Das Amateurtheater in Plattenhardt muss seine Spielstätte verlassen. Ein Ersatz ist noch nicht gefunden, die Stadt gibt keinen Zuschuss. Die Schauspieler sind ratlos.

Plattenhardt - Das Lächeln für die Fotografen fällt den Mitgliedern der Filderbühne nicht schwer. Sobald das Klicken der Auslöser aufhört, blickt man jedoch in ratlose Gesichter. Denn das Amateurtheater steht kurz vor dem Aus.

 

An ihrer Spielstätte an der Spitzäcker-straße haben die Mitglieder ein Transparent aufgehängt. „Nach 36 Jahren einfach platt gemacht?!“, steht darauf. Der Satz ist Frage und Aussage zugleich. Auf dem Transparent macht eine Abrissbirne die Filderbühne platt. So weit ist es in Wirklichkeit noch nicht. Geprobt wird weiterhin im Vereinsheim, wo in zwei Wochen die Premiere des neuen Stücks gefeiert wird. Doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass eine kulturelle Einrichtung in Filderstadt bald schließen könnte.

Neu bauen oder mieten ist zu teuer

„Wir haben uns darauf verlassen, dass etwas passiert“, sagt Hilde Schwind, die Vorsitzende der Filderbühne. Doch sie wurde enttäuscht. Seit der 56 Mitglieder zählende Verein weiß, dass er seine Spielstätte wegen brandschutztechnischen Bestimmungen aufgeben muss (wir berichteten), steht er in Gesprächen mit der Stadt. „Man hat uns vorgeschlagen, eine gewerbliche Halle zu mieten“, erzählt Schwind. Es gebe sogar Pläne für einen Neubau. „Aber das ist alles viel zu teuer“, meint sie.

675 000 Euro würde ein Neubau kosten. Ein Grundstück hat die Filderbühne jedoch nicht. Und so lang man kein konkretes Projekt habe, meint Schwind, mache es keinen Sinn, auf Sponsorensuche zu gehen. Etwas anzumieten, schätzt sie, würde rund 60 000 Euro kosten. Und eine Sanierung der ehemaligen Turnhalle mitten im Neubaugebiet stehe außer Frage.

Keine Zukunft als Wanderbühne

Bereits im Mai 2012 sollte bei dem Amateurtheater der letzte Vorhang fallen. Doch die Stadt hat eine weitere Ausnahmegenehmigung erteilt. In diesem Jahr soll nun endgültig Schluss sein. Das Problem: Die Filderbühne braucht für einen Neuanfang finanzielle Unterstützung. „Die Stadt Filderstadt hat Anfang des Jahres 2013 deutlich gemacht, dass derzeit keine Gelder entbehrlich sind“, heißt es in einer Erklärung des Vereins.

Übergangsweise könne man in anderen Hallen spielen, meint Schwind. Das alljährliche Märchenstück der Vereinsjugend wird kurz vor Weihnachten im Bürgerhaus Sonne in Sielmingen aufgeführt. Eine Weiterführung als Wanderbühne funktioniere auf Dauer aber nicht, so die Vorsitzende.

„Machbar ist alles. Die Frage ist nur, ob die Kontinuität erhalten bliebe“, sagt Rolf Wenhardt, Präsident des Landesverbands Amateurtheater Baden-Württemberg, in dem die Filderbühne und 600 weitere Bühnen organisiert sind. Der logistische Aufwand bei einer Wanderbühne wäre vielen Mitgliedern zu hoch, sagt Wenhardt. Die Filderbühne brauche eine Produktionsstätte. „Da ist es mit einem Klassenzimmer nicht getan.“

42 Prozent der Mitglieder sind unter 25

Die gemeinsame Nutzung einer Spielstätte mit anderen Einrichtungen, beispielsweise dem Plattenhardter Amateurtheater „Die Eulen“, wurde ebenfalls diskutiert – ohne Erfolg. Die beiden Nutzer kämen in terminliche und räumliche Konflikte. Platz für die Unterbringung der Kulissen und Requisiten, einen Schminkraum und eine Versammlungsstätte – das alles sollte eine neue Bleibe aufweisen. „42 Prozent unserer Mitglieder sind unter 25 Jahre alt“, berichtet Jugendleiter Daniel Ilic. Sie würden sich nicht nur regelmäßig zum Theaterspielen in der Filderbühne treffen, sondern auch für andere Aktivitäten.

Was Jugendleiter und Verbandspräsident betonen: Der Verein leiste einen Beitrag zur kulturellen Bildung, worauf die Landesregierung einen Schwerpunkt lege. „Es ist eine politische Entscheidung, ob die Stadt ein Amateurtheater unterstützen will“, sagt Wenhardt. Rückendeckung bekommt die Filderbühne bisher nur von den Sozialdemokraten im Filderstädter Gemeinderat. Sie würden im kommunalen Haushalt gern Geld für die brandschutzgerechte Sanierung des Vereinsheims bereitstellen. „Die SPD bringt das Thema am 18. Februar in den Sozialausschuss ein“, sagt Hilde Schwind.