Eigentlich war alles unter Dach und Fach. Zur Umgestaltung des südlichen Feuerseeufers hatte es eine Bürgerbeteiligung gegeben, die Bezirksbeiräte hatten diskutiert, und dank einer findigen Umschichtung von Geldern gab es Mittel für einen baldigen Baubeginn. Doch dann kam der Verschönerungsverein, und beinahe hätten die Hüter, Bewahrer und Förderer des Schönen die Pläne zunichte gemacht.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Eigentlich war alles unter Dach und Fach. Zur Art und Weise der Umgestaltung des südlichen Feuerseeufers hatte es eine Bürgerbeteiligung samt Workshop gegeben, die Bezirksbeiräte hatten das Thema mehrfach diskutiert, und dank einer findigen Umschichtung von Geldern wurden die zusätzlichen Mittel für einen baldigen Baubeginn aufgetan. Schon im Sommer nächsten Jahres sollte der Umbau vollbracht sein. Doch dann kam der Verschönerungsverein, und beinahe hätten die Hüter, Bewahrer und Förderer des Schönen die Pläne zunichte gemacht. Doch der Bezirksbeirat sprach sich mehrheitlich dafür aus, alles so zu machen wie vor der Sommerpause beschlossen. Dem Verschönerungsverein sind die Pläne des Landschaftsarchitekturbüros G2 nicht grün genug: „Der Entwurf hebt die urbane Qualität des Ufers hervor“, kritisierte Uwe Stuckenbrock vom Verein in der Sitzung des Bezirksbeirats am Dienstagabend. An der Seite zur Gaststätte Rote Kapelle ist eine Freitreppe geplant, die hinab ans Ufer führt, direkt auf eine Podestfläche über dem Wasser. Auf der gegenüberliegenden Seite führt eine rollstuhltaugliche Rampe auf dieses Podest. Von der Rotebühlstraße aus eröffnet sich ein breiter Treppenabgang zum Ufer, der von zwei großflächigen Balkonen flankiert wird. In der Planung werde die „Zugänglichkeit überbewertet“, das Grün vernachlässigt, urteilte Stuckenbrock, der Jahrzehnte lang Abteilungsleiter beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung war und sich 2012 in den Ruhestand verabschiedete. Bemerkenswert ist, dass den Einwänden eines Vereins ein solches Gewicht beigemessen wird, dass das Stadtplanungsamt und die Landschaftsarchitekten zwei Ortstermine anberaumen und über die Sommerferien flugs drei neue Entwürfe ausarbeiten.

 

Man hätte eher eine abschlägige Antwort vermutet – sinngemäß mit der Begründung: Ihr hattet die Möglichkeit, euch in der Phase der Bürgerbeteiligung einzubringen. Ihr habt sie ungenutzt verstreichen lassen. Nun ist es zu spät, ein demokratisches Gremium hat entschieden. So ähnlich jedenfalls äußerte sich eine Reihe von Bezirksbeiräten. Margit Riedinger von den Grünen und Marcel Wolf von der CDU betonten darüber hinaus, dass sie just jene „urbane Qualität“ des Entwurfs für attraktiv und zeitgemäß erachten. „Die Menschen heute haben andere Bedürfnisse als die Menschen im 19. Jahrhundert: Teilhabe, Inklusion, Kinderwagen- und Rollatortauglichkeit. Man will alle teilhaben lassen“, verteidigte Margit Riedinger beispielsweise die geplante Rampe.Klaus Volkmer vom Stadtplanungsamt versuchte, den Bezirksbeiräten zu erklären, warum die Anregungen des Verschönerungsvereins Anlass zu neuen Entwürfen gegeben hatten. Zwar habe es der Verein versäumt, sich an der Bürgerwerkstatt zu beteiligen. „Doch die Vereinsmitglieder bringen ein enormes Engagement für die Stadt ein. Wenn ihnen mal ein Fehler passiert, sollte man nicht gleich den Stab über ihnen brechen“, sagte Volkmer auf Nachfrage. Zudem habe der Verein gute Argumente vorgebracht. Auch andere am Planungsprozess Beteiligte hätten sich mehr Grün gewünscht. „Und letztlich kommt es immer auch auf das Stadium an. Kurz vor der Ausführung lässt sich das Rad nicht mehr zurückdrehen, aber in der Entwurfsphase ist noch manches möglich.“