Die renommierte irische Malerin Diane Roemer entführt ihre Klasse in der Sommerakademie der Kunstschule Filderstadt auf eine Reise ins Unbewusste. Die Farben entstehen aus Pigmenten, Milch und Kasein.

Plattenhardt - Im Sich-Selbst-Verlieren liegt für die Malerin Diane Roemer der Ursprung aller künstlerischen Arbeit. Die im irischen Sligo lebende gebürtige US-Amerikanerin aus Minnesota leitet seit Montag an der Sommerakademie der Kunstschule in Plattenhardt den Workshop „Nicht suchen – stöbern – finden.“ Dabei schickt sie zwölf Kursteilnehmer, elf Frauen und einen Mann, auf eine Reise ins Unbewusste. Das Motto dazu gibt das Gedicht „The Road not Taken“ des amerkanischen Dichters Robert Frost (1874 – 1963) vor. Darin heißt es: „Zwei Wege boten sich mir dar / ich nahm den, der weniger begangen war, / und das veränderte mein Leben.“

 

Die Farben kommen nicht fertig aus der Tube

Der erste Schritt der malerischen Reise hat bereits am Dienstag auf einer Baumwiese bei der Kunstschule begonnen. „Dort haben wir einen roten Faden als Symbol des Wegs gelegt“, sagt Diane Roemer. Dann mussten ihre Schüler an zwei bis drei Stationen des Wegs die Strukturen des Bodens mit Tusche und einem roten Stift auf Karton aufzeichnen. Dabei sollten sie nicht denken. Die Farben, die seither nach und nach aufs Bild kommen, gibt es nicht fertig aus der Tube. Die Künstlerin hat sieben Säcke mit Pigmenten mitgebracht: Titanweiß, Titanweiß Natur, Französischer Ocker, Gebrannte Siena, Umbra gebrannt, Ultramarinblau und Elfenbeinschwarz. Um die Pigmente zu einer flüssigen Farbe zu machen, rührt sie Diane Roemer in ein dickflüssiges Bindemittel, das sie aus Kasein und Milch angesetzt hat. „Dabei entstehen wunderschöne Farben. Das Blau ist sehr intensiv“, sagt sie.

Studium in der Klasse von Alfred Hrdlicka

Die Malerin aus Irland ist in der Region Stuttgart keine Unbekannte. Von 1968 bis 1982 hatte sie in der Kunstakademie der Landeshauptstadt auch in der Klasse von Alfred Hrdlicka studiert und ihre literarischen Interessen bei einem Anglistikstudium gepflegt. Von 1984 bis 2000 leitete sie in Stuttgart eine Malschule. Durch zahlreiche Workshops schuf sich eine Fangemeinde treuer Schüler. Durch ihre Beschäftigung mit James Joyce kam sie dann in die Republik Irland, wo sie mittlerweile eine renommierte Künstlerin ist.

Extra von Dublin zur Sommerakademie nach Plattenhardt gereist ist Jennifer Rylands: „Ich kenne Dianes Workshops von Irland. Sie ist eine wundervolle Lehrerin.“ Das Motto des Workshops, sagt die Psychologin, sei aus psychologischer Hinsicht interessant: „Wer sich nicht verloren fühlen kann, findet auch keine neuen Wege. Es geht aber darum, den neuen Weg zu finden, ohne dabei Angst zu haben.“ Als einziger Mann ist der Harthausener Walter Tahedl der Hahn im Korb des Kurses. „Vielleicht interessieren sich andere Männer mehr für Fußball, dabei ist Malen so ein schönes Hobby“, sagt er.

Einfarbige Streifen schaffen einen Ruhepol im Chaos

Der wichtigste Schritt des Kurses steht den Teilnehmern noch bevor. „Die einzelnen Bilder wirken jetzt noch chaotisch. Sie werden aneinandergefügt, und einfarbige Streifen zwischen ihnen als Trennung oder wie ein verbindender Fries darüber oder darunter schaffen einen Ruhepol“, sagt die Künstlerin. Am letzten Tag werde man analysieren, was an den einzelnen Werken noch zu verbessern sei.

Am Freitag, 1. September, endet die Sommerakademie. „Wir haben die Kurse dank großartiger Leiter ohne Werbung komplett vollbekommen“, bilanziert Kunstschulleiter Ali Schüler. Steinbildhauerei von Speckstein über Sandstein bis hin zu Marmor unterrichtete die Bildhauerin Claudia Dietz, und der Kunstpädagoge Albrecht Weckmann nahm sich der Techniken Zeichnen, Collage und Druck an.