Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Zwei Monate alt ist ein  in die Morgensonne blinzelndes Baby, das  ein kräftiger Familienvater aus dem Irak in einer Tragetasche ins Lager trägt. „Germany – Deutschland“ lautet die kurze Antwort auf die Frage, wohin er seinen Sohn zu bringen gedenke. Angst vor der Passage durch Ungarn hätten die Neuankömmlinge nicht, sagt Lesmajster: „Sie haben Schlimmeres durchgemacht. Aber alle haben es eilig, wollen unbedingt durch Ungarn, bevor es noch schwieriger wird.“

 

Anzeichen für eine Änderung der Flüchtlingsrouten über Serbien nach Ungarn gebe es noch nicht. Der Grenzzaun und das harte Auftreten von Ungarns Polizei hätten auf die Zahl der Durchreisenden bisher „keinerlei Effekt“: „Der Zaun bremst die Leute vielleicht ab, aufhalten tut er sie nicht. An Aufgeben verschwenden sie keine Gedanken: Denn sie haben nichts, wohin sie zurückkehren könnten.“

Mit einem Kinderwagen zieht eine Flüchtlingsfamilie auf der Autobahn unweit von Röszke in Richtung Budapest: Aus ganz Ungarn werden auch zu Wochenbeginn Trecks von Flüchtlingen vermeldet, die trotzig zu Fuß in Richtung Österreich ziehen. Ihre Hoffnung auf weitere Buskonvois in den Westen versuchen die Regierungen in Wien und Berlin mit der Beteuerung zu zerstreuen, dass es sich am Wochenende um eine „einmalige“ Aktion gehandelt habe. Mit einem noch strengeren Grenzregime und den am 15. September in Kraft tretenden Notstandsgesetzen hofft Budapest die unerwünschten Durchwanderer abzuschrecken. In Europa regiere die Heuchelei, aber Ungarn werde sich zu helfen wissen, verkündete Premier Viktor Orban: Ein Staat, der seine Grenzen nicht schütze, sei „kein Land“.