Auch Erwachsene haben nichts gegen einen langen Urlaub. Aber diese Komödie erinnert uns mit knallbunten Bidlern daran, wieviel abenteuerlicher Ferien für Kinder sind.

Stuttgart - Es mag eine verklärte Idealvorstellung sein, aber irgendwie liegt etwas Magisches in der Erinnerung an die Sommerferien. Mit Schulende stand einem plötzlich die Welt offen. Und wurden dann sämtliche Habseligkeiten ins Familienauto gepackt, wartete hinter dem Stau auf der Autobahn das leuchtend unbekannte Abenteuer. Ach, wie war das wunderbar!

 

In der Familie des kleinen Nick (Mathéo Boisselier) läuft das mit der Ferienplanung allerdings jedes Jahr gleich. Es gibt Streit. Der Grund: Nicks Mutter (Valérie Lemercier) würde gerne Urlaub in den Bergen machen, sein Vater (Kad Merad) lieber in den Süden fahren. Und Nick? Der würde am liebsten zu Hause bleiben. Denn da gibt es Marie-Hedwig, die ihm schon den ganzen Sommer über schöne Augen macht. Doch ungeachtet der romantischen Anwandlungen des Sohnemanns setzt Papa sich durch, und Nick fährt mit Luftmatratze, Badelatschen und der schrulligen Oma im Gepäck ans Meer.

Viele Farben und Bonbons

Dort angekommen, vertreibt die Familie den Großstadtstress im Kopf schnell mit einem nostalgischen Traum aus extravaganter Bademode und schrill-schrecklicher Blümchentapete. So sah also Urlaub in den Sechzigern aus. Das Feriendorf wird mit seinen knalligen Farben, den vielen Bonbons und den bunten Häuschen zu einer Art Wunderland mit Alles-ist-möglich-Atmosphäre. Kein Wunder, dass der Gedanke an die Liebste in diesem Urlaubsparadies schnell wieder vergessen ist.

Nick und seine allesamt sehr skurrilen Urlaubsfreunde stolpern aber nicht nur von einem Abenteuer ins nächste. Es wartet auch schon eine neue weibliche Anwärterin. Und als sich herausstellt, dass Isabelle (Erja Malatier) noch viel schönere Augen machen kann als Marie-Hedwig, müssen die Freunde mit vereinten Kräften verhindern, dass Nicks Sommerferien in einem romantischen Fiasko enden.

Platz für Eskapaden

Mit „Der kleine Nick macht Ferien“ gelingt dem Regisseur Laurent Tirard, der die von „Asterix“-Erfinder René Goscinny geschriebenen, von Sempé illustrierten Geschichten um den frechen Jungen schon 2009 verfilmte, nicht nur eine zweite gelungene Umsetzung des Originals. Er kreiert auch eine romantisch-komische Erinnerung an die Unbeschwertheit der Sommerferien, in denen man sich noch nicht um Schlüsselkarte und Flughafengebühren kümmern musste.

In diesem nostalgisch verblendeten Setting bekommt es nicht nur der kleine Nick mit den Wirrungen der Liebe zu tun. Auch seine Eltern lassen sich unter der Sonne Südfrankreichs nach Strich und Faden um den Finger wickeln. Tirard lässt, wie schon im Vorgängerfilm, auf clevere Weise Platz für die Eskapaden der Erwachsenen. Wenn Mama sich von einem italienischen Filmguru anwerben lässt und Papa sich in eine nackt badende Schweizerin verguckt, haben daran nicht nur Kinder ihren Spaß.

Der kleine Nick macht Ferien. Frankreich 2014. Regie: Laurent Tirard. Mit Mathéo Boisselier, Kad Merad, Valérie Lemercier, Dominique Lavanant, Erja Malatier. 97 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.