Ihr Filmarchiv umfasst 23 000 Titel. Wie viel davon kann ein Kunde bei ihrer Konkurrenz bekommen?
Großzügig geschätzt 25 Prozent, eher deutlich weniger. Und die nicht an einem Ort.
Könnte man das Archiv retten, indem man es einem Verein übergibt, dem Spenden und öffentliche Förderung zufließen könnten?
Das müsste man erst einmal rechtlich prüfen lassen, ob ein Gewerbebetrieb sich in einen Verein verwandeln darf. Dem Gedanken kann man aber zumindest nachgehen.
Wie viel Fläche brauchen Sie denn überhaupt, um die Filme nutzbar zu lagern?
Damit wir und das Publikum an die Filme herankommen, brauchen wir 100 bis 150 Quadratmeter.
Würde das Umkopieren aller Filme auf Festplatten mit der Option, nachgefragte Filme frisch auf DVD zu brennen, nicht viel Platz sparen?
Wir dürfen gar nicht umkopieren. Das Verleihrecht ist an einen physischen Datenträger gebunden und erlischt mit dessen Verschleiß oder Verlust. Wir würden uns strafbar machen.
Wenn Sie keine bezahlbaren Räume finden, müssten sie das Archiv dann verkaufen, eventuell über die Ramschkiste?
Der Verkauf wäre eine allerletzte Möglichkeit. Betriebswirtschaftlich macht so eine Totalabwicklung Sinn. Aber dann wäre zerschlagen, was sich in 26 Jahren Verleiharbeit angesammelt hat, ein ziemlich einmaliger Schatz. Ich fände das sehr schade.
Hat am Ende vielleicht Ihr Publikum sehr betriebswirtschaftlich gedacht? War es denen zu viel, in die Videothek zu fahren, einen Film zu leihen, zum Zurückbringen noch einmal hinzufahren, wo man doch DVDs überall für wenig Geld kaufen kann?
Viele unserer Stammkunden wussten, dass man unsere Filme nicht billig überall bekommt. Aber manchmal hat tatsächlich jemand so argumentiert. Das haben wir einer Filmindustrie zu verdanken, die alles getan hat, Film zur Ramschware zu machen. Das ist eine typisch deutsche Geiz-ist-geil-Entwicklung, die so extrem in Frankreich oder England nicht stattgefunden hat. Die Filmgalerie 451 hat ihre Verleihpreise nicht an die Wühlkistenpreise anpassen können. Aber bei uns haben die Kunden ja auch einen Mehrwert bekommen, unsere Kenntnisse und Leidenschaft. Wir konnten Empfehlungen geben, wir konnten Zusammenhänge herstellen. Der ein oder andere wird das gewiss auch vermissen.