Drei Animationsstudenten der Filmakademie haben in ihren Filmen eine Welt erschaffen, in der alle Tiere rund sind. Die dotzenden Geparden und Gazellen aus dem Trailer des Trickfilmfestivals in Stuttgart haben ihren Urhebern die Tür in die Berufswelt geöffnet.

Ludwigsburg - Die Frage, mit der das Projekt von Kyra Buschor und Constantin Päplow vor zwei Jahren begonnen hat, klingt albern: „Was wäre, wenn alle Tiere rund wären?“ In der Wildnis würde es dann drunter und drüber gehen. Geparden und Gazellen würden bei Verfolgungsjagden durch die Savanne dotzen, Krokodile könnten nicht mehr ordentlich schwimmen und ein Geier würde bei der Landung seine Küken aus dem Nest stoßen. Aber runde Tiere gibt es ja nicht.

 

Drei Preise und eine Menge Klicks stehen für den Erfolg

Außer in der Welt, die die beiden Studenten mit ihrer Kommilitonin Annie Habermehl am Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg erschaffen haben. Die Clips dürften vielen Menschen von Trailern und Plakaten für das Internationale Trickfilmfestival und die Konferenz für Animation, Effekte und Computerspiel FMX in Stuttgart bekannt sein, die in diesem Frühjahr in der Region zu sehen waren.

Die vier Trailer unter dem Titel „Rollin’ Wild“ waren für die drei Studenten ein voller Erfolg. Im Sommer gewannen sie dafür auf der Siggraph Konferenz, einer der größten Messen für Computergrafik und Animationstechnik, den Preis für das beste Studentenprojekt. Es folgten Preise auf dem Bradford Animation Festival und auf dem Expotoons International Animation Festival in Argentinien. Weil die Clips auch im Internet gut liefen, haben sie ihre Arbeit fortgesetzt. Vor zwei Wochen ist der fünfte Teil der rollenden Safari erschienen. „Wir hätten niemals gedacht, dass das so durch die Decke geht“, erzählt Päplow.

Die Ballontierchen als Türöffner in die Berufswelt

Dass sich ihre Filme schneller als erwartet durch das Internet verbreiteten, liegt auch an den Machenschaften eines „Diebes“. Im Februar kopierte ein Nutzer des Internet-Videoportals Youtube alle ihre Clips, schnitt sie zu einem zusammen und lud den Film, der mittlerweile fünf Millionen Klicks hat, wieder auf Youtube hoch. Dass die Urheber der Filme Studenten der Ludwigsburger Filmakademie sind, gab er erst nach deren Protest an. Im Netz bleiben durfte die illegale Zusammenfassung danach trotzdem. „Es ist schon Werbung für uns, nur nicht auf unserem eigenen Youtube-Chanel“, sagt Constantin Päplow. Und schlechte Werbung gebe es eben nicht.

Die kleinen Ballontierchen haben Kyra Buschor und Constantin Päoplow sogar die Tür in die Berufswelt geöffnet. Im Sommer waren sie für ein Praktiktum bei einer Animationsfilmfirma in London. Die Geschäftsführer hatten Interesse an ihrer Idee und boten ihnen für die Zeit nach ihrem Abschluss einen Arbeitsplatz an.

Nächste Teil von Rollin’ Wild soll vor Weihnachten erscheinen

Bis dahin lebt die Welt von Rollin’ Wild unter der Federführung der Filmakademie und der Flying Wild GbR weiter. So heißt das Unternehmen, das Kyra Buschor und Constantin Päplow gegründet haben, um ihre Idee weiterzuentwickeln und Gewinn aus ihr zu ziehen.

Am nächsten Teil von ihrer Reihe arbeiten sie derzeit noch. Er entsteht im Animationsstudio der Filmakademie, das ihr Arbeitsplatz bleibt, bis sie das Diplom in der Tasche haben. Dort entwickeln Bu-schor und Päplow die Geschichten ihres Clips, gestalten die Umgebung, vor der sich alles abspielt, und die verschiedenen Tiere. Annie Habermehl kommt als Animatorin mittlerweile erst dazu, wenn die Figuren in Bewegung gesetzt werden müssen. Sie ist für die Feinarbeit zuständig. Der Computer kann zwar alle Bewegungen simulieren, das wirkt aber bisweilen so unnatürlich, dass mit der Hand nachjustiert werden muss. „Da steckt dann doch viel Handarbeit drin“, sagt Kyra Buschor. So viel, dass die Deadline für den nächsten Film fast zu früh kommen könnte. Er soll kurz vor Weihnachten erscheinen. Das verrät, um was es darin wahrscheinlich gehen wird.