Für mehr Wohnungsbau zeigen sich vier OB-Kandidaten im Dietrich-Bonhoeffer-Haus unterschiedlich bereit, Grünflächen am Stadtrand zu nutzen.

Schmiden -

 

Schmiden – Einer fehlte leider – der Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters Werner-Peter Schifterowitsch hatte die Teilnahme an der Podiumsdiskussion der drei Begegnungsstätten in Fellbach, Oeffingen und Schmiden kurzfristig abgesagt. Wer trotz dieser Abwesenheit im Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu erspüren versuchte, wie die Kandidaten so beim Publikum im Rennen liegen, kam auf ein klares Ergebnis: Den meisten Applaus der überwiegend anwesenden Senioren konnten Gabriele Zull und Carsten Hansen für ihre Aussagengewinnen.

Kurz und knapp: Zull und Hansen können punkten

Die kurzen Reden der Ersten Bürgermeisterin in Göppingen und des Referatsleiters in Berlin fielen auch dadurch auf, dass sie am weitesten in kommunalpolitische Themen eingearbeitet sind und sehr eloquent und mit sachlicher Klarheit sowie mit passend gewählten Beispielen punkten konnten. Fragen stellte der frühere Redaktionsleiter der Fellbacher Zeitung, Gerhard Brien, als souveräner Moderator, sie kamen auch aus dem Publikum. Etwa von Cäcilie Brügging, die von den Kandidaten wissen wollte, wie sie zur Kirche stehen.

Zuerst allerdings nahm der Mangel an Wohnraum in Fellbach, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen, breiten Raum in der Diskussion ein: „Wo stehen Wohnungen leer? Ich appelliere an den Gemeinsinn der Fellbacher. In der Zeit nach den Kriegen war es auch selbstverständlich, dass man für die Nachbarn in Not Platz gemacht hat“, bot der Pädagoge und Akademieleiter Ulrich Raisch als Lösungsvorschlag an. Carsten Hansen kritisierte, dass die Stadtverwaltung bisher in Fellbach kaum aktive Grundstückspolitik betrieben habe und forderte neben dem Ausbau der Kooperation mit der Fewog und der Kreisbaugesellschaft auch die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft: „Die arbeitet mit öffentlichen Mitteln, muss daher keine Rendite erwirtschaften.“ So sei es möglich, die Mieten günstiger zu halten.

Gabriele Zull will vor allem dafür sorgen, dass die genannten mit dem Hausbau und der Verwaltung eigener Wohnräume befassten Firmen mit dem Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft der Stadt enger zusammenarbeiten: „Ich würde ein klares Programm erstellen und mit Prioritäten schnell entwickeln. Wichtig ist, dass alle in der Stadt an einem Strang ziehen und alle Anstrengungen beim OB zusammenlaufen.“ Sie beklagte, dass die Planung eines neuen Wohngebiets auf dem ehemaligen Freibadgelände bis Ende 2019 dauern soll: „Wenn wir die Innenentwicklung vorantreiben und zwar zügig, sind wir ein großes Stück weiter.“

Auf Nachfrage von Gerhard Brien will sich keiner der Kandidaten festlegen

Auf Nachfrage von Gerhard Brien wollte sich keiner der Kandidaten ausdrücklich festlegen, ob nur innerörtliche Grundstücke für neue Wohnungen genutzt werden sollen, oder wann auch in Fellbach auf der grünen Wiese gebaut werden soll. Hans Mack forderte die Regionalversammlung zum Handeln auf: Die Region solle festlegen, wohin Baugebiete kommen. Er forderte auch, das Baurecht zu vereinfachen. Am deutlichsten stellte Ulrich Raisch den weiteren Flächenverbrauch in Frage: „Mönche brauchen auch nur eine Zelle und sie sind möglicherweise gesünder und leben länger.“ Dagegen will Carsten Hansen „im Zweifel auch die grüne Wiese in Anspruch nehmen.“ Laut Gabriele Zull sind aber Innenflächen vorher zu nutzen. Weitere Fragerunden befassten sich mit Wohnformen für Senioren und einer möglicherweise einzurichtenden Pflegeeinrichtung in Oeffingen, mit Gewerbesteuer- und Grundsteuererhöhungen sowie der wirtschaftlichen Lage und teils schwierigen Nahversorgung.