Bei der Renovierung des Landtags in München sind auch die Fensterscheiben ausgewechselt worden. Seither nehmen die Abgeordneten die Außenwelt nur noch verschwommen wahr.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Bevor Besucher des Bayerischen Landtags im Steinernen Saal in Richtung Westen aus den Fenstern auf die Maximilianstraße und darüber hinaus auf wesentlich schönere Teile der Stadt München schauen können, bekommen sie optisch einiges geboten. Von allen deutschen Landtagen ist der bayerische wohl am prunkvollsten ausgestattet; es fehlt nicht an roten Teppichen, Lüstern aus Wien und Reliefs. Natürlich wünschte man sich vom einen oder anderen Abgeordneten, bevor er das sehr neuzeitlich funktional gehaltene Plenum betritt, dass er einen Blick riskierte auf diese Heiligtümer. In Wirklichkeit schauen die meisten Anwesenden noch nicht mal mehr aus dem Fenster, sondern auf ihre Smartphones. Pfiat di Gott, schöne Gegend!

 

Verschwommenes Panorama

Dennoch ist etlichen im Maximilianeum arbeitenden Menschen nach einer Renovierung an der Fensterfront, die insgesamt zwei Millionen Euro gekostet hat, sofort aufgefallen, dass etwas mit der Optik nicht mehr stimmte. Wer München in seiner Gesamtheit in den Blick nehmen wollte, sah das Panorama nur noch unscharf. Nota bene: durch die Reihe waren die Probanden nüchtern und trugen, wenn es nötig war, eine Brille auf der Nase. Das Landesamt für Denkmalschutz sah die Dinge ähnlich, nachdem die mit guter Absicht, nämlich aus Energiespargründen, eingesetzten Fenster einmal drin waren. Man hatte auf eine Glasart gesetzt, die original im 19. Jahrhundert verwendet wurde. Jetzt aber stellte die sich, wie die Denkmalschützer schön formulierten, als „in sich zu stark bewegt“ heraus. Die Innenwelt im Bayerischen Landtag konnte mithin die Außenwelt nur noch verzerrt wahrnehmen.

Korrektur mit hohen Zusatzkosten

Nach einem Ortstermin ist das Landtagspräsidium übereinstimmend der Meinung, dass dem Maximilianeum wieder zu mehr Durchblick verholfen werden müsse. Von Januar an werden einzelne Fensterpartien gegen „vollständig durchsichtiges Glas“ ausgetauscht, was 120 000 Euro zusätzlich kostet. Folglich bietet nur noch der Dezember eine Aussicht, die es so nicht wieder geben wird. Allerdings ist es im letzten Monat des Jahres traditionell schwierig, überhaupt an die Fensterbank zu gelangen, schließlich wird das Ende des Steinernen Saals im Advent von einem voluminösen Weihnachtsbaum dominiert.