Am Anfang war die Gutgläubigkeit. Du, sagt der Kollege um 17.30 Uhr in der U 3, der Hauptbahnhof müsste doch wieder frei sein. Nach fast drei Stunden ist StZ-Redakteur Hans Jörg Wangner dann tatsächlich daheim.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Am Anfang war die Gutgläubigkeit. Man könnte auch sagen: Blödheit. Du, sagt der Kollege um 17.30 Uhr in der U 3, der Hauptbahnhof müsste doch wieder frei sein. Du kannst auch mit der S-Bahn nach Esslingen fahren. Gut, denn um 19 Uhr beginnt meine Rückengymnastik. Immerhin: die U 6 fährt planmäßig in Möhringen los, also lasse ich die U 8 nach Nellingen sausen. Die Fahrt dauert länger als sonst, immer wieder bleibt der Zug auf freier Strecke stehen. Schön blöd: Wär ich nur am Charlottenplatz auf die U 1 umgestiegen. Am Hauptbahnhof verdichtet sich das Chaos: alle Bahnen stehen still.

 

Man könne ja am Charlottenplatz auf die U 1 ausweichen, heißt es. Kein Problem, also zurück, denn noch ist alles halbwegs im Zeitplan. Doch die U 1 lässt auf sich warten. Als sie dann einfährt, ist sie so voll, dass definitiv keiner mehr reinpasst. Also doch über die Filder. Neben mir auf dem Bahnsteig steht eine Frau mit zwei kleinen Kindern. Eines schreit wie am Spieß. Mit dem Kinderwagen wird die Mutter so schnell keinen Platz in einer Stadtbahn kriegen.

Die Kolleginnen sind wohl schon durchgeschwitzt

Die nächste U 7 nach Nellingen kommt erst in zehn Minuten – wenn überhaupt! –, dafür fährt der 15er nach Heumaden ein. Eine Fahrt in der Panoramabahn. Toll. Bloß dass man bei Nacht nicht so viel sieht. Blöd. Der 131er an der Endstation käme erst in einer gefühlten Ewigkeit – das einzige, was sich bei Kälte ausdehnt, sind die Minuten, die man warten muss. Also doch in die U 7. Halbwegs leer und pünktlich. In Nellingen ist der 119er nur wenige Augenblicke vorher abgefahren. Ob ich – nach einem kleinen Fußmarsch – den 120er noch erwische? Na ja, ich sehe ihn zumindest abfahren. Am Zollberg erwische ich den nächsten 119er, die Kolleginnen im Rückenkurs sind wohl schon durchgeschwitzt. Für mich lohnt es sich nicht mehr, hinzugehen.

Zum Schluss ein kleines Wunder: pünktlich fährt die S 1 in Esslingen ein. Nach zweidreiviertel Stunden Odyssee bin ich zuhause. Ungymnastiziert, aber wieder einmal um die Erkenntnis reicher: schon blöd, wenn man blöd ist.