In letzter Zeit hat es auch in der Region Stuttgart immer wieder gewaltsame Konflikte in Flüchtlingsunterkünften gegeben. Dennoch ist das Ausmaß dieser Vorfälle nicht alarmierend, meint StZ-Redakteur Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - In den vergangenen Monaten hat es auch in der Region Stuttgart immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen in Flüchtlingsunterkünften gegeben. Nun ist der erste Fall auch in einer Einrichtung der Landeshauptstadt vorgekommen. Gemessen an der großen Zahl von Menschen, die in teils engen und schon daher schwierigen Verhältnissen untergebracht sind, die überdies Belastungen ihrer Flucht hinter sich und eine ungewisse Zukunft vor sich haben, ist das Ausmaß dieser Vorfälle aber nicht alarmierend.

 

Gleichwohl lenken sie den Blick auf ein Problem, das man ernst nehmen muss. Selbst in der Landeshauptstadt gerät das bisher gut funktionierende System der Unterbringung von Flüchtlingen an Grenzen. Weil man mit dem Bau neuer Asylheime nicht nachkommt, müssen die Verantwortlichen immer häufiger auf Interimsquartiere zurückgreifen, die sich für diesen Zweck nur bedingt eignen. Führt man sich die Lebensbedingungen in den fünf städtischen Turnhallen vor Augen, kann man ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, dass dort das Zusammensein weniger entspannt verläuft, als man sich das wünscht.

Was die Betreuung anlangt, mag es ja sein, dass sich für diese Aufgabe immer noch ausreichend Personal findet. Ob die Mitarbeiter gerade in den großen und schwierigen Unterkünften, die allerorten gesucht sind, aber immer auch die nötige Erfahrung für diese Arbeit mitbringen, steht auf einem anderen Blatt.

Kommunen müssen sich besser aufstellen

Natürlich ist es auch ein Problem, dass es Flüchtlinge gibt, die mit den Verhältnissen aus verschiedenen Gründen nicht gut zurechtkommen oder deren Verhalten ein gedeihliches Miteinander unter diesen Bedingungen nicht fördert. Immer wieder hört man etwa von Asylbewerbern, dass sich Gruppen verschiedener Herkunft zum Nachteil anderer gegenseitig begünstigen.

Es ist anzunehmen, dass sich diese Gemengelagen häufen, je mehr Flüchtlinge kommen und je schwieriger es wird, diese angemessen unterzubringen. Deshalb müssen sich die Kommunen noch besser auf diese Verhältnisse einstellen. Insbesondere in den prekären Einrichtungen wird es nicht reichen, nur das Sicherheitspersonal zu erhöhen. Dort muss gewährleistet sein, dass ausreichend kompetente Mitarbeiter vor Ort sind, die Konflikte frühzeitig erkennen und eingreifen können.