Im Durchschnitt ist jeder zweite Fahrradfahrer ohne Licht unterwegs. Insbesondere in der dunklen Jahreszeit gehen Radler ein Risiko ein.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Der Schreck sitzt Roger Sembtner noch in den Knochen. Vor wenigen Tagen war er morgens mit dem Auto unterwegs und wäre fast mit einem Kind zusammengestoßen, das auf einem unbeleuchteten Fahrrad auf dem Weg zur Schule war. „Der Junge tauchte wie aus dem Nichts auf“, sagt Sembtner.

 

Der Fellbacher zählte daraufhin an der Pfarrer-Sturm-Straße die Kinder und Jugendlichen, die mit defekter oder fehlender Beleuchtung auf dem Weg zur Schule waren. „Innerhalb von nur fünf Minuten waren es mehr als zehn Schulkinder aller Altersstufen – das ist ein großes Sicherheitsrisiko“, sagt Sembtner. Er appelliert an die Polizei, sie möge speziell in der dunklen Jahreszeit Fahrrad fahrende Schüler stärker kontrollieren.

Dem Polizeichef ist die Problematik bekannt

Dem Fellbacher Polizeichef ist die Problematik bekannt: „Bei Radlern ist in vielen Bereichen kein Unrechtsbewusstsein vorhanden“, sagt Revierleiter Klaus Auer. Deshalb mache die Polizei Kontrollen auf den Schulwegen. Fahrradfahrer zu überwachen, ist aber gar nicht so leicht. „Viele büxen einfach aus, wenn sie uns sehen.“

Häufig seien Kinder und Jugendliche mit Mountainbikes und BMX-Rädern unterwegs. „Das sind Sportgeräte, die man erst für den Straßenverkehr tauglich machen muss“, sagt Auer. Wer mit fehlendem oder defektem Licht erwischt wird, bekomme zunächst eine mündliche Verwarnung. Wer wiederholt mit einem verkehrsunsicherem Rad auffällt, muss mit einer Strafe rechnen. „Im Extremfall beschlagnahmen wir das Fahrrad und verhängen ein Bußgeld“, sagt Auer. Der Polizeichef sieht die Eltern in der Verantwortung: „Diese sollten die Räder überprüfen, mit denen ihre Kinder unterwegs sind.“

Tadeusz Rzedkowski, der Sprecher der Ortsgruppe Fellbach des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), ist nach eigener Aussage jedes Jahr 4000 Kilometer mit dem Fahrrad unterwegs – genauso viel wie mit dem Auto. Er ist ein Kenner der Radszene und sagt: „Die Situation hat sich positiv verändert, heute fahren mehr Leute mit Licht als früher“, sagt er. Das liege auch daran, dass die Fahrradlichter mittlerweile technisch ausgereifter und nicht mehr so störanfällig seien.

Moderne Fahrradlichter sind weniger störanfällig

Bei einer Zählung des ADAC im Jahr 2009 waren 40 Prozent aller Radfahrer ohne Licht und 12 Prozent mit mangelhaftem unterwegs. Rzedkowski hat die Probe aufs Exempel gemacht und ist am Montagmorgen von der Charlottenstraße in Schmiden bis nach Fellbach zur Baustelle des Kombibades F.3 geradelt. Sein Fazit: „Von 30 Radfahrern hatten 14 kein oder nur schlechtes Licht.“ Das seien zwar viele, aber man dürfe die Gefahr nicht überbewerten, sagt Rzedkowski. So seien laut statistischem Bundesamt lediglich 0,6 Prozent aller Fahrradunfälle auf eine mangelnde Beleuchtung zurück zuführen.

Der VCD-Sprecher hält es für sinnvoll, das Thema gezielt in der Schule anzusprechen. Man könne den Kindern und Jugendlichen das Fahrradlicht sogar schmackhaft machen, sagt Rzedkowski: „Mit einem modernen Dynamo kann man heutzutage sogar sein Handy oder Smartphone aufladen.“ So bringe das Licht am Fahrrad einen Spaßfaktor statt lästiger Sicherheit.