Der Bau-Bus der Bauwirtschaft hat Station an der Freien Evangelischen Schule in Stuttgart-Möhringen gemacht. Die Mädchen und Jungen konnten sich über Berufe in der Baubranche informieren.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Der Neuntklässler ist begeistert: „Das ist voll geil“, sagt er zu seinem Freund und zeigt auf den kleinen gelben Bagger. Die Schüler können diesen fernsteuern und versuchen Holzwürfel von A nach B zu heben. Das ist gar nicht so einfach. Denn die Miniaturausgabe funktioniert exakt genauso wie ein richtiger Bagger. Und einen solchen zu steuern, will gelernt sein. Der Miniaturbagger ist nur eine von vielen Attraktionen im Bau-Bus. Dieser machte am Montag Station an der Freien Evangelischen Schule auf den Hengstäckern in Möhringen.

 

Seit drei Jahren tourt der Bauingenieur Manfred Hettich mit dem speziell umgebauten Linienbus von Schule zu Schule. Der Bus gehört der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. In dem Wirtschafts- und Arbeitgeberverband sind etwa 1550 Betriebe mit 34 000 Beschäftigen organisiert. Eine der wichtigsten Aufgaben der Bauwirtschaft ist derzeit die Nachwuchsförderung. „Uns fehlt es an Fachkräften“, sagt Hettich. Ein Grund dafür sei, dass viele junge Menschen gar nicht wissen, welche Möglichkeiten die Branche biete. Im Bau-Bus können die Schüler etwa 20 verschiedene Berufe kennenlernen.

Etwa 400 Schulen im Jahr

Hettich nennt die Fakten: In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der Auszubildenden in der Baubranche gerade einmal konstant geblieben. „Ohne den Bau-Bus wären die Zahlen gesunken“, ist sich der Bauingenieur sicher. Er ergänzt: „Bei den Baugeräteführern konnten wir sogar einen Zuwachs von 40 Prozent verzeichnen.“ Der Bau-Bus steuert im Jahr etwa 400 Schulen an. Das Angebot ist für die Schulen kostenlos und richtet sich vor allem an die Acht- und Neuntklässler. Die Freie Evangelische Schule ist von Anfang an mit dabei. Dort ist der Bus eine Station in der BORS-Projektwoche. Die Abkürzung steht für Berufsorientierung an Realschulen. „Die Schüler sind von dem Bus begeistert. Auch ein paar Mädchen machen mit“, sagt Katja Ochner. Sie ist die Klassenlehrerin der Klasse 9b des Realschulzweigs an der Freien Evangelischen Schule.

Der Bus hat einiges zu bieten. Neben dem kleinen Bagger, gibt es eine Art Surfbrett. Wer auf diesem steht schaut auf einen Bildschirm und muss sich wie bei einem Computerspiel durch eine virtuelle Baustelle manövrieren. Zwischendurch poppen verschiedene Fragen auf, meistens zu technischen Themen. „Um bei diesem Test gut abzuschneiden, muss man schon clever sein“, sagt Hettich.

Ohne Spaß geht es nicht

Auch die kleine Kabine, die ein wenig an die Fotokabinen in Kaufhäusern erinnert, ist bei den Schülern beliebt. Die Mädchen und Jungen nehmen auf einem Hocker Platz und sehen, wie ein Mann an einem Bungee-Seil von einem Kran herunterspringt. In diesem Moment senkt sich auch der Schemel plötzlich ab, so dass der Schüler das Gefühl hat, er springt selbst – und eine Kamera macht ein Foto zum Mitnehmen.

Bei dem Simulator steht der Spaß im Vordergrund. „Ohne das geht es nicht“, sagt Hettich. Bei dem sogenannten Bauberufe-Checker ist der Nutzen konkreter. Dabei beantworten die Schüler verschiedene Fragen. Der Computer schlägt danach einen passenden Beruf vor, sucht auf der Ausbildungsbörse nach Lehrstellen in der näheren Umgebung und druckt alles übersichtlich auf ein Blatt Papier. „Wir als Verband sind neutral. Wir nennen nicht einzelne Firmen, sondern die Namen aller denkbaren Firmen in der Umgebung“, so Hettich.