Das noch in den gruseligen Momenten doch auch gemütlich Bleibende wird rundheraus putzig, wenn Sophie und der Riese Hilfe gegen die Ungetüme von der englischen Königin erbitten. Dann wird das märchengartenhaft Künstliche so deutlich, dass auch der jüngste Zuschauer die Inszenierung erkennt. Das große Paradoxon des Spielberg-Werks scheint auf: Dieser Regisseur, der das mit Riesenhand ergreifende Kino so schätzt, distanziert uns doch stets, indem er das Kino als Gegenwelt sehr kenntlich macht, als Hirngespinst.

 

Ein Film für den Brexit?

So heiter „BFG“ sein möchte, so zornige Kritiken hat er teils auf sich gezogen. Spielbergs Vision eines altmodisch schnuckeligen, weißen, durch die Windsor-Regentschaft charakterisierten Großbritannien biete Flankenschutz für ein rückwärtsgewandtes Brexit-Sentiment, so ist interpretiert worden, ja, der Kampf gegen die andersartigen Riesen, die letztlich in einer Militäraktion gefangen und weit weg deportiert würden, sei eine Kinovariante des Konzepts jener Festung Europa, die Zuwanderer abweist.

Das ist aber gar nicht so bösartig gedacht. 1982, als Dahls Buch erschien, brachte Spielberg „E.T.“ ins Kino, dessen enormer Erfolg bei Erwachsenen viele Erklärungsversuche zeugte. Einer davon lautete, „E.T.“ habe in einer Zeit der konservativen Wende (Ronald Reagan, Maggie Thatcher, Helmut Kohl), der rhetorischen und realen Aufrüstung, mit der Vision eines harmlosen Fremden gepunktet, der der Menschheit nichts Böses will. Auch „BFG“ kommt in einer Epoche des Rechtsrucks ins Kino, aber man kann das Denken eines älteren, konservativeren Spielberg durchscheinen sehen.

Einladung und Hinwendung

Nur sind Filme keine eindeutigen Gleichungen, die man einmal löst, um an einem schlüssigen Ergebnis festzuhalten. Sophies Interaktion mit dem an Büchern, an der Menschenkultur und -sprache interessierten freundlichen Riesen überstrahlt die Konfrontationselemente des Films bei Weitem. Einladung und Hinwendung werden so stark betont wie Furcht und Abwehr. Interessante Träume mischt auch der Riese aus Gutem und Bösem: ein gültiges Kinorezept.

BFG – Big Friendly Giant. USA 2016. Regie: Steven Spielberg. Mit Ruby Barnhill, Mark Rylance, Rebecca Hall, Penelope Wilton. 117 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.

Zwar ist auch in „BFG“ ein hochmoderner Illusionsapparat am Werk, verwandelt der Bildcomputer die Schauspielarbeit von Mark Rylance, mit dem Spielberg schon „Bridge of Spies“ gedreht hat, in Mimik und Körpersprache der Titelfigur. Die Anmutung des Films aber ist konsequent altmodisch: von der Architektur über die Kleidung bis hin zu Kamera und Schnitt, die Figuren und Geschehnisse nicht in kleine Splitter zerhacken. Spielberg achtet aber nicht nur auf das Aussehen seiner Welt, er legt das Hauptgewicht des Andersseins auf das verdrehte Sprechen der Riesen. Kein Spielberg-Film bisher war so an Sprache interessiert.

Dank der Queen wird es konservativ

Das noch in den gruseligen Momenten doch auch gemütlich Bleibende wird rundheraus putzig, wenn Sophie und der Riese Hilfe gegen die Ungetüme von der englischen Königin erbitten. Dann wird das märchengartenhaft Künstliche so deutlich, dass auch der jüngste Zuschauer die Inszenierung erkennt. Das große Paradoxon des Spielberg-Werks scheint auf: Dieser Regisseur, der das mit Riesenhand ergreifende Kino so schätzt, distanziert uns doch stets, indem er das Kino als Gegenwelt sehr kenntlich macht, als Hirngespinst.

Ein Film für den Brexit?

So heiter „BFG“ sein möchte, so zornige Kritiken hat er teils auf sich gezogen. Spielbergs Vision eines altmodisch schnuckeligen, weißen, durch die Windsor-Regentschaft charakterisierten Großbritannien biete Flankenschutz für ein rückwärtsgewandtes Brexit-Sentiment, so ist interpretiert worden, ja, der Kampf gegen die andersartigen Riesen, die letztlich in einer Militäraktion gefangen und weit weg deportiert würden, sei eine Kinovariante des Konzepts jener Festung Europa, die Zuwanderer abweist.

Das ist aber gar nicht so bösartig gedacht. 1982, als Dahls Buch erschien, brachte Spielberg „E.T.“ ins Kino, dessen enormer Erfolg bei Erwachsenen viele Erklärungsversuche zeugte. Einer davon lautete, „E.T.“ habe in einer Zeit der konservativen Wende (Ronald Reagan, Maggie Thatcher, Helmut Kohl), der rhetorischen und realen Aufrüstung, mit der Vision eines harmlosen Fremden gepunktet, der der Menschheit nichts Böses will. Auch „BFG“ kommt in einer Epoche des Rechtsrucks ins Kino, aber man kann das Denken eines älteren, konservativeren Spielberg durchscheinen sehen.

Einladung und Hinwendung

Nur sind Filme keine eindeutigen Gleichungen, die man einmal löst, um an einem schlüssigen Ergebnis festzuhalten. Sophies Interaktion mit dem an Büchern, an der Menschenkultur und -sprache interessierten freundlichen Riesen überstrahlt die Konfrontationselemente des Films bei Weitem. Einladung und Hinwendung werden so stark betont wie Furcht und Abwehr. Interessante Träume mischt auch der Riese aus Gutem und Bösem: ein gültiges Kinorezept.

BFG – Big Friendly Giant. USA 2016. Regie: Steven Spielberg. Mit Ruby Barnhill, Mark Rylance, Rebecca Hall, Penelope Wilton. 117 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.