Doch war die Filmgalerie seit ihrer Eröffnung 1987 weit mehr als ein Umschlagplatz von Datenträgern. Eine unübliche Videothek, die vielmehr „Kulturbewahrungsinstitution“ war, wie Hansl Schulder, der Bibliothekar der Filmakademie Baden-Württemberg sagt. Hier waren die Streifen nicht nur nach ihren Genres sortiert, sondern auch nach Regisseuren, eine Tatsache, die viel über die Filmgalerie und ihren Anspruch aussagt. Blockbuster waren dort selten zu finden, stattdessen eine feine Auswahl aus allen Genres und Jahrzehnten. Eine feine Auswahl, die inzwischen gut 23 000 Filme umfasst.

 

Wer da den Überblick verlor, konnte sich auf die Ratschläge des oft langjährig angestellten Personals sicher sein. „Hier stand man der Filmkunst emphatisch gegenüber“, erinnert sich Animationsfilmer Andreas Hykade, „hier habe ich Filme gefunden, die ich schon immer sehen wollte und solche, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.“ Es fallen an diesem Abend, vor „The Long Goodbye“ und danach bei der Feier in und vor der Galerie viele Bezeichnungen: Filmbibliothek, Ort für Filmkunst und ein Ort zum angeben, wenn Besuch aus anderen Städten kam, ein Ort, den man so in Stuttgart nicht erwarten würde.

Doch allem Lob zum Trotz, hat Marc Hug und seine Filmgalerie den Kampf am Ende verloren. Gegen Video-on-Demand im Internet und gegen Dumpingpreise bei DVDs ist mit einer kleinen Videothek kaum anzukommen. Auch die Verkleinerung des Ladens sowie die Ausweitung des Programms durch Filmabende konnten dem Absatzrückgang keinen Einhalt gebieten. „Ich hätte mir gewünscht, dass früher so viele Leute da gewesen wären“, sagt Marc Hug, als er im Set in die Runde blickt, wo sich die Gäste, Kunden, Mitarbeiter und andere langjährige Wegbegleiter dicht nebeneinander drängen. Doch auch wenn er jetzt aufgeben muss, das Archiv bleibt ihm erhalten, und auch die Hoffnung an anderer Stelle, in anderer Form weitermachen zu können.

Eine erste zumindest temporäre Spielwiese ist schon gefunden: die ehemalige Daimler-Benz-Niederlassung an der Türlenstraße soll bald schon wieder kreativ zwischengenutzt werden. Wie vor einem Jahr wird dort auch Marc Hug mit seinem Filmtheater einziehen.