Vorfälle Immer wieder überschatten gewalttätige Ausschreitungen den Fußball. Die auffälligsten Vorfälle dieser Saison:

 

30. Juli 2011 Beim DFB-Pokalspiel BFC Dynamo Berlin gegen 1. FC Kaiserslautern stürmen 300 Hooligans den FCK-Block und prügeln auf gegnerische Fans und Polizisten ein. 18 Beamte werden verletzt, 50 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das DFB-Sportgericht verurteilt Berlin zu zwei "Geisterspielen" in der Oberliga.

16. September In der Zweitligabegegnung Eintracht Frankfurt gegen Hansa Rostock wird die zweite Halbzeit wegen des Abbrennens von Feuerwerkskörpern verspätet angepfiffen. Bei Ausschreitungen nimmt die Polizei 24 Fans in Gewahrsam. Rostock muss zwei Auswärtsspiele unter Ausschluss seiner Fans austragen und den Gegnern 25.000 Euro für ausgefallene Zuschauereinnahmen zahlen.

25. Oktober Die DFB-Pokalpartie zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden steht wegen des Zündens von bengalischen Feuern sowie Rauch- und Knallkörpern durch Gästeanhänger mehrfach kurz vor dem Abbruch. Bei Krawallen rund um das Stadion werden mehrere Personen verletzt und festgenommen. Dresden wird vom DFB für die Saison 2012/13 vom Pokalwettbewerb ausgeschlossen.

19. November Die Zweitligapartie Hansa Rostock - FC St. Pauli steht kurz vor dem Abbruch, nachdem im Hamburger Fanblock bengalische Feuer abgebrannt werden. Nach Spielschluss gibt es Ausschreitungen. Der FC Hansa wird vom DFB zu einem "Geisterspiel" gegen Dynamo Dresden verurteilt.

Keine 200 Meter Luftlinie von der DFB-Zentrale sitzt Michael Gabriel. Der 47-Jährige leitet aus dem Haus des Sports die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und hat zu vielen Themen eine andere Meinung. Er bringt immer wieder zum Ausdruck, dass Kommunikation statt Konfrontation das Ziel sein müsse. Und er warnt davor, die ohnehin stark unterschiedliche Anhängerschaft mit kollektiven Sanktionen oder massenhaften Stadionverboten zu überziehen.

Verstärkte Repressionen haben schon oft in fragwürdigen Solidarisierungen gemündet: Gerade die gewaltbereiten Ultras schlüpfen unerkannt in der Masse unter, weil sie sich als selbstgerechte Speerspitze gegen das Feindbild Polizei gerieren. Gabriel: "Wir haben lehrreiche Beispiele, wie wir mit Fankultur nicht umgehen sollten. In Italien ist auf die Faninteressen nie eingegangen und nur mit Repressalien reagiert worden. In England ist alles über den sozialen Ausschluss geregelt worden, es gibt nur noch Sitzplätze, und eine Karte ist kaum noch bezahlbar." Weil in Deutschland das Massenphänomen Fußball ein so attraktives Ereignis für die ganze Gesellschaft darstelle, dürfe der damit verbundene soziale Kitt nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Pyrotechnik nicht mit Sicherheitsanspruch vereinbar

Aus seiner Sicht werde die Problematik überzeichnet. Man müsse doch froh sein, dass es in den 80er Jahren noch kein Twitter und Internet, Handykameras oder Youtube gab - wegen der Hardcore-Schreckensbilder. Damals pilgerten im Durchschnitt ja nicht einmal 20.000 Menschen zu einem Bundesligaspiel, weil sich viele inden oft unwirtlichen Stadien vor Rowdys, Randalierern und Hooligans fürchteten. Mit dem Tiefpunkt im Oktober 1982, als der damals 16-jährige Bremer Glaserlehrling Adrian Maleika nach einer schlachtenähnlichen Auseinandersetzung in Hamburg verstarb. Dabei eingesetzte Utensilien: Gaspistolen, Leuchtspurmunition, CS-Gas, Knüppel und Mauersteine.

Heute entzündet sich die Debatte zumeist an den gemeingefährlichen Bengalos, die in der Szene als Machtdemonstration und auch als Protestnote gelten, weil sich über den Sommer eine Geisterdebatte entfachte, die falsche Hoffnungen weckte. 55 teils verfeindete Ultra-Gruppierungen hatten sich auf Gespräche mit DFB- und DFL-Vertretern eingelassen und fühlten sich hernach "verschaukelt" (Gabriel). Missverständnisse über eine aus gesetzlicher Sicht kaum mögliche Legalisierung der Pyrotechnik räumten die Funktionäre am Dienstag nun ein, "das ist nicht gut gelaufen" (Hieronymus). Dennoch gelte: "Wir bleiben gerne mit den Fans im Gespräch, aber nicht über Pyrotechnik."

"Höchster Sicherheitsanspruch und der Einsatz von Pyrotechnik im Stadion sind nicht vereinbar", insistierte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert. Der 37-Jährige ist erst seit drei Monaten in seinem neuen Amt tätig und versucht sich an der Quadratur des Kreises. "Wenn man das Stilmittel Pyrotechnik anerkennt, dann schalten wir mit einem Schlag das Unrechtsbewusstsein ab", findet Große Lefert, der am Wochenende in Berlin beim von der Initiative "ProFans" ausgerichteten Fankongress teilnehmen wird.

Hieronymus: "Wir müssen und wollen im Dialog bleiben, damit uns die Themen nicht wegrutschen." Der DFL-Vertreter legt die Stirn in Falten und seufzt: "Es bleibt ein schwieriges Thema: Wahrscheinlich wird in 100 Jahren noch Fußball gespielt und in 105 Jahren noch gezündelt."

Ausschreitungen und Verletzte im Fußball

Vorfälle Immer wieder überschatten gewalttätige Ausschreitungen den Fußball. Die auffälligsten Vorfälle dieser Saison:

30. Juli 2011 Beim DFB-Pokalspiel BFC Dynamo Berlin gegen 1. FC Kaiserslautern stürmen 300 Hooligans den FCK-Block und prügeln auf gegnerische Fans und Polizisten ein. 18 Beamte werden verletzt, 50 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das DFB-Sportgericht verurteilt Berlin zu zwei "Geisterspielen" in der Oberliga.

16. September In der Zweitligabegegnung Eintracht Frankfurt gegen Hansa Rostock wird die zweite Halbzeit wegen des Abbrennens von Feuerwerkskörpern verspätet angepfiffen. Bei Ausschreitungen nimmt die Polizei 24 Fans in Gewahrsam. Rostock muss zwei Auswärtsspiele unter Ausschluss seiner Fans austragen und den Gegnern 25.000 Euro für ausgefallene Zuschauereinnahmen zahlen.

25. Oktober Die DFB-Pokalpartie zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden steht wegen des Zündens von bengalischen Feuern sowie Rauch- und Knallkörpern durch Gästeanhänger mehrfach kurz vor dem Abbruch. Bei Krawallen rund um das Stadion werden mehrere Personen verletzt und festgenommen. Dresden wird vom DFB für die Saison 2012/13 vom Pokalwettbewerb ausgeschlossen.

19. November Die Zweitligapartie Hansa Rostock - FC St. Pauli steht kurz vor dem Abbruch, nachdem im Hamburger Fanblock bengalische Feuer abgebrannt werden. Nach Spielschluss gibt es Ausschreitungen. Der FC Hansa wird vom DFB zu einem "Geisterspiel" gegen Dynamo Dresden verurteilt.

6. Januar 2012 Bei einem Hallenturnier in Hamburg prügeln sich rivalisierende Fans des FC St. Pauli, des VfB Lübeck und des Hamburger SV. 35 Menschen werden verletzt, darunter 14 Polizisten. 40 weitere Personen erleiden Augenreizungen. Das Turnier wird abgebrochen. Die Veranstalter sprechen von einem "kriminellen Akt".