Wer sich im Kopf noch nicht ganz vom alten Geschichtsbild frei machen, wer „Stolz und Vorurteil & Zombies“ nicht als Docu-Fiction begreifen kann, wird sich trotzdem unterhalten. Ganz in der aufsässigen Tradition des Zombiefilms vertreten die Monster auch hier das Proletariat und Subproletariat. Wie sie da heranwanken gegen die Herrenhäuser und Gartenzäune, bringt den Klassenkampf in Bilder.

 

Zwar waren nicht alle Untote im Leben Diener und Knechte. Auch einstmals feine Leute sind nun unfeines Fleischgewese. Aber das Genremotiv, dass jeder von den Untoten Gebissene rettungslos verloren ist, beschreibt ganz genau die soziale Mobilität der Austen-Ära. Für die Unteren ist ein Aufstieg nicht möglich. Aber wenn die Oberen den Unteren zu nahe kommen, droht der soziale Absturz.

Erziehung der Rabiaten

Es bleibt im Kern die alte Austen-Geschichte: Elizabeth soll unter die Haube, die Mutter drängt, der düstere Mr. Darcy (Sam Riley) scheint der ideale Kandidat. Darcy ist immerhin der tüchtigste Zombietöter des belagerten Königreichs. Aber Darcy hat auch Rivalen, die einen anderen Umgang mit den Untoten fordern, die auf Koexistenz setzen, auf allmähliche Erziehung der Rabiaten. Tatsächlich treffen sich die Reform-Zombies hier in einer alten Kirche.

Die Romanvorlage von Seth Grahame-Smith, das sei nicht verschwiegen, ist um einiges raffinierter als der Film. Dort fügt sich die Wahrheit über die Zombies als weiterer, tongetreuer Text in Austens Prosa ein. Das ist subversiver als die Änderung von Austens Geschichte in einem Medium, das sich selbst notwendig vom Roman entfernt, ob mit oder ohne Zombies.

Moderne Schmeißfliegen

In „Stolz und Vorurteil und Zombies“ sind wir manchmal nahe daran, das Vertrauen zu verlieren, dass hier tatsächlich Verschwiegenes zu Tage gebracht wird. Zeitweilig wirkt das Ganze schon mal wie ein handelsübliches Zombies-und-Kampfkunstspektakel, nur mit anderen Kostümen. Aber dann finden wir uns interessanterweise in einem Salon, in dem die Schmeißfliegen seltsam umherschwirren. Schließlich identifizieren sie durch Anhänglichkeit denjenigen, der sich, schon gebissen und infiziert, aber noch mit Perücke und Puder getarnt, unter seine ehemaligen Standesgenossen gemischt hat.

In der Mitte der Bilder aber sitzen Elizabeth Bennet (Lily James aus „Cinderella“) und ihre Schwestern nicht beim Sticken, Häkeln, Lesen, sondern beim Schärfen von Klingen und Putzen von Pistolen. Auch die höheren Töchter jener Zeit müssen sich wehren können gegen Zombies. Die Begüterten lassen ihre Kinder in Asien in exotischen Kampftechniken trainieren. Gut Ausgebildete leben länger.

Das Proletariat wankt heran

Wer sich im Kopf noch nicht ganz vom alten Geschichtsbild frei machen, wer „Stolz und Vorurteil & Zombies“ nicht als Docu-Fiction begreifen kann, wird sich trotzdem unterhalten. Ganz in der aufsässigen Tradition des Zombiefilms vertreten die Monster auch hier das Proletariat und Subproletariat. Wie sie da heranwanken gegen die Herrenhäuser und Gartenzäune, bringt den Klassenkampf in Bilder.

Zwar waren nicht alle Untote im Leben Diener und Knechte. Auch einstmals feine Leute sind nun unfeines Fleischgewese. Aber das Genremotiv, dass jeder von den Untoten Gebissene rettungslos verloren ist, beschreibt ganz genau die soziale Mobilität der Austen-Ära. Für die Unteren ist ein Aufstieg nicht möglich. Aber wenn die Oberen den Unteren zu nahe kommen, droht der soziale Absturz.

Erziehung der Rabiaten

Es bleibt im Kern die alte Austen-Geschichte: Elizabeth soll unter die Haube, die Mutter drängt, der düstere Mr. Darcy (Sam Riley) scheint der ideale Kandidat. Darcy ist immerhin der tüchtigste Zombietöter des belagerten Königreichs. Aber Darcy hat auch Rivalen, die einen anderen Umgang mit den Untoten fordern, die auf Koexistenz setzen, auf allmähliche Erziehung der Rabiaten. Tatsächlich treffen sich die Reform-Zombies hier in einer alten Kirche.

Die Romanvorlage von Seth Grahame-Smith, das sei nicht verschwiegen, ist um einiges raffinierter als der Film. Dort fügt sich die Wahrheit über die Zombies als weiterer, tongetreuer Text in Austens Prosa ein. Das ist subversiver als die Änderung von Austens Geschichte in einem Medium, das sich selbst notwendig vom Roman entfernt, ob mit oder ohne Zombies.

Moderne Schmeißfliegen

In „Stolz und Vorurteil und Zombies“ sind wir manchmal nahe daran, das Vertrauen zu verlieren, dass hier tatsächlich Verschwiegenes zu Tage gebracht wird. Zeitweilig wirkt das Ganze schon mal wie ein handelsübliches Zombies-und-Kampfkunstspektakel, nur mit anderen Kostümen. Aber dann finden wir uns interessanterweise in einem Salon, in dem die Schmeißfliegen seltsam umherschwirren. Schließlich identifizieren sie durch Anhänglichkeit denjenigen, der sich, schon gebissen und infiziert, aber noch mit Perücke und Puder getarnt, unter seine ehemaligen Standesgenossen gemischt hat.

Dann sind wir mittendrin im rasenden Misstrauen einer Moderne, in der die besorgten Bürger in den anderen Monster erkennen, und in der die anderen das Kompliment gerne zurückgeben. Das Überlebensmotto der Zombietage ist das Grundgefühl von heute: die Lage ist zum Davonlaufen.

Stolz und Vorurteil & Zombies. USA 2016. Regie: Burr Steers. Mit Lily James, Sam Riley, Bella Heathcote. 108 Minuten. Ab 16 Jahren.