Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Ohne wegen des persönlichen Sozialdatenschutzes auf den konkreten Fall Touray eingehen zu wollen, bestätigt ein Sprecher der zuständigen Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen, das Prozedere. Auch wenn die sogenannte Vorrangprüfung nicht greife – die Prüfung, ob der ausländische Arbeitswillige einem bevorrechtigten deutschen Arbeitssuchenden nicht den Job wegnehmen würde –, müssten die ortsüblichen Bedingungen erfüllt werden. Die Arbeitsagentur müsse im Rahmen der Sorgfaltspflicht sicherstellen, dass der Ausländer nicht zu ungünstigeren Arbeitsbedingungen als vergleichbare deutsche Arbeitnehmer beschäftigt werde, was beispielsweise bedeute, dass die Arbeitszeit geregelt und Tariflohn gezahlt werden müsse.

 

Ein „Irrsinn“, sagt dazu Jacqueline Lorenz, die selbst mit einem Gambier verheiratet ist und sich ein wenig um Mamour Touray kümmert, den sie über gemeinsame Freunde kennengelernt hat. „Er nimmt keinem einzigen Deutschen einen Arbeitsplatz weg, weil die Firma dafür niemand Geeigneten gefunden hat. Außerdem würde er einen der dringend benötigten Wohnplätze in der Gemeinschaftsunterkunft frei machen und seinen Unterhalt selbst bestreiten.“ Immer wieder werde kolportiert, „die Schwarzafrikaner“ würden dem deutschen Staat nur auf der Tasche liegen und nebenbei illegale Geschäfte machen. „Mamour will sein Leben als gesetzestreuer Bürger selbst in die Hand nehmen und wird von einer Auflage daran gehindert, die niemand verstehen kann.“

Mamour Touray will sich davon nicht unterkriegen lassen, eine Rückkehr nach Gambia ist für ihn keine Option. „Wir haben einen Diktator, der das ganze Land kaputt macht und in Angst und Schrecken versetzt.“ Sein Vater habe lange versucht, irgendwie durchzukommen. Doch die kleine Textilfirma, die er zusammen mit Mamour und dessen zwei Brüdern in dem Heimatort Brihama betrieb, sei an immer höheren Abgaben, die Regierungsschergen mit massiven Drohungen eingetrieben hätten, zusammengebrochen. Sein Vater starb, seine Brüder und er nahmen das zum Anlass, die Flucht zu ergreifen. Sie brachen in Richtung Senegal auf. Mamour suchte sein Heil in Europa – und ist nach wie vor davon überzeugt, dass „Deutschland ein ganz tolles Land ist, in dem ich unbedingt leben möchte“. Und dafür arbeiten.