Die IG Metall hat in Filderstadt im Kreis Esslingen die diesjährige Tarifrunde mit einem Plädoyer für deutlich mehr Geld eingeläutet.

Filderstadt/Frankfurt/München - Die IG Metall hat die diesjährige Tarifrunde mit einem Plädoyer für deutlich mehr Geld eingeläutet. „Wir müssen dazu beitragen, dass die Konjunkturlokomotive Deutschland weiter unter Dampf steht“, sagte der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann am Dienstag in Filderstadt. Deshalb sein eine Kaufkrafterhöhung für die 3,7 Millionen Beschäftigten der Branche angesagt. Der Chef des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Stefan Wolf, warnte vor überzogenen Lohnsteigerungen zur Stärkung der Binnennachfrage.

 

Auch der bayrische IG-Metallchef Jürgen Wechsler betonte, für die Arbeitnehmer gebe es keinen Grund zur Bescheidenheit. Für die Mittelgruppe sagte IG-Metall-Chef Armin Schild: „Wir brauchen Wachstum durch Nachfrage.“ Wolf betonte, dass die Arbeitgeber in schwierigen Zeiten auch keinen Konjunkturabschlag gefordert hätten. „Deshalb sind jetzt Forderungen nach einem Konjunkturzuschlag deplatziert.“

Es zeichnet sich ein Tarifrunde ohne qualitative Forderungen ab. Im vergangenen Jahr spielten neben der Entgeltforderung die Übernahme von Azubis und mehr Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeitern eine gewichtige Rolle. Im vergangenen Mai hatten die Metaller im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg mit seinen derzeit 740.000 Beschäftigten eine Einkommenserhöhung von 4,3 Prozent durchsetzen können.

"Wir sind schon kampfbereit"

Der Tariffahrplan für dieses Jahr sieht wie folgt aus: Die Großen Tarifkommissionen in den Bezirken beraten die wirtschaftliche Lage und beschließen bei ihrer nächsten Sitzung ihre Forderungsempfehlungen. Diese gehen an den Vorstand der Gewerkschaft in Frankfurt, der am 4. März seinerseits eine Forderungsempfehlung ausspricht. Der Vorstand sammelt dann die Rückmeldungen darauf und beschließt am 15. März endgültig, mit welcher Zahl die Verhandlungsführer in die regionalen Gespräche gehen. In der Mittelgruppe (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen) und Bayern beginnen die Gespräche am 19. März.

Die Großen Tarifkommissionen hatten bei ihren Sitzungen die Entgelttarifverträge zum 30. April gekündigt. Da die Tarifparteien vereinbart haben, die Friedenspflicht auszusetzen, wären dann ab dem 1. Mai Warnstreiks möglich, erläuterte Hofmann. Sein bayerischer Kollege betonte: „Wir sind schon kampfbereit.“

Hofmann nannte die Entwicklung in der Metall- und Elektroindustrie stabil. Allerdings sei eine größere Streuung der Firmen und Branchenkonjunkturen als im Vorjahr zu beobachten. Im vergangenen Jahr sei dagegen die Lage der Branche durchweg glänzend gewesen. Die jüngsten Konjunktursignale zeigten aber wieder deutlich nach oben. Die Gewerkschaft gehe mit dem „Rückenwind einer deutlichen und stabilen Verbesserung der Wirtschaft“ in die Tarifrunde.

Dagegen ist nach Angaben von Südwestmetall die Produktion im vergangenen Jahr nicht mehr gewachsen - nachdem sie 2011 noch um knapp zehn Prozent zulegen konnte. Bei den Auftragseingängen sei sogar ein Minus von 2,5 bis 3 Prozent zu verzeichnen. Von einem Rückenwind könne keine Rede sein.