Der Gemeinderat in Fellbach wird in seiner nächsten Sitzung Tempo 30 auf Hauptstraßen und Verbesserungen für Fußgänger beraten. Als Modell für weitere Straßenzüge soll zunächst die Bahnhofstraße umgestaltet werden.

Fellbach - Die umfassende Verkehrsentwicklungsplanung des Gemeinderats in der Stadt Fellbach steht vor einer weiteren wichtigen Weichenstellung. In der ersten Sitzung im neuen Jahr am 2. Februar soll die mögliche Umgestaltung der nördlichen Bahnhofstraße öffentlich vorgestellt und von den Bürgervertretern diskutiert werden. Die geplanten Veränderungen sind einschneidend und gehen weit über das bisher hauptsächlich diskutierte Tempo 30 hinaus. Betroffen sind insbesondere die erwachsenen Radfahrer.

 

Ein Meinungsstreit ist zu erwarten: „Der Verkehrsentwicklungsplan ist einstimmig beschlossen worden. Aber die Erfahrung zeigt: Wenn Veränderungen vor der eigenen Haustür passieren, wird es rauer und die Stimmung emotionaler“, sagt Bürgermeisterin Beatrice Soltys. „Beim Verkehr bildet sich jeder seine Meinung.“

Beatrice Soltys legt ausgearbeitete Pläne vor

Für viele Interessenten wird die nächste Gemeinderatssitzung am 2. Februar eine Gelegenheit sein, sich mit allen Aspekten des zukünftigen Aussehens und der Beschilderung in der Bahnhofstraße auseinanderzusetzen. Baubürgermeister Beatrice Soltys hat im Gespräch mit unserer Zeitung angekündigt, an diesem Termin außer den von Fachingenieuren ausgearbeiteten konkreten Plänen auch die möglichen Folgen für parallele Verkehrswege und Reaktionen der Stadt darauf vorzustellen.

Tempo 30 für Autos, damit das Miteinander funktioniert

Die Grundidee der Planung ist es, in der Bahnhofstraße im Rahmen eines Modellversuchs künftig die Radfahrer auf die Straße umzuleiten. Die Sicherheit der Radler bleibt dabei im Blick. Damit das neue Miteinander von Pedaltretern, Autofahrern und Bus auf der Fahrbahn funktionieren kann, soll Tempo 30 vorgeschrieben werden. Der vorhandene, viel zu schmale und oft versperrte Radweg wird aufgehoben zugunsten eines breiteren Gehwegs ohne die bisherigen Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern. „Für viele Menschen dürfte dies eine Erleichterung sein“, die Bürgermeisterin. Junge Radler, die laut Gesetz auf dem Gehweg fahren dürfen, können dies in der Bahnhofstraße weiterhin so halten. Ältere Radfahrer aber, die sich unsicher fühlen. wenn vielleicht ein Bus hinter ihnen drängelt, sollen Ausweichmöglichkeiten in parallele Straßen erhalten. Weil Tempo 30 stets dazu führt, dass einige Autofahrer Ausweichstrecken suchen, soll besonders die Esslinger Straße beachtet werden. Das Tempo 30 soll auch überwacht werden. Geprüft wird, ob sich der Verkehrslärm verändert.

Bürger beteiligt an Ortstermine und runden Tischen

Bisher ist der Verkehrsentwicklungsplan (VEP) mit Bürgern in Foren, an runden Tischen und in Planungscafés diskutiert worden. „Jetzt werden sich auch andere zu Wort melden“, erwartet die Bürgermeisterin, „und das finde ich gut“. Anwohner, Vertreter der örtlichen Läden und Gastronomie sind bereits in einigen Bürgerbeteiligungsrunden zu den Plänen angehört worden. Nach einem ausführlichen Prozess mit Bürgerbeteiligungen zeigt sich Bürgermeisterin Soltys verstimmt darüber, dass sich Bürger polemisch zu Wort melden mit der Behauptung, die Menschen würden vor vollendete Tatsachen gestellt. „Zwei Jahre lang haben wir möglichst mit allen diskutiert und alles angekündigt. Es ärgert mich, wenn dann der Vorwurf kommt, man hätte nie gefragt oder würde gar täuschen“, sagt Beatrice Soltys. „Es gab zunächst Denkmodelle, die vor Ort diskutiert worden sind, dann öffentliche Sitzungen, gemeinsame Ortstermine. Jeder konnte teilnehmen. Wir haben nichts unbeantwortet gelassen, was Bürger an uns herantragen. Es ist schade, wenn man dann nicht konstruktiv einsteigt.“ Allerdings weist die Baubürgermeisterin darauf hin, dass immer ein Kompromiss für alle gesucht werden muss . Andererseits werde stets geprüft, was ein solcher Kompromiss Betroffenen zumutet. Ein eigenes Verkehrsmodell der Stadtverwaltung kann aufzeigen, wohin beispielsweise Verkehr verdrängt wird, wenn in der Bahnhofstraße Tempo 30 festgesetzt wird. Ziel im Verkehrsentwicklungsplan ist es, die Autos nach Möglichkeit auf die Umgehungsstraßen zu lenken. Bei Tag sollen sich der Aufenthalt und das Einkaufen angenehmer gestalten, und für die Nacht soll die oft beklagte Raserei gebremst werden. Die Stadt hat auch abgewartet, bis das Einzelhandelskonzept auf den neuen Stand gebracht worden ist.

Gelungener Versuch könnte nachgeahmt werden

Ein gelungener Modellversuch könnte an anderer Stelle in Fellbach nachgeahmt werden. Auch für die Untertürkheimer- und Burgstraße und die Bahnhofstraße im weiteren Verlauf Richtung Süden sieht der Verkehrsentwicklungsplan Umgestaltungen vor. Im ersten Straßenzug ist bereits ein Modellversuch gelaufen. Auch bei den weiteren Streckenabschnitten gilt: „In jeden Schritt beteiligen wir die betroffenen Bürger“, verspricht Beatrice Soltys.