Frankreich - Das Image der Deutschen hat sich schlagartig ins Positive gedreht. Die Europäer sind mehrheitlich voll des Lobes über Deutschlands Aufnahmebereitschaft für die Flüchtlinge. Die Korrespondenten der Stuttgarter Zeitung in Paris, Rom, Madrid und London geben einen kleinen Überblick.

 

So schnell kann es gehen. Eben noch bei Leuten wie Denis Griponne mit Vorbehalt empfangen, ist man nun willkommen. Dankbarkeit und Bewunderung schlagen einem entgegen. Der aus Afrika stammende 32-jährige Franzose lacht, breitet die Arme aus und sagt: „Du bist Deutscher, ich gratuliere, toll wie ihr Deutschen das macht!“ Vergessen ist die Empörung darüber, dass ein deutsches Boulevardblatt die von der Krise ausgezehrten Griechen zum Verkauf ihrer Inseln und aus dem Euro drängen wollte. Vergeben ist, dass der Kanzlerin Haushaltsdisziplin wichtiger schien als europäische Solidarität. Geizig, hartherzig, egoistisch – was immer Angela Merkel und den Deutschen angelastet worden war, jetzt sind es die anderen, die den Flüchtlingen weniger großzügig begegnen.

Auch in Frankreich gilt Merkel nun als „Mutti“. Vorbei die Zeiten, da in Medien Warnungen vor deutschem Vormachtstreben und Aufrufe zum Widerstand gegen deutsche Spardiktate erklangen. Solidaritätsappelle dringen nun ans Ohr. „Lasst uns Merkel helfen“, titelt Arnaud Leparmentier, Kolumnist von „Le Monde“. Deutschland könne nicht das ganze Elend der Welt aufnehmen. Man habe gesagt, Deutschland sei egoistisch und voilà, es erweist sich als großzügig. Selbst der nicht als Fürsprecher von Immigranten bekannte rechtskonservative „Figaro“ stellt anerkennend fest, die wirtschaftlich zur Führungsmacht aufgestiegenen Deutschen hätten auch „auf diplomatischer und moralischer Ebene den Durchbruch“ erzielt. Allein die politisch links stehende „Libération“ will nicht in die Lobeshymnen einstimmen. Da sei keine großzügige Mutti am Werk, sondern eine Regierung, die mit der Aufnahme von Flüchtlingen gegen die drohende Überalterung der Bevölkerung vorgehe, gibt „Libération“ zu verstehen.