„Die Kirche bleibt im Dorf“ ist ein für Deutschland eher ungewöhnliches Projekt. Doch man muss schon ziemlich ausgehungert nach Schwäbisch sein, um sich hier zu amüsieren.

Stuttgart - Wenn Gott nicht wollte, dass es Streit gäbe, hätte er keine Menschen erschaffen. Diese theologische Grunderkenntnis scheint das Glaubensrückgrat der Ober- und Unterrieslinger zu bilden. Die Bewohner der beiden schwäbischen Nachbardörfer müssen sich Friedhof und Kirche teilen, was schon im normalen Lauf des Werdens und Vergehens Zank und Gifteleien auslöst. Im Dialektklamauk „Die Kirche bleibt im Dorf“ aber taucht ein reicher Amerikaner auf, der das Gotteshäusle kaufen und abtransportieren möchte. Über Geld und Pietät lässt sich nun wirklich streiten.

 

„Die Kirche bleibt im Dorf“ ist ein für Deutschland ungewöhnliches Projekt, der ins Kino kommende Pilotfilm einer Fernsehserie des SWR. Nur erzählt dieser von Ulrike Grote inszenierte und geschriebene Film nicht den Beginn, sondern das Ende der Fehde der Unter- und Oberrieslinger. Die im Winter startende Serie wird dann die Vorgeschichte liefern.

Schlichtheit, Realitätsferne und Behäbigkeit

Das ist zwar eine gewagte Konstruktion, aber kein Versprechen, dass man sich auf Ungewöhnliches einlassen darf. Die Streithanseleien der Ober- und Unterrieslinger sind von einer Schlichtheit, Realitätsferne und Behäbigkeit, die auch das Heile-Welt-Kino der deutschen Wirtschaftswunderjahre so nicht toleriert hätte. Dort wäre wenigstens Vico Torriani als flotter Italiener aufs Feuerwehrfest gekommen und hätte ein paar Lieder geträllert.

Dass Natalia Wörner, Karoline Eichhorn, Julia Nachtmann und ihre Kollegen nicht auf ein einheitliches Schwäbisch verpflichtet wurden, wird wohl nur wenige Dialektliebhaber stören. Dass Landfrauen, die gerade noch selbst Traktor fuhren, einen umgekippten Trekker, der einen Menschen einklemmt, vergeblich von Hand aufzurichten versuchen, statt einen Schlepper zu holen, ist dagegen ärgerlich. Mit solchen Wurstigkeiten rettet sich das Drehbuch immer wieder über die Runden, frei nach dem alten Motto: Guckt doch eh keiner genau hin.

Die Kirche bleibt im Dorf. Deutschland 2011. Regie: Ulrike Grote. Mit Natalia Wörner, Hans Löw, Dietz-Werner Steck, Dodokay. 97 Minuten. Ab 6 Jahren. Cinemaxx SI, Metropol, Ufa.