Ein arbeitsreiches Jahr wird dann zu Ende gehen. 156 Einsätze hat es 2018 bis jetzt gegeben. 2017 waren es gar 170 Fälle in Weil der Stadt. Der langjährige Durchschnitt liegt bei nur 100 Einsätzen. „Die Leute werden unselbstständiger und rufen uns wegen jeder Kleinigkeit“, stellt Jürgen Widmann zunehmend fest. Als Beispiel nennt er einen Ast auf der Straße zwischen Weil der Stadt und Möttlingen. „Das hätte ein Autofahrer locker selbst wegräumen können“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Aber man ruft lieber die Feuerwehr – und dann rücken deswegen 20 Mann aus.“

 

Etwa ein Drittel der Einsätze, so schätzt er, könne man auch ohne die Feuerwehr lösen. „Da ist bei uns die Stimmung dann auch schlecht, das löst Frust aus“, berichtet der Kommandant. Beispiele aus der jüngsten Zeit: Unter den acht Einsätzen waren allein drei in Flüchtlingsunterkünften. Mutwillig hätten die Bewohner zum Beispiel die Brandmeldeanlage beschädigt.

Feuerwehrleute sind auch Privatmenschen

„Wir werden das nacharbeiten“, kündigt der Bürgermeister Thilo Schreiber an, „das haben wir zugesichert.“ Denn auch er weiß: Überstrapazieren darf man das Engagement der Freiwilligen nicht. Die Kameraden sind nicht nur Feuerwehrleute, sondern auch Privatmenschen und Arbeitnehmer. Oder selbstständiger Elektroinstallateur, wie der Schafhausener Jürgen Widmann: „Die Arbeit geht natürlich weiter, auch wenn wir in der Nacht einen Einsatz hatten.“ Arbeitnehmer werden zwar freigestellt, wenn sie nachts Leben gerettet haben.

Aber auch da nimmt das Verständnis irgendwann einmal bei den Chefs ab, stellt der Kommandant fest. „Klar, wenn jemand fast jede Woche einmal ausfällt, bleibt die Arbeit liegen“, sagt er. Und schließlich die Familie. „Meine Frau wacht natürlich auch auf, wenn ich nachts zum Einsatz gerufen werde“, berichtet der Kommandant. Sie sei das gewöhnt, sagt er und schmunzelt. Und dennoch: „Bei vier Nächten hintereinander kommt auch da der Frust.“