Die Flüchtlinge in den zurzeit 17 Gemeinschaftsunterkünften werden von lediglich zwölf Sozialarbeitern in Diensten des Landratsamts betreut. Die Behörde will die Kapazitäten aufstocken, die Kreisräte jedoch wollen zuerst geprüft wissen, ob die Arbeit nicht von Freien Trägern übernommen werden kann.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Die vielen Flüchtlinge, die das Land in den Rems-Murr-Kreis schickt, stellen das Landratsamt unverändert vor Probleme. Die Behörde steht unter dem Druck, immer neuen Wohnraum für Neuankömmlinge schaffen zu müssen. Gut 170 Personen seien in diesem Jahr durchschnittlich in jedem Monat angekommen, im Mai seien es 153 gewesen, berichtete der stellvertretende Leiter des Geschäftsbereichs Besondere Soziale Hilfen, Joachim Frey, am Montagnachmittag im Sozialausschuss des Kreistags.

 

Bedarf kaum planbar

Besonders schwierig mache die Planung, dass kaum abzuschätzen sei, auf wie viele Flüchtlinge man sich einzustellen habe, sagte Frey. Wenn die Prognose von bundesweit 300 000 Asylanträgen eintreffe, werde der Rems-Murr-Kreis bis zum Ende dieses Jahres 600 neue Unterkunftsplätze bereit stellen müssen. Doch es sei keinesfalls sicher, dass es bei dieser Zahl bleibe.

Die Verwaltung habe keine andere Möglichkeit, als auf die Entwicklungen zu reagieren, die sich regelmäßig überschlügen, sagte der Landrat Johannes Fuchs. Im Februar hat die Behörde rund 100 Asylbewerber behelfsmäßig in einer Turnhalle in Backnang untergebracht, weil die von den Kommunen bereitgestellten Kapazitäten nicht mehr ausgereicht haben. Demnächst sollen in Korb und Urbach aber neue Unterkünfte fertiggestellt werden.

Wohnraum bereitzustellen ist die eine Sache, die andere ist die Betreuung der Flüchtlinge. Das Landratsamt hält eine Aufstockung des Personals und eine Anpassung an den veränderten Bedarf für dringend notwendig. Die Flüchtlinge in den zurzeit 17 Gemeinschaftsunterkünften werden von lediglich zwölf Sozialarbeitern betreut. An manchen Orten gibt es Probleme.

Doch der Kreistag verweigert bisher die Ausweitung des Stellenplans. Stattdessen hat der Ausschuss die Verwaltung auf Antrag der Freien Wähler nun aufgefordert, eine Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden zu prüfen.

Der Landrat hat signalisiert, er sei dazu grundsätzlich bereit. Allerdings dürften keine kontraproduktiven Verwaltungsebenen geschaffen werden, und einheitliche Standards müssten erhalten bleiben. Erfahrungen anderer Landkreise zeigten durchaus, dass solche Kooperationen Vorteile hätten, sagte die Sozialdezernentin Rosemarie Längle-Sanmartin.

„Gute Argumente für beide Wege“

So falle es den freien Trägern erfahrungsgemäß leichter, geeignetes Personal zu finden. Allerdings müsse man auch von einem höheren Koordinationsaufwand und einer schlechteren Verzahnung mit der Abteilung ausgehen, die den Wohnraum bereitstellt. Es gebe „gute Argumente für beide Wege“. Welcher der bessere ist, soll ein Konzept zeigen, das die Verwaltung den Kreisräten nach der Sommerpause vorgelegen will.