Die Große Kreisstadt bietet seit Jahren wieder erstmals Unterkünfte für Asylbewerber. Damit unterstützt sie den Landkreis, der für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig ist und dringend geeignete Häuser sucht.

Filderstadt - Der Druck auf den Landkreis Esslingen, Asylbewerber aufzunehmen, ist groß. Monatlich müssen 30 bis 40 Menschen untergebracht werden. Deshalb sind die Kommunen aufgefordert, nach Wohnungen zu suchen, die vom Kreis angemietet werden können.

 

Filderstadt stellt nun zwei städtische Häuser zur Verfügung, in denen sich jeweils zwei Wohnungen befinden. Das erste Gebäude ist schon seit einigen Wochen belegt. Dort sind 15 Flüchtlinge aus Pakistan und Sri Lanka eingezogen. Im zweiten Haus wurden am Dienstag weitere 22 Menschen untergebracht. Sie kommen aus Serbien und von der Russischen Föderation, zu der auch Georgien und Tschetschenien gehören. Damit hat Filderstadt seit Jahren wieder erstmals Asylbewerber aufgenommen. Wo sich die beiden Häuser befinden, will Stadtkämmerer Georg Braunmüller nicht sagen. „Es ist besser, wenn die Unterbringung ohne großes Aufsehen geschieht“, sagt er. Den Nachbarn sei bekannt, dass die Gebäude der Stadt gehören und dort immer wieder Menschen wohnen, die hilfsbedürftig sind. Deshalb hält es Braunmüller auch nicht für nötig, die Anwohner darüber zu informieren.

Stadtrat fordert: Bürger informieren

Dies sieht Stadtrat Johannes Jauch (FDP) anders. Er hatte vor einem Vierteljahr befürchtet, dass die Akzeptanz der Flüchtlinge leide, wenn die Nachbarn nicht rechtzeitig informiert werden. Dabei bezog er sich auf ein Beispiel in Oberensingen. Dort waren im katholischen Gemeindehaus 40 Flüchtlinge untergebracht worden, ohne dass die Nachbarn vorher Bescheid wussten. Dies sorgte für große Verärgerung in der Bevölkerung.

Stadtkämmerer Braunmüller verweist darauf, dass in Filderstadt gar nicht so viele Asylbewerber in einem Haus untergebracht würden. Die Vorgehensweise von Filderstadt habe sich bisher bewährt. Auch aktuell habe es keine Beschwerden gegeben. Diese könnten nach Ansicht von Johannes Jauch allerdings noch kommen. Er tritt weiterhin dafür ein, dass die Nachbarn vor der Einquartierung von Flüchtlingen informiert werden.

Es sei auch nicht gut, wenn die Asylbewerber in zu engen Verhältnissen leben, sagt Jauch und kritisiert damit das Bundesgesetz, das für jeden Flüchtling eine Mindestwohnfläche von 4,5 Quadratmetern vorschreibt. „Das ist eindeutig zu wenig“, sagt der Stadtrat. Dadurch verstärke sich die Konfliktsituation. Zum einen stresse diese Enge die Asylbewerber unnötig, zum anderen wirke sich diese Stresssituation auch auf die Nachbarn aus. Jauch fände es deshalb besser, wenn die Wohnungen nicht so stark belegt würden.

Keine weiteren Wohnungen

Die Stadt habe derzeit keine weitere Möglichkeiten, Asylbewerber aufzunehmen, sagt Stadtkämmerer Braunmüller. Lediglich für anerkannte Asylanten oder aber Flüchtlinge, deren Aufenthalt geduldet wird, weil es in ihrer Heimat aktuell zu gefährlich ist, stehen noch Räumlichkeiten zur Verfügung – beispielsweise im Obdachlosenheim auf der Gutenhalde in Bonlanden. Für diese Flüchtlinge, die ihr Anerkennungsverfahren schon hinter sich haben, muss nicht der Landkreis, sondern die Stadt sorgen.

Im vergangenen Jahr hat Filderstadt 20 Menschen aufgenommen, die als Asylanten anerkannt oder geduldet sind. In diesem Jahr werden es voraussichtlich zwölf sein. Ziel bleibt es allerdings, für diese Menschen eine Wohnung auf dem privaten Markt zu finden.