischer Bürger – nicht nur. Sie haben begonnen, sich zu vernetzen: „Das Kind ist geboren“, sagt Ateliermieter Michael Nothdurft. „Und es hat einen Namen bekommen.“ Das bisher als Kreativfabrik bezeichnete Gebäude wird jetzt selbst Kunst-Werk genannt, wie ein Banner an der Schorndorfer Straße verkündet.

Außer Kunst soll auch ein „soziales Kunstwerk“ entstehen

Kunst-Werk Fellbach heißt auch der vor kurzem auf die Beine gestellte Verein mit 15 Gründungsmitgliedern, in dem die Mieter untereinander und mit der Stadtverwaltung sowie mit Kunst- und Kulturorganisationen in der Region kooperieren. Auf dieser Plattform wollen sie Konzepte entwickeln, wie die von der Stadt Fellbach an den Verein vermietete, 160 Quadratmeter große Ausstellungsfläche genutzt und vermarktet werden kann. Michael Nothdurft, der Vorsitzende, stellt sich zudem vor, dass in den ehemaligen Fabrikhallen außer Kunst auch „ein soziales Kunstwerk entsteht. Das ist der Anspruch.“ Das heißt für die Mieter, sich nicht nur ans eigene Atelier zu halten, sondern „mit dem ganzen sozialen Prozess zu verbinden“. Er formuliert: „Die Mieter müssen jetzt erkennen, dass ein Kind auch gepflegt werden muss“.

Die Voraussetzungen sieht Nothdurft bestens gegeben: „Alle Künste sind vertreten. Wir haben Bildhauer, Maler, Musiker, Installationskünstler.“ Das Haus ist nicht zuletzt durch die Freie Kunstakademie Baden-Württemberg vom Alter der Nutzer her durchmischt. Deren Fellbacher Studienbereichsleiter Ulrich Wegenast sowie Fabian Kühfuß besetzen einen Vorstandsplatz. Die Wirtschaftsförderin Hannah Schröder-Klings bildet das Bindeglied zur Stadtverwaltung und ist als Finanzvorstand tätig.

Firmen will man für das Kunst-Werk als Sponsor gewinnen

Als einer der Kulturträger am Ort ist der stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins Fellbach, Michael Bahr, im Vereinsgremium. Für die lokalen Künstler sieht er die Chance, die Ausstellungsfläche mitzubenutzen. „Der Kunstverein benötigt eine Geschäftsstelle, um vom Keller ans Licht zu kommen“, sagt der Künstler und spielt auf die Schwierigkeiten an, im KV-Keller in der Cannstatter Straße Kunstwerke auszustellen. „Dort ist es urig und gemütlich, aber Kunstwerke wollen für sich selbst wirken.“ Langfristig hofft Michael Bahr, dass sich im Kunst-Werk ein Kunstmarkt entwickelt: „Die Künstler wollen nicht nur produzieren, sondern müssen auch verkaufen.“

Das Kunst- und Kulturzentrum wird am 21. April eröffnet

Bernd Bartolome, der Ateliermieter und stellvertretende Vorsitzende im Verein Kunst-Werk, denkt daran, große Firmen, zu denen als er Chef einer Stuttgarter Firma geschäftliche Verbindungen pflegt, für ein Sponsoring zu gewinnen. Die Technik seiner Firma für On-Demand-Medien will er zur Verfügung stellen, damit Künstler über eine neue Edition von Kunstbüchern oder über eine Galerie im Internet veröffentlichen können. „Für die Sponsoren ist der Rahmen wichtig. Den haben wir hier. Es ist außergewöhnlich, was mit dem Kunst-Werk entstanden ist. So etwas machen andere Gemeinden nicht“, sagt Bernd Bartolome, und Michael Nothdurft hebt das Engagement von OB Christoph Palm und dem Gemeinderat hervor: „Alle haben sich für dieses Kind entschieden. Das Kind kann sich gut entwickeln.“

Info: Das Kunst- und Kulturzentrum Kunst-Werk wird am Samstag, 21. April eröffnet. Von 14 Uhr an sind die Türen und Ateliers geöffnet. Es gibt eine Kunstausstellung, und die Kulturvereine präsentieren sich mit türkischen und kroatischen Tanzgruppen.