Währenddessen sind die Staatsanwälte im sizilianischen Agrigent damit beschäftigt, Ermittlungsverfahren gegen jeden einzelnen der 155 Überlebenden einzuleiten. Das Gesetz zwinge sie dazu, sagen sie. Illegale Einwanderung ist in Italien als Straftat mit bis zu 5000 Euro bewehrt. Schleuser müssen 15 000 für jede ins Land gebrachte Person bezahlen – das aber bleibt nach Berichten italienischer Zeitungen bloße Theorie, weil die Organisatoren des massenhaften Menschenschmuggels ungreifbar in Libyen sitzen und die einzelnen, womöglich als solche ausfindig gemachten Steuermänner auf den Flüchtlingsbooten nur deren kleine Angestellte sind. Ein Tunesier, der jetzt auf Lampedusa verhaftet wurde, war bereits zum zweiten Mal in dieser Funktion unterwegs. Schon im April war er identifiziert und ausgewiesen worden.

 

Der Präsident des Roten Kreuzes fordert einheitliche EU-Regeln

Vor dem Gipfel der EU-Innenminister an diesem Dienstag hat der Präsident des Italienischen Roten Kreuzes die Europäische Union aufgefordert, Italien zumindest bei der Bewältigung der immer neuen Menschenwellen zu helfen. Francesco Rocca sagte, zwar nähmen auch Deutschland und Schweden viele Flüchtlinge auf, aber „bei denen ist das was anderes: Sie haben keine derart ausgesetzten Grenzen. Bei denen kommt niemand auf so brüchigen Verkehrsmitteln unmittelbar und in so großer Zahl ins Land.“ Francesco Rocca schlug vor, die EU solle „humanitäre Korridore“ und ein einheitlich geregeltes Aufnahmesystem einrichten: „Dann muss keiner mehr mit solchen Booten übers Meer kommen.“