Die schnellen Entscheidungen zur Flüchtlingsunterbringung wecken Ängste und Sorgen. In einer Reihe von Infoabenden bietet die Stadt Waldenbuch ihren Bürgern ein Gesprächsforum.

Waldenbuch - Bis Mitte Februar 2016 stellt die Stadt Waldenbuch 180 Plätze für die Erstunterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung. 96 Personen beziehen die Sammelunterkünfte auf dem Stadionparkplatz, 56 eine Traglufthalle beim Hallenbad und 28 kommen in der ehemaligen Neuapostolischen Kirche unter. Was die Ankunft der neuen Nachbarn für die direkten Anwohner bedeutet und wie sich das Zusammenleben gestalten lässt, dazu gibt es nach wie vor viele offene Fragen. Bei einem Informationsabend im Rathaus brachten am Donnerstag zahlreiche Bürger ihre Sorgen und Ängste zum Ausdruck.

 

Drei Stunden lang hatten sich Bürgermeister Michael Lutz und Katharina Pfister vom Amt für Migration und Flüchtlinge des Landkreises Böblingen Zeit genommen, um über die Unterbringung der Asylbewerber in der Neuapostolischen Kirche und auf dem Stadionparkplatz zu informieren. Rund 80 Bürgerinnen und Bürger nahmen das Angebot wahr.

Eine Herausforderung für alle

Dabei wurde deutlich: Viel Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen, gibt es nicht. Bereits in der kommenden Woche beziehen die ersten Flüchtlinge die geschlossene Kirche. Mitte Januar soll die Traglufthalle für 56 Personen auf dem Stadionparkplatz bezugsfertig sein. Daneben entsteht bis Mitte Februar ein Industriebau mit 40 Plätzen.

Die neue Situation ist eine Herausforderung für alle, und jeder reagiert darauf auf seine Weise. „Egal, was sie denken oder fühlen, ich nehme das auf“, versicherte Katharina Pfister. Sie freue sich über jeden, der mit ihr in den Dialog trete. Die Anwesenden ließen sich nicht lange bitten. Allen voran der frühere Stadtrat Hansjörg Schweizer, der an die Flüchtlingsunterbringung in der Kommune in den 90er Jahren erinnerte. „Das hat überhaupt nicht funktioniert“, berichtete er.

Nähe zur Schule verursacht Sorgen

„Damals lief die Unterbringung noch ganz anders“, betonte Katharina Pfister. Heute werde auf eine möglichst heterogene Struktur der Bewohner geachtet; täglich seien Ansprechpartner vor Ort, und man versuche, durch die Gestaltung der Räume ein sozial verträgliches Umfeld zu schaffen. „Wir haben damit im Landkreis bisher gute Erfahrungen gemacht“, versicherte sie.

Von den Argumenten der Amtsleiterin ließen sich nicht alle Anwohner überzeugen. „Wen spreche ich an, wenn sonntags bei mir jemand auf der Terrasse steht“, hakte eine Waldenbucherin nach. „Was machen Sie für den Schutz der Bürger, wenn es Streit gibt“, ergänzte eine Nachbarin. Auch die Nähe zur Schule und den Sportplätzen verursacht Sorgen. „Ich sehe hier eine potenzielle Gefahr für die Kinder“, erklärte ein Vater. Für Kritik sorgte auch die Aufstockung der Unterbringungskapazitäten an den einzelnen Standorten. „Wir sind komplett überrannt worden. Es waren dezentrale Strukturen geplant, das hat das Landratsamt kaputt gemacht“, beklagte ein Bürger.

Bürgermeister Michael Lutz versicherte, alles für den sozialen Frieden und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu tun. Dazu gehöre der dringende Wunsch nach einer Personalverstärkung im Polizeiposten. Lutz warnte allerdings auch davor, in Horrorszenarien miteinander zu diskutieren. „Das bringt uns nicht weiter“, betonte er. Der Verwaltungschef ermunterte die Bürgerinnen und Bürger, auf die Flüchtlinge zuzugehen, Begegnungen zu ermöglichen und dadurch Ängste abzubauen. Gleiches erhoffe man sich von den Neuankömmlingen. „Wir werden auch den Menschen, die jetzt zu uns kommen, mit auf den Weg geben, was wir von ihnen erwarten“, versicherte er.

Informationen
Eine Infoveranstaltung über die Pläne für den Bau einer Leichtbauhalle für 56 Flüchtlinge neben dem Hallenbadparkplatz findet am Sonntag, 13. Dezember, um 18 Uhr im Forum der Oskar-Schwenk-Schule statt. Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger aus anderen Teilen der Stadt sind willkommen.