Mit beißendem Humor und Sprachwitz verstörte und verzückte Edward Albee die Theaterwelt gleichermaßen, sein Meisterstück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ bleibt unvergessen. Nun ist der Stardramatiker gestorben. Nicht nur der Broadway verneigt sich.

New York - Der amerikanische Ausnahmedramatiker Edward Albee ist tot. Er sei am Freitag im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Montauk auf Long Island im US-Staat New York gestorben, teilte sein Assistent Jackob Holder mit. Die Todesursache blieb zunächst unklar, doch litt Albee an Diabetes. Weggefährten aus der Theater- und der Filmwelt würdigten den Schöpfer des als Meisterwerk gefeierten Stücks „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“

 

Es war eben jenes Werk, das Albee nach der Broadway-Premiere im Jahr 1962 den Ruf als größter Dramatiker seiner Generation einbrachte. „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ handelt von einem nächtlichen Trinkgelage eines Professors mittleren Alters und seiner Frau, die sich im Beisein eines jüngeren Paares zerstreiten und Lebenslügen zerplatzen lassen. Das Stück bekam 1963 mit einem Tony-Award, die renommierteste Ehrung der amerikanischen Theaterwelt. Auch Hollywood wurde aufmerksam: Eine Filmadaption von 1966 mit Elizabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen gewann fünf Oscars.

Scharfzüngiger Humor und bissiger Wortwitz

In über 30 Stücken rüttelte Albee an den Säulen der amerikanischen Kultur wie Eheverständnis, die Kindererziehung, Religion und das komfortable Leben der Oberschicht. Dabei ging er mit scharfzüngigem Humor und bissigem Wortwitz vor, die auf eine tiefere Bedeutung hindeuteten. Das Publikum forderte er so heraus, althergebrachte Vorstellungen von Gesellschaft und der Theaterwelt zu hinterfragen.

Albees unorthodoxer Stil bescherte ihm zwar viel Applaus, aber führte auch zu einer fast 20-jährigen Durststrecke öffentlicher Anerkennung, die erst mit dem Stück „Three Tall Women“ aus dem Jahr 1994 ein Ende fand. Das Werk brachte ihm seinen dritten Pulitzer-Preis in der Kategorie Theater ein, die zwei vorangegangenen Auszeichnungen bekam er für „A Delicate Balance“ von 1967 und „Seascape“ von 1975.

Nach dem Erfolg von „Three Tall Women“ realisierte er mehrere groß angelegte Werke, darunter „The Play About the Baby“ und „The Goat or Who Is Sylvia?“ Letzteres Stück brachte ihm 2002 seinen zweiten Tony-Preis ein. Nach dem Tod von Arthur Miller und August Wilson im Jahr 2005 galt Albee vielen Experten als größter lebender Dramatiker der USA.

„Es gab nur eine Edward Albee“

In einem Interview von 2008 gab sich Albee bescheiden. „Es ist nur eine Marotte des Hirns, die aus einem einen Dramatiker macht“, sagte er. „Ich habe die gleichen Erfahrungen wie jeder andere, doch...habe ich das Bedürfnis, viel von dem, das mir widerfährt und mir durch den Kopf geht, in ein Stück zu übersetzen.“

In Interviews wies er jedoch Versuche zurück, seine oft zynischen Werke mit seiner unglücklichen Kindheit in Verbindung zu bringen. „Jedes meiner Stücke hat eine bestimmte Geschichte zu erzählen“, sagte er der Zeitung „The Santa Fe New Mexican“ im Jahr 2001.

Albee wurde im Jahr 1928 im Staat Virgina geboren und von einem reichen Ehepaar aus einem New Yorker Vorort adoptiert. Von seinen Eltern entfremdete sich Albee jedoch später und zog nach New York, wo er zunächst als Kurier arbeitete, ehe sein Stück „The Zoo Story“ über zwei Fremde und ihr Kennenlernen auf einer Bank im Central Park 1958 Wellen schlug.

Albees Tod löste weit über die Theaterwelt hinaus Betroffenheit aus. Die Schauspielerin Mia Farrow nannte ihn auf Twitter „einen der größten“ Dramatiker „unserer Zeit. Ihr Kollege Michael McKean schrieb: „Es gab nur einen Edward Albee. Unersetzlich.“