Der Flüsterasphalt soll Lärm mindern, lange halten und dazu keinen großen Aufpreis haben. Der Wunderbelag hält allerdings nicht all das, was er verspricht. Jetzt wird eine Alternative erprobt.

Stuttgart - Wenn Straßenbauexperten von „Opa“sprechen, dann meinen sie den offenporigen Asphalt, allgemein auch Flüsterasphalt genannt. Der vermindert durch Hohlräume in der Oberfläche das Geräusch von fahrenden Autos und erst recht von Lastwagen, aber eben nur für eine gewisse Zeit. Die offenen Poren sind empfindlich gegen Belastung und setzen sich darüber hinaus mit Dreck zu. „Je nach Belastung kann der Flüsterasphalt in fünf bis acht Jahren kaputt sein“, erklärte am Mittwoch ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Stuttgart.

 

So geschehen ist es auf der A 8 zwischen Leonberg und Heimsheim. Erst 2008 wurde der Ausbau dieses Autobahnabschnitts gefeiert, jetzt ist die vorwiegend von Lastwagen genutzte rechte Spur in keinem guten Zustand mehr. Wobei auch das Straßenbauunternehmen Fehler gemacht haben soll. Das wirft die Fragen nach der Haftung auf.

ACE fordert Strapazierfähigkeit

Laut dem Automobilklub ACE kommt der Flüsterasphalt in Deutschland auf einer Länge von 400 Kilometern auf Autobahnen zum Einsatz. Er ist um 50 Prozent teurer als ein herkömmlicher Fahrbahnbelag. Der ACE fordert: Bei Flüsterasphalt sollen künftig nur noch Materialien verbaut werden, deren lang anhaltende Strapazierfähigkeit auch bei starker Verkehrsbelastung nachgewiesen sei.

Auf der Suche nach Alternativen sind die Fachleute bereits fündig geworden. Lärmoptimierter Splittmastix-Asphalt lautet der neue Fachbegriff. Der senkt den Lärm ebenfalls deutlich, soll aber eine lange Lebensdauer haben und nicht allzu viel teurer sein als der bisher verwendete Splittmastix-Asphalt. Das Problem: Er hat noch keine Zulassung. Auf einer Versuchsstrecke auf der B 10 zwischen Stuttgart und Uhingen im Kreis Göppingen werden derzeit Erfahrungen mit dem optimierten Asphalt gesammelt. Bei den Tests geht es neben Lärmmessungen um Haltbarkeit oder Griffigkeit insbesondere bei Nässe und andere Parameter.

Mehr Tempo für die neue Mischung

Wann bei positiven Testergebnissen diese Zulassung erteilt wird, kann derzeit nur grob geschätzt werden. Dem Vernehmen nach kann das einige Monate dauern oder auch zwei bis drei Jahre. „Die Weiterentwicklungs-, Test- und Genehmigungsverfahren etwa für den neuartigen Splittmastix-Flüsterasphalt müssten beschleunigt werden“, fordert der ACE. Ganz in diesem Sinne hat sich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bereits beim Bund dafür eingesetzt, dass die neue Mischung so schnell wie möglich im Straßenbau verwendet werden darf. Baden-Württemberg und Bayern ziehen dabei an einem Strang. Doch bis es soweit ist, wird der alte Flüsterasphalt noch auf einige Autobahnabschnitten verwendet.

Als „Opa“ vor mehr als vier Jahrzehnten in den USA entwickelt wurde, ging es noch nicht um eine Reduzierung der Fahrgeräusche, sondern um eine besser Drainage auf Flugplätzen. Die inzwischen im Fokus stehende Lärmminderung geht so weit, dass die verbliebenen Geräusche nur noch der halben Verkehrsmenge entsprechen.