16 Jahre lang war er laut Landesinnenminister Thomas Strobl „einer der besten Bürgermeister, die Deutschland hat“. Jetzt zieht der Fellbacher Christoph Palm die Reißleine.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Der letzte Gang fand in aller Stille statt und war ein Bild mit großer Symbolkraft: Als die großen Reden geschwungen waren und die Lobeshymnen auf den scheidenden Rathauschef angestimmt, trat Oberbürgermeister Christoph Palm am Dienstagabend noch einmal auf die Bühne, nahm wortlos die silberschwere Amtskette von den Schultern und legte sie sorgsam in das mit rotem Samt aus-geschlagene Etui mit dem Stadtwappen.

 

Als er den Deckel geschlossen hatte, war die Amtszeit des Mannes, der die Stadt unterm Kappelberg in den vergangenen 16 Jahren wie kein anderer geprägt hat, definitiv vorbei – und aus dem Oberbürgermeister wieder der ganz normale Bürger Christoph Palm geworden.

„Es wäre einfacher für mich, Oberbürgermeister zu bleiben“

„Fellbach wird in meinem Herzen immer einen besonderen Platz haben“, hatte der 50-Jährige den 600 Gästen im Hesse-Saal der Schwabenlandhalle versichert – und in seinem Dankeswort keinen Zweifel daran gelassen, dass ihm der Abschied von der Spitze seiner Heimatstadt alles andere als leicht fällt. Palm gibt den Chefposten im Rathaus auf, um zu einer privaten Stiftung zu wechseln,„Es wäre einfacher für mich gewesen, Oberbürgermeister zu bleiben“, betonte Palm. Seinen Abschied begründete er mit dem Wunsch, sich beruflich noch einmal ganz neu zu orientieren. „Ich bin in der glücklichen Lage, gesund, von meiner Frau und Familie unterstützt und in der gefühlten Mitte meines Lebens eine interessante berufliche Option zu haben“, sagte Palm und sprach von einer „Mischung aus großer Dankbarkeit, innerer Zufriedenheit, grenzenloser Neugier und nicht abnehmender Entdeckerlust“.

Landesinnenminister Thomas Strobl hatte Christoph Palm in seinem Grußwort schon zuvor als „einen der besten Ober-bürgermeister, die Deutschland hat“ bezeichnet – und zugegeben, von der Nachricht über die beruflichen Wechselgelüste im Frühjahr „eiskalt erwischt“ worden zu sein. „Ich kann nicht sagen, ob das ein schöner oder trauriger Anlass ist. Mir wäre es recht gewesen, Sie wären noch ein wenig im Amt geblieben“, sagte der CDU-Politiker über den Abschied des Fellbacher Stadtoberhaupts. Palm habe als Oberbürgermeister, aber auch als Landtagsabgeordneter „mit kühlem Kopf und heißem Herzen“ agiert, die Leidenschaft für die Politik sei stets von großem Sachverstand und einer sympathischen und knitzen Art begleitet gewesen. „Die Leute mögen Sie – und das bleibt“, rief Strobl dem scheidenden OB zu.

Der Stadtrat würdigt Christophh Palm als „Teamplayer“

Für den Fellbacher Gemeinderat rief Ulrich Lenk, Vorsitzender der FW/FD-Fraktion, neben dem rhetorischen Talent des scheidenden Oberbürgermeisters auch den gemeinsamen Weg für die Stadtentwicklung in Erinnerung: „Qualität kam vor Quantität – auch deshalb steht Fellbach auf vielen Feldern nun besser da als andere Kommunen“, betonte er. Christoph Palm habe die Stadt „hervorragend repräsentiert“ und sich als „Teamplayer“ erwiesen, der seinen Mitarbeitern auch die nötigen Handlungsspielräume gelassen habe.

„16 Jahre mit Christoph Palm waren 16 gute Jahre. Mit so einer Bilanz haben nicht alle gerechnet“, sagte Ulrich Lenk. Der Stadtrat hatte Palm beim Amtsantritt 2000 auch verpflichtet – jetzt schloss sich der Kreis. Die Stadtkapelle blies unter der Leitung von Sebastian Rathmann die „Festival-Fanfare“, die Formation „Opus 7“ im Philharmonischen Chor stimmte unter Leitung von Tilman Heiland „Muss i denn zum Städtele hinaus“ an. Aus der Stadt gejagt wird Christoph Palm freilich nicht. Er legte am Dienstag mit der Amtskette nur sein auf Zeit verliehenes Amt ab – und wendet sich als Normal-Fellbacher nun neuen Ufern zu.