Stuber schrieb selbst das Drehbuch über Rolf, der in Leipzig von Hartz IV lebt und für eine Operation seines Hundes Piet 3000 Euro braucht. Piet ist sein Ein und Alles – Rolf setzt deshalb sein ganzes Geld auf einen Außenseiter beim Pferderennen. Der Film spielt in Leipziger Altbauwohnungen, er hat jede Menge Lokalkolorit, lässt aber Zuschauer jeglicher Herkunft mit der Hauptfigur Rolf mitfiebern – ein wichtiger Aspekt für den Erfolg. „Hätte ich damals meine erste Idee umgesetzt, säße ich jetzt nicht hier“, sagt Thomas Stuber im Café am Sunset Boulevard. Er sei inzwischen gelassener, wenn ein Projekt scheitert, man müsse sowieso mehrere am Laufen haben.

 

Widerstände gab es jedoch auch vor dem späteren Gewinnerstreifen: „Ich wollte unbedingt in Schwarz-Weiß drehen, das wollte mir jeder ausreden“, sagt Stuber. Dann gewann der Film „The Artist“ den Oscar – und schon war Schwarz-Weiß ein Trend.

Für Piet, den hüftlahmen Hund, suchte Stuber lange nach der passenden Besetzung: „Die trainierten Filmhunde waren alle so toll und konnten viele Kunststücke, aber die waren zu jung und fit.“ Er fand Lava, eine zwölfjährige griechische Hirtenhündin. Deren Besitzerin meinte, das Tier schaffe die Dreharbeiten vielleicht nicht mehr, willigte aber ein, die Hündin zwei Monate zu trainieren – sie ist der heimliche Star des Streifens. Lava starb vor wenigen Monaten.

Die menschlichen Darsteller sind alle gestandene Theaterschauspieler aus Ostdeutschland, „ich wollte unbedingt Matthias Brenner für den Rolf – und dann stellte sich heraus, dass der aus derselben Stadt kommt wie meine Mutter“. Alle Schauspieler arbeiteten ohne Gage, bei 100 000 Euro Budget für einen 30-minütigen Film sind keine großen Sprünge drin. In nur zehn anstrengenden Drehtagen („man altert dabei um fünf Jahre“) musste alles im Kasten sein, danach ging mit dem Schneiden die Arbeit erst richtig los. Doch der Film brachte Stuber nicht nur das Diplom, sondern im November 2011 den deutschen Kurzfilmpreis.

Die Dankesrede auf dem Spickzettel

In den Tagen vor der Verleihung hatte die Akademie ein dichtes Programm aufgelegt – ehemalige Oscarpreisträger, Drehbuchschreiber oder Produzenten gaben dem Nachwuchs Tipps, „sogar Haskell Wexler, der Kameramann von ,Einer flog übers Kuckucksnest‘ war da – der ist für mich ein großes Idol“, sagt Thomas Stuber. Er bekam für seinen Film viele Komplimente: „Es ist eine Tragikomödie – er berührt die Herzen, und das kommt auch hier in den USA an“, meint er.

Dabei kam er auf Umwegen zu dem Stoff für seinen Diplomfilm „Von Hunden und Pferden“. Nach seinem Film „Teenage Angst“ über jugendlichen Gruppendruck, mit dem er bereits Preise gewonnen hatte, wollte Stuber eine Geschichte über Jugendgewalt drehen, für die er aber kein Geld fand. „Ich war tagelang total fertig.“ Wie im Film war der Tiefpunkt ein neuer Aufbruch. Er las die Kurzgeschichten des Autors Clemens Meyer, wie Stuber ein Leipziger, dessen Stil ihm gefiel: „Er schreibt filmisch, und er porträtiert die Außenseiter, die sich irgendwie durchs Leben schlagen.“

Es gab auch Widerstände

Stuber schrieb selbst das Drehbuch über Rolf, der in Leipzig von Hartz IV lebt und für eine Operation seines Hundes Piet 3000 Euro braucht. Piet ist sein Ein und Alles – Rolf setzt deshalb sein ganzes Geld auf einen Außenseiter beim Pferderennen. Der Film spielt in Leipziger Altbauwohnungen, er hat jede Menge Lokalkolorit, lässt aber Zuschauer jeglicher Herkunft mit der Hauptfigur Rolf mitfiebern – ein wichtiger Aspekt für den Erfolg. „Hätte ich damals meine erste Idee umgesetzt, säße ich jetzt nicht hier“, sagt Thomas Stuber im Café am Sunset Boulevard. Er sei inzwischen gelassener, wenn ein Projekt scheitert, man müsse sowieso mehrere am Laufen haben.

Widerstände gab es jedoch auch vor dem späteren Gewinnerstreifen: „Ich wollte unbedingt in Schwarz-Weiß drehen, das wollte mir jeder ausreden“, sagt Stuber. Dann gewann der Film „The Artist“ den Oscar – und schon war Schwarz-Weiß ein Trend.

Für Piet, den hüftlahmen Hund, suchte Stuber lange nach der passenden Besetzung: „Die trainierten Filmhunde waren alle so toll und konnten viele Kunststücke, aber die waren zu jung und fit.“ Er fand Lava, eine zwölfjährige griechische Hirtenhündin. Deren Besitzerin meinte, das Tier schaffe die Dreharbeiten vielleicht nicht mehr, willigte aber ein, die Hündin zwei Monate zu trainieren – sie ist der heimliche Star des Streifens. Lava starb vor wenigen Monaten.

Die menschlichen Darsteller sind alle gestandene Theaterschauspieler aus Ostdeutschland, „ich wollte unbedingt Matthias Brenner für den Rolf – und dann stellte sich heraus, dass der aus derselben Stadt kommt wie meine Mutter“. Alle Schauspieler arbeiteten ohne Gage, bei 100 000 Euro Budget für einen 30-minütigen Film sind keine großen Sprünge drin. In nur zehn anstrengenden Drehtagen („man altert dabei um fünf Jahre“) musste alles im Kasten sein, danach ging mit dem Schneiden die Arbeit erst richtig los. Doch der Film brachte Stuber nicht nur das Diplom, sondern im November 2011 den deutschen Kurzfilmpreis.

Die Dankesrede auf dem Spickzettel

Schließlich lief das Geschehen in Hollywood seinem Höhepunkt entgegen. Am Samstagnachmittag ein Fotoshooting mit der mehr als zwei Meter großen Oscar-Statue, ein Interviewtermin nach dem anderen und der Empfang mit Catering von Starkoch Wolfgang Puck, „ich fühle mich irgendwie leer“, meint Thomas Stuber vor der abendlichen Zeremonie. Die Silbermedaille, die Dankesrede – wie Torwart Jens Lehmann bei der WM hat sich Thomas Stuber einen Spickzettel gemacht und vorher geübt – das alles geht auf einmal viel zu schnell vorbei. Er dankt allen seinen Förderern, seiner Familie, seiner Freundin – und dem Hund, der nach seinem Leinwanddebüt verstarb. Am Ende, als Akademie-Präsident Tom Sherak alle Ausgezeichneten nochmals zum Aufstehen auffordert, mit den Worten „ihr seid die Zukunft unserer Branche“, wischt Thomas Stuber sich dann doch ein paar Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln.

Noch zwei Tage „Abspann“ in Venice Beach mit dem Cutter und dem Kameramann, die auch in den USA dabei waren, dann wartet auf den Jungregisseur der Alltag. „Es gibt mir einen Schub, meinen nächsten Film anzugehen“, sagt er. Gemeinsam mit Clemens Meyer schreibt er ein Drehbuch für einen 90-minütigen Film. Noch fühlt er sich in Deutschland besser aufgehoben: „Ich glaube nicht, dass die hier in Hollywood auf mich warten. Ich bin schon glücklich, wenn ich als Regisseur meinen Lebensunterhalt verdienen kann“, sagt er – nicht allen Absolventen gelinge das. Aber er könne sich durchaus vorstellen, in Hollywood Filme zu machen: „Ich habe nichts gegen das amerikanische Kino und bin nicht auf ein Genre festgelegt.“

Doch zunächst steht für ihn nach der Rückkehr erst einmal ein besonderes Projekt an: In zwei Wochen erwarten er und seine Freundin, eine Schauspielerin, Nachwuchs – Pepe soll der Kleine heißen, und wird auf jeden Fall ein Oscar in Gold.