Eine von ihnen war erst einmal dagegen. Sie dachte, sie wäre der Aufgabe nicht gewachsen. Zusammen mit 25 anderen Auszubildenden hat die angehende Altenpflegerin für 14 Tage einen Wohnbereich in einer Einrichtung in Filderstadt-Plattenhardt geleitet.

Filderstadt - Es ist eine echte Gemeinschaft, die sich am Freitagabend im Foyer des Wohn- und Pflegezentrums St. Vinzenz eingefunden hat. Dabei hatten die 26 Auszubildenden der Katholischen Berufsfachschule für Altenpflege in Filderstadt, die sich zum Abschluss des Projekts „Auszubildende leiten einen Wohnbereich“ noch einmal treffen, außerhalb der Schule kaum miteinander zu tun. Jeder arbeitet im Zuge der dualen Ausbildung in einer anderen Einrichtung. Doch die zurückliegenden 14 Tage haben sie zusammengeschweißt: In zwei Gruppen mussten sie eigenverantwortlich die Planung, Organisation und Durchführung der Pflege für je einen Wohnbereich stemmen.

 

Was, wenn einer keinen Verband angelegt bekommen will?

Der Sprung ins kalte Wasser vermittelte einen ungefilterten Eindruck von den Herausforderungen, die sie nach dem Examen erwartet. „An der Demonstrationspuppe im Unterricht ist alles Spiel“, charakterisiert Schulleiterin Barbara Hermann den Unterschied zwischen Theorie und Praxis. „Wenn man mit einem echten Menschen zu tun hat, der gerade nicht möchte, dass man ihm einen Verband anlegt, oder wenn man mit einer Erkrankung wie Chorea Huntington plötzlich hautnah konfrontiert wird, ist das etwas anderes. Zudem prägt sich alles, was man durch eigenes Erleben lernt, wesentlich stärker ein.“

Nicht nur Hermann ist überzeugt von der Kooperation. „Die Auszubildenden haben sehr gute, Arbeit geleistet“, zeigt sich Pflegedienstleitung Emilia Schlotter begeistert. „Sie konnten auch viel darüber lernen, wie wichtig der Umgang untereinander im Team ist.“ Reihum musste jeder die Rolle der Schichtleitung ausfüllen – auch Dominique Ziegler, der mit seinen 17 Jahren das Küken unter den Examenskandidaten ist. „Die Verantwortung hat mir keine Probleme bereitet“, blickt er selbstbewusst zurück. „Jemanden zu ermahnen, der zu spät zum Dienst kommt, oder Kollegen, die eigentlich frei haben, zu verpflichten, weil eine Schicht krankheitsbedingt unterbesetzt ist, war schon gewöhnungsbedürftig.“

Zum Schluss hat dann doch alles wunderbar geklappt

Seine Mitschülerin Johanna Meier gesteht, sie sei zunächst gegen das Projekt gewesen. „Ich war unsicher, ob ich es schaffen würde, den Erwartungen gerecht zu werden“, sagt sie. Nun ist glücklich, dass es ihr gelungen ist, über ihren Schatten zu springen. Auch dank der Begleitung von Pflegekräften, Praxisanleitern und Lehrern, die den Azubis halfen. „Die Projektteilnehmer werden noch lange von ihren Erfahrungen zehren“, ist sich Hans Vogel, der Leiter von St. Vinzenz sicher. Auch die Resonanz bei den Bewohnern und Mitarbeitern sei durchweg positiv. Ob es eine Fortsetzung geben wird, hängt nun nicht zuletzt von der Bereitschaft der nächsten Examenskandidaten ab, sich auf die erste große Dosis Altenpflege-Realität einzulassen.