Das Asylheim an der Kirchheimer Straße soll erweitert werden. Der Arbeitskreis Flüchtlinge möchte bei den Planungen mitreden.

Heumaden - Knapp acht Monate ist es her, dass ein Feuer im Flüchtlingswohnheim an der Kirchheimer Straße gewütet hat. Der Brand hat seinerzeit viele Schäden verursacht: Ein Gebäudeteil musste abgerissen werden, ein weiteres Haus des Ensembles war durch Löschwasser bis vor Kurzem teilweise unbewohnbar geworden.

 

Mittlerweile gibt es große Pläne für die Unterkunft. Die Stadt setzt das vom Löschwasser beschädigte Haus instand und plant, den abgebrannten Gebäudeteil zwischen Juni und November wieder aufzubauen. Darüber hinaus soll laut Liegenschaftsamt nach der Sommerpause ein Erweiterungsbau mit 70 zusätzlichen Plätzen entstehen. Die Bauzeit für das Haus in Holzfertigbauweise wird mit einem Jahr veranschlagt. 175 Menschen haben in der Unterkunft vor dem Brand gewohnt, die Platzzahl würde dann auf 245 steigen. Tatsächlich wohnen werden an der Kirchheimer Straße voraussichtlich 220 Menschen, da das Heim aus Rücksicht auf die Bewohner meist nur zu 90 Prozent belegt wäre.

Die Stadt muss Platz schaffen für die vielen Neuankömmlinge

Die Begründung der Stadt für die Erweiterung ist simpel: Sie muss so schnell wie möglich Platz schaffen für Neuankömmlinge. In jüngster Zeit ist die Zahl der Flüchtlinge, die ins Land gekommen sind, stark gestiegen – zwischen 9000 und 11 000 werden dieses Jahr in Baden-Württemberg erwartet. Für die Landeshauptstadt bedeutet dies, dass sie Hunderte Asylsuchende unterbringen muss.

Dezentral in Wohnungen, wie es die Stadt zuletzt favorisiert hat, sei dies nicht möglich – das hat ein Vertreter des Liegenschaftsamts bei einer Versammlung des Bürgervereins Heumaden kürzlich deutlich gemacht. Auch Stefan Spatz, der stellvertretende Leiter des Sozialamts, verteidigt die Rückkehr zur Großunterkunft in Heumaden: „Zu Beginn der 90er Jahre haben dort schon einmal 225 Menschen gelebt. Wir schaffen also nicht mehr Plätze.“ Zudem gehe es darum, kostengünstig zu wirtschaften: „Einen Leerstand von 35 Prozent, wie wir ihn früher hatten, können wir vor dem Steuerzahler nicht verantworten.“

Der Arbeitskreis Flüchtlinge sieht die Erweiterung skeptisch

Für Ariane Müller-Ressing, die Sprecherin des Arbeitskreises Flüchtlinge, sind diese Argumente stichhaltig: „Wir sehen die Notwendigkeit, dass die Stadt die Flüchtlinge irgendwo unterbringen muss. Und wir wissen, dass das Geld knapp ist.“ Dennoch sieht sie der Erweiterung mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie spricht für 27 ehrenamtliche Helfer, die die städtischen Sozialarbeiter bei der Betreuung der Flüchtlinge an der Kirchheimer Straße unterstützen. „Wir nehmen eine vermittelnde Position ein. Aber wir haben auch den Anspruch, die Entscheidung der Stadt nachvollziehen zu wollen“, sagt sie. Sprich: Der Arbeitskreis will genauer wissen, warum es nicht möglich ist, die Flüchtlinge wie bisher in kleineren Einheiten unterzubringen.

Denn die Verdichtung in großen Heimen bringt laut Müller-Ressing gravierende Nachteile mit sich. „Das macht die Menschen aggressiv. Depressive werden noch depressiver, seelisch Belastete haben keinen Raum, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten.“ Auch für die Helfer des Arbeitskreises sei die Betreuung von 220 Flüchtlingen die Obergrenze: „Mehr schaffen wir nicht.“ Deshalb wünscht sich Ariane Müller-Ressing, dass der Arbeitskreis an den Planungen für den Erweiterungsbau beteiligt wird. „Man kann zum Beispiel ohne hohe Kosten mehr Privatsphäre schaffen, etwa durch eine andere Raumaufteilung. Das würde enorm helfen“, sagt sie. Auch weitere Vorgaben, etwa eine gute Verteilung von Duschen auf den Fluren, möchte die Sprecherin umgesetzt wissen. Zudem sei es unsinnig, ein Provisorium statt eines soliden Gebäudes zu errichten: „Im Endeffekt wäre eine Holzbaracke teurer und wegen des schlechten Schallschutzes nicht wünschenswert.“

Ämter sichern Beteiligung zu

Die Arbeitskreis-Sprecherin hofft nun auf ein Entgegenkommen der Ämter. „Bisher hatten wir sehr guten Kontakt“, sagt sie. Die Sorge vor dem Vergessenwerden muss sich der Arbeitskreis zumindest offiziell aber nicht machen: Das Amt für Liegenschaften hat seine Bereitschaft zur Kooperation signalisiert. Auch Stefan Spatz vom Sozialamt versichert: „Wir werden den Arbeitskreis auf jeden Fall einbeziehen. Wir haben unsere Zusagen immer eingehalten, uns kann man vertrauen.“