Auch wenn van Dormael wesentlich subtilere Entlarvungsmittel als die britische Comedy-Truppe einsetzt, könnte er mit seiner Geschichte das religiöse Empfinden konservativer Christen doch mindestens genauso tief verletzen. Immerhin ist Gott hier eine manifeste Persönlichkeit, noch dazu ein verheirateter Vater von zwei Kindern und ein ausgemachter Macho, Proll und Haustyrann, der seiner Frau den Mund verbietet und die kleine Tochter züchtigt.

 

Er legt mithin ein Gebaren an den Tag, das frauenverachtend ist und vorsintflutlich erscheint. Aber eben nur erscheint, denn tatsächlich prägt das Patriarchalische ja bis heute das Miteinander der Christen nachhaltig nicht nur in dubiosen Sekten, sondern – großflächiger noch – in fundamentalistischen Glaubenszonen wie dem amerikanischen Bible-Belt.

Die Sterbedaten aller Menschen

Vielleicht fantasiert sich van Dormael deshalb lustvoll, frei und zeitgemäß die Emanzipation der Tochter Gottes herbei. Der Film erzählt das clever als heutiges Märchen: Nicht mittels unbefleckter Empfängnis kommt Ea zur Welt, sondern mittles eines Verbindungstunnels zwischen der himmlischen Waschmaschine im Haus ihres Vaters und der irdischen in einem Brüsseler Waschsalon. Vorher hat die Kleine noch den Zentralrechner ihres Vaters gehackt und sämtlichen Erdbewohnern deren Sterbedatum per SMS mitgeteilt, eine Guerilla-Aktion, die als „Death-Leaks“ berühmt wird.

Statt aber weiter biblische Motive und Dogmen satirisch zu hinterfragen, kehrt van Dormael spätestens mit Eas Reise durch Brüssel wieder auf konventionellere Erzählpfade zurück. Wenn das Mädchen mit Hilfe sechs neuer Apostel versucht, ein eigenes Testament zu verfassen, geht es letztlich um die alte, universelle Frage, was Glück bedeutet. Eas Mitstreiter nämlich sind Verlierertypen, die durch ihre Mitwirkung am brandneuen Testament ihren Platz in der Welt finden wollen.

Ein Platz für den Gorilla

Die grimmige Ironie des Anfangs weicht jetzt einer lockeren Fabulierlust. Manch absurde Episode – die einsame Martine (Catherine Deneuve) wählt sich einen Gorilla zum Liebhaber – ist zwar ungeheuer lustig, unterläuft aber die subversive Perspektive des Auftakts. Dass auch Frauen große Taten vollbringen können, ist zwar nichts Neues, als Eas Testament aber eine hübsche, versöhnliche Schlusspointe.

Zwischen Himmel und Waschsalon

Auch wenn van Dormael wesentlich subtilere Entlarvungsmittel als die britische Comedy-Truppe einsetzt, könnte er mit seiner Geschichte das religiöse Empfinden konservativer Christen doch mindestens genauso tief verletzen. Immerhin ist Gott hier eine manifeste Persönlichkeit, noch dazu ein verheirateter Vater von zwei Kindern und ein ausgemachter Macho, Proll und Haustyrann, der seiner Frau den Mund verbietet und die kleine Tochter züchtigt.

Er legt mithin ein Gebaren an den Tag, das frauenverachtend ist und vorsintflutlich erscheint. Aber eben nur erscheint, denn tatsächlich prägt das Patriarchalische ja bis heute das Miteinander der Christen nachhaltig nicht nur in dubiosen Sekten, sondern – großflächiger noch – in fundamentalistischen Glaubenszonen wie dem amerikanischen Bible-Belt.

Die Sterbedaten aller Menschen

Vielleicht fantasiert sich van Dormael deshalb lustvoll, frei und zeitgemäß die Emanzipation der Tochter Gottes herbei. Der Film erzählt das clever als heutiges Märchen: Nicht mittels unbefleckter Empfängnis kommt Ea zur Welt, sondern mittles eines Verbindungstunnels zwischen der himmlischen Waschmaschine im Haus ihres Vaters und der irdischen in einem Brüsseler Waschsalon. Vorher hat die Kleine noch den Zentralrechner ihres Vaters gehackt und sämtlichen Erdbewohnern deren Sterbedatum per SMS mitgeteilt, eine Guerilla-Aktion, die als „Death-Leaks“ berühmt wird.

Statt aber weiter biblische Motive und Dogmen satirisch zu hinterfragen, kehrt van Dormael spätestens mit Eas Reise durch Brüssel wieder auf konventionellere Erzählpfade zurück. Wenn das Mädchen mit Hilfe sechs neuer Apostel versucht, ein eigenes Testament zu verfassen, geht es letztlich um die alte, universelle Frage, was Glück bedeutet. Eas Mitstreiter nämlich sind Verlierertypen, die durch ihre Mitwirkung am brandneuen Testament ihren Platz in der Welt finden wollen.

Ein Platz für den Gorilla

Die grimmige Ironie des Anfangs weicht jetzt einer lockeren Fabulierlust. Manch absurde Episode – die einsame Martine (Catherine Deneuve) wählt sich einen Gorilla zum Liebhaber – ist zwar ungeheuer lustig, unterläuft aber die subversive Perspektive des Auftakts. Dass auch Frauen große Taten vollbringen können, ist zwar nichts Neues, als Eas Testament aber eine hübsche, versöhnliche Schlusspointe.

Das brandneue Testament. Belgien, Frankreich, Luxemburg 2015. Regie: Jaco van Dormael. Mit Benoît Poelvoorde, Yolande Moreau, David Murgia, Catherine Deneuve, François Damiens. 115 Minuten. Ab 12 Jahren.