„Dass Menschen getötet werden, ist in Afghanistan ganz normal“, sagt die 26-Jährige. Sie kratzten ihre Ersparnisse zusammen, borgten sich Geld von der Familie und packten die Koffer – mehr als 24 000 Euro sollten sie am Ende in die Odyssee stecken. Zunächst ging es in den Iran, wo sie ein Jahr blieben. Als Schiiten hofften sie darauf, in dem ebenfalls schiitischen Land mit offenen Armen empfangen zu werden, doch sie waren Menschen zweiter Klasse. Ein besseres Leben versprach die Regierung denjenigen, die nach Syrien gehen, um das befreundete Assad-Regime im Kampf zu unterstützen. Das kam für den Familienvater aber nicht in Frage.

 

Dann brachen sie gen Europa auf. Nach einem Gefängnisaufenthalt in der Türkei und mehreren missglückten Versuchen, mit dem Boot das Mittelmeer zu überqueren, kamen sie auf der griechischen Insel Lesbos an. Dann trennten sie sich. Weil das Geld nicht reichte, machte sich die 26-Jährige mit den beiden Mädchen alleine auf den Weg über Italien nach München. Erst neun Monate später war die Familie wieder vollzählig. Das Ziel hieß übrigens von Anfang an Deutschland. „Meine Schwester und mein Bruder leben schon seit vielen Jahren in Bayern“, erklärt die 26-Jährige.

Die Asadis werden beim Verwaltungsgericht klagen

Eine Rückkehr in ihre Heimat können sich die beiden nicht vorstellen. „In Afghanistan gibt es seit 30 Jahren Krieg“, sagt der Familienvater und meint: „Mit den Taliban und dem IS ist es jetzt vielleicht noch schlimmer als früher.“

Noch ist das letzte Wort nicht gefallen. Der Anwalt der Asadis, deren Aufenthaltsgenehmigung noch bis Ende Oktober gültig ist, hat gegen den Ablehnungsbescheid Einspruch eingelegt. „Wir werden beim Verwaltungsgericht klagen“, kündigt der 35-Jährige an. Und seine Frau hofft, dass mit einer Zusage für den Ausbildungsplatz die Chancen für einen Weiterverbleib steigen. Wie es weiter geht, darüber ist sich die Familie aber im Klaren, ist mehr denn ungewiss.