Können Sie die überzeugen?
Das ist gar nicht meine Aufgabe. Das ist Sache der Menschen vor Ort und einige Überzeugte haben dieses Kino auch mit ihrem Körper und mit ihrer Seele verteidigt. Ich und auch zwei palästinensische Aktivisten vor Ort haben uns mittlerweile dort zurückgezogen, weil man behauptete: „Die machen das doch nur für sich.“ Schaut, wir haben für euch gekämpft, für eure Stadt, wir haben kein persönliches Interesse.“ Unsere Aufgabe ist es jetzt, auch mit Hilfe des Films, noch einmal Mittel einzuwerben. Wenn das Kino noch zwei, drei Jahre lang 50 bis 60 000 Euro im Jahr bekommt, kann es spätestens 2015 autark sein. Was das wichtigste ist für Palästinenser: autark zu sein. Nicht immer betteln zu müssen, Nicht immer fragen zu müssen, ob man etwas bekommt.

Wodurch haben Sie denn Ihre Zuversicht wiedergefunden?
Es ist tatsächlich eine Sache, ein Kino hinzustellen, und eine andere, es mit Leben zu füllen. Aber die Angestellten vor Ort haben das Cinema Jenin durch zwei sehr schwierige Jahre gebracht. Wir haben ein Café, einen Open-Air-Bereich, das modernste Kino im Nahen Osten. Wir speisen als Erste in Palästina Solarstrom ins öffentliche Netz. Und unser Gästehaus habe ich im Lonely-Planet-Reiseführer wiedergefunden . Das war ein rührender Moment.

Besteht nicht auch die Gefahr, dass Touristen sich da eine Illusion abholen, den Nahostfrieden im Kleinen?
Zuerst müssen die Leute überhaupt einmal kommen und ein paar Tage bleiben. Bisher besuchen sie Dschenin wie einen Zoo, fahren an, bleiben zwei Stunden, gehen wieder. Wenn die Leute sich Zeit nehmen, erleben sie selbst die Checkpoints, die Demütigungen, die Konflikte. Und sie lernen Palästinenser kennen. Die Voraussetzung für Frieden ist ein Staat Palästina. Und die Voraussetzung für einen Staat Palästina ist, dass die Welt an ihn glaubt.