Die 99 Asylsuchenden, die seit Mitte August im Flüchtlingsheim in Weilheim leben, wünschen sich vor allem eine Internetverbindung. Für viele der allein nach Deutschland geflüchteten Männer ist es die einige Verbindung zu Familie und Freunden.

Weilheim - Kaum sind sie von ihren Fahrrädern abgestiegen, werden der Bürgermeister Johannes Züfle und seine knapp 20 Begleiter bereits von einer Traube Menschen umringt. Dabei ist auch an der Flüchtlingsunterkunft nur ein kurzer Stopp auf der dreistündigen „kommunalpolitischen Radtour mit dem Bürgermeister“ durch Weilheim geplant gewesen. Doch die Neugier und der Gesprächsbedarf sind zu spüren – auf beiden Seiten.

 

Seit zwei Wochen leben in der neu eingerichteten Flüchtlingsunterkunft 99 überwiegend junge Männer aus Tunesien, Gambia, Afghanistan und Syrien. U-förmig stehen die 33 Container auf einem Ausweichparkplatz neben der Sport- und Allzweckhalle. Der gelbe Anstrich an den Außenwänden strahlt etwas Freundlichkeit aus, doch drinnen müssen drei Fremde auf 14 Quadratmetern miteinander leben. „Die Enge ist ein Problem“, sagt Züfle, verweist aber auf die Gemeinschaftsräume sowie den Technikraum und die Waschmaschinen in der Waschküche.

Fehlendes Wlan ist ein Problem

Ein Problem ist für die Bewohner vor allem das fehlende Wlan, das auf sich warten lässt. Weil auch Züfle den Flüchtlingen nicht beantworten kann, wann das drahtlose Internet funktioniert, macht sich Enttäuschung breit. Viele möchten Kontakt zu Freunden und Familien aufnehmen, die teilweise noch in der Heimat oder in anderen Flüchtlingslagern sind. Sie wollen wissen, wie es ihnen geht. Das Handy ist die einzige Verbindung, die ihnen bleibt.

Von den Bürgern, die Züfle auf der Radtour begleiten, gibt es viel Verständnis. Auch die Bitte nach Fahrrädern leuchtet vielen ein, denn der Weg ins Zentrum ist weit, und die Kosten für die Busfahrten können sich die Männer nicht leisten. Es geht nicht nur darum, Einkäufe zu machen, sondern auch zu den Sprachkursen zu gelangen. Diese bietet der Arbeitskreis Asyl in Weilheim an. Benötigte Räume, darunter das Bildungszentrum Wühle, stellt die Gemeinde zur Verfügung.

Viel Unterstützung von Bürgern trotz NPD-Protest

Laut Züfle läuft die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gut in Weilheim. Daran ändert auch ein NPD-Protestmarsch mit 13 rechten Aktivisten nichts, der kurz vor dem Einzug der Flüchtlinge am 9. August stattgefunden hat. Die Stadt hatte noch versucht, ihn zu verhindern, scheiterte aber am Tag zuvor am Verwaltungsgericht. Dieses hob das Verbot aus Gründen der Versammlungs- und Meinungsfreiheit auf. „Wir leben in einem Rechtsstaat, und die NPD ist nun einmal eine legale Partei. Man muss das aushalten können“, sagt Züfle.

Die vor ein paar Tagen auf der Facebook-Seite mit dem Titel „Gegen das Asylanten-Containerdorf im Weilheimer Egelsberg“ verbreitete Lüge über randalierende Flüchtlinge in Weilheim (wir berichteten) möchte Züfle auch nicht weiter kommentieren. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass da Weilheimer dahintersteckten.

Ähnlich beurteilt dies Jochen Ziegler vom Arbeitskreis Asyl: „Ich schätze, die Kampagne kam aus dem NPD-Kreis.“ Klar gebe es auch Skepsis in Weilheim, doch er glaube nicht, dass es in anderen ländlichen Gemeinden anders sei. „Wir erfahren sehr viel Unterstützung und bekommen viele Anfragen“, sagt er. Von den 100 Namen auf der Liste des Arbeitskreises sei rund die Hälfte aktiv. „40 Personen sind schon geschult worden, um auf die Arbeit mit den Flüchtlingen vorbereitet zu sein“, erklärt Ziegler. Was noch fehle, seien Menschen, die am Tag freie Zeit hätten, um Arzt- und Behördengänge zu begleiten.