Flüchtlingsunterkünfte werden so gebaut, dass daraus später bezahlbarer Wohnraum entsteht.

Filderstadt - Die Notwendigkeit von sozialem Wohnungsbau und bezahlbarem Wohnraum ist zwar in Sonntagsreden immer wieder angesprochen worden, aber getan hat sich wenig. Seit der Flüchtlingskrise hat sich dies geändert. Kommunen müssen Unterkünfte für Flüchtlinge stellen. Und die Frage steht im Raum: Was tun mit den Bauten, wenn die Flüchtlingswelle einmal vorüber ist? Für Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub ist es klar: „Ich habe immer gesagt, dass man aus dieser Krise das Beste machen muss und die Chancen nutzen, die sich daraus ergeben.“ Bei der sogenannten Anschlussunterbringung müssen die Kommunen anerkannte Flüchtlinge beherbergen. Weil von privater Seite kaum Bauplätze zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt werden, wird auf öffentlichem Raum gebaut. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Kommunen sind nicht zur Renditejagd verpflichtet und damit die Herren über Bauweise und Preisgestaltung. So ist es auch in Filderstadt.

 

Zwei Häuser auf der Tiefgarage

In Harthausen baut der Landkreis auf einer Tiefgarage an der Robert-Bosch-Straße zwei Gebäude. Voraussichtlich von September an sollen dort etwa 100 Flüchtlinge einziehen. Wenn die Flüchtlingskrise vorüber ist, sollen dort Menschen mit geringem Einkommen wohnen. Auf dem Gelände des Harthäuser Kindergartens im Feuerhaupt erhebt sich nach dem Willen der Stadt spätestens im Frühjahr 2017 ein Sechs- bis Achtfamilienhaus, in das nach den Flüchtlingen Geringverdiener einziehen können. Um die Baukosten niedrig zu halten, wird keine Tiefgarage gebaut. Die Stellplätze sind auf dem Gelände. Auch auf dem Sportplatz vor der Jahnhalle sollen Flüchtlinge in gemieteten, eingeschossigen Containern in Modulbauweise unterkommen. Nach deren Unterbringung in drei bis vier Jahren werden die Container abgebaut. Dann errichtet die Stadt dort ebenfalls Wohnungen für Studenten und Menschen mit geringem Einkommen.

Holzgebäude mit variablen Wänden

Ein weiterer Neubau, der nach den Flüchtlingen für soziales Wohnen zur Verfügung stehen soll, entsteht an der La Souterrainer Straße beim Festplatz in Bernhausen. Es handelt sich um drei leicht versetzte, dreistöckige Doppelhäuser in Holzbauweise für insgesamt 51 Personen. Die kosten dafür belaufen sich auf rund 2,9 Millionen Euro. Für Flüchtlinge und Obdachlose wird auch an der Weidacher Straße am Ortsanfang in Bernhausen ein dreistöckiges Gebäude für 43 Menschen errichtet. In allen diesen Häusern lassen sich die Grundrisse der Wohnungen durch Herausnehmen von Wänden verändern. In der Weidacher Straße kann man bei Bedarf sogar Balkone anhängen. Eine Bestandsimmobilie ist die Musikschule an der Bernhausener Fröbelstraße. Wenn die Schule möglicherweise gegen Jahresende aus- und ins Filum einzieht, wird das Haus voraussichtlich bis Mai innen umgebaut. Das Erdgeschoss steht dann Vereinen offen; in den ersten und zweiten Stock ziehen 40 anerkannte Flüchtlinge ein. Das Thema wird am 6. Juni den Gemeinderast beschäftigen.